Oberfränkische Eier sind sauber

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Schon wieder gibt es einen Eier-Skandal: Diesmal sind Eier aus den Niederlanden importierte Lebensmittel betroffen. In der Region gibt es noch keine Verdachtsfälle. Foto: Malte Christians/dpa Foto: red

Der neue Lebensmittelskandal um mit Insektengift verseuchte Eier verunsichert die Verbraucher. In der Region sind bisher keine Eierproduzenten bekannt, die mit dem Mittel in Kontakt gekommen sein könnten.

 
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Wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit feststellte, sind Eier aus den Niederlanden aber in den Handel nach Bayern gelangt.

Der größte Eier produzierende Betrieb im Landkreis Kulmbach ist das Familienunternehmen Kasendorfer Frischeier. Täglich liefern die Hühner der Eierfarm rund 14.000 Eier. Die Eier stammen aus Boden-, Freiland-, Bio- und Kleingruppenhaltung. Die Freilandfläche ist 92.000 Quadratmeter groß, der neue Stall für 22.500 Hühner ausgelegt. „Wir kümmern uns selbst um die Aufzucht der Hennen und bauen das Futter auf unseren Feldern an“, sagt Hans-Peter Kolb. Gereinigt werden die Ställe der Hühner zunächst mit Wasser, sagt Kolb. „Später erfolgt die Desinfektion, die für uns ein Dienstleister übernimmt.“ Verwendet werde ein Mittel, das auch für Bio-Betriebe zugelassen sei. „Darauf müssen wir uns verlassen können.“

Keine Großbetriebe im Landkreis

Kolb telefonierte am Donnerstag mit Dr. Andreas Koller vom Kulmbacher Veterinäramt. Die bayerischen Behörden versuchen zu ermitteln, welche Geflügelgroßbetriebe mit dem verdächtigen Milbenbekämpfungsmittel Dega-16 in Kontakt gekommen sein könnten. „Einen Großbetrieb mit 40 000 Legehennen oder Masthühnchen haben wir im Landkreis nicht“, sagt Koller. „Ich habe aber mit allen größeren Betrieben am Telefon gesprochen. Bisher haben wir keinen Verdacht. Der Hersteller taucht bei uns nicht auf.“ Der Kasendorfer Betrieb habe dies mit einem Lieferschein nachweisen können. Weil die Ermittlungen in Bayern erst begonnen hätten, könne keine allgemeine Entwarnung gegeben werden. Daher rät Koller den Kunden, nur Eier deutscher Herkunft zu kaufen.

Biolandhof hält rund 3000 Hühner

Auf dem Biolandhof der Familie Schleicher in Lindau dürfen die Hühner ins Freie. Der Infektionsdruck ist bei dieser artgerechten Haltung weitaus geringer. „Wir haben offene Ställe, weniger Besatz und ein ganz anderes Klima“, sagt Annette Schleicher. „Unsere Hühner sind fit und gesund.“ Für die rund 3000 Tiere stehen acht Ställe zur Verfügung, zwei davon sind beweglich und fassen je 1000 Hühner. In den anderen sechs Ställen werden je 175 Tiere untergebracht. Zur Reinigung würden die Ställe gewaschen und gekalkt. Die Biobauern achteten generell viel stärker auf die Tiergesundheit, so Schleicher. Jeder Lieferant habe eine gültige Zertifizierung vorzuweisen.

Reinigung der leeren Ställe

Auf dem Gebhardtshof der Familie Heintke bei Weidenberg leben 1600 Legehennen. Ein eher kleiner Betrieb, sagt Martina Heintke, die sich um die Hühner kümmert. Die fünf Ställe werden erst gereinigt, wenn sie leer sind. Teile der Einrichtung werden vorher abgebaut. „So kann kein Reinigungsmittel in die Nahrungskette gelangen“, sagt Martina Heintke. Dass giftige Substanzen ins Ei gelangten, sei somit ausgeschlossen. „In einem gut geführten, ordentlichen Betrieb darf so etwas nicht passieren.“

Preiskampf zulasten der Hygiene?

Im Übrigen seien die Inhaltsstoffe eines jeden Mittels aufgelistet. Diese durchliefen einen Zulassungsprozess, in dem getestet werde, wie der Inhalt auf die Umwelt wirke. Außerdem gebe es sogenannte Sicherheitsdatenblätter. „Jeder Betrieb muss sie führen und den Prüfstellen jederzeit vorlegen können.“ Ein Problem sieht die Familie im zunehmenden Preiskampf. „Ein Ei für 18 Cent? Wie soll das gehen?“

Quarzsand gegen Milben

Von Milchkühen auf Öko-Hennen hat Michael Grampp die heimische Landwirtschaft umgestellt. Seit Juni 2016 erfüllt er die Naturland-Kriterien. Auf 48 Hektar großen Betriebsfläche hält der Öko-Bauer bei Ködnitz 9000 Legehennen. Die EU schreibt ihm genau vor, welche Mittel in der Bio-Haltung zulässig sind. „Zur Reinigung werden säurehaltige Mittel verwendet, zum Beispiel mit Essig oder Zitrone, und Brandkalk“, sagt Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute. Um Milben zu bekämpfen, komme Sand aus Quarzgesteinen zum Einsatz, so der Fachmann. Denn: „Milben sind die zuverlässigsten Begleiter von Hühnern, gerade in der Sommerzeit.“

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