Joseph Aub und Markgraf Friedrich sind als Namensgeber im Gespräch Namensstreit: Ein Rabbi für die Stadthalle

Von Thorsten Gütling
Die Stadthalle, eine Großbaustelle. Am nächsten Mittwoch entscheiden die Stadträte, wie sie heißen soll, wenn sie voraussichtlich im Jahr 2020 wiedereröffnet wird. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Am Mittwoch, 20. Dezember, entscheidet der Stadtrat darüber, wie die Stadthalle künftig heißen soll. Nachdem die Räte den Namen „Forum am Hofgarten“ wegen Namensgleichheit mit einer Einrichtung in Günzburg abgelehnt und damit die Entscheidung einer Jury aufgehoben haben, stehen jetzt drei Alternativen zur Wahl.

 
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Eine knappe Mehrheit zeichnet sich für den Namen „Friedrich-Forum“ ab. Dafür sprechen sich die Fraktionen von CSU und Bayreuther Gemeinschaft aus. Die Stadthalle solle weiterhin Stadthalle heißen, finden dagegen Grüne, Junges Bayreuth, FDP/DU und Teile der SPD. Mit einem dritten Vorschlag steht Halil Tasdelen, Stadtrat und Landtagskandidat der SPD, allein auf weiter Flur.

Geht es nach Tasdelen, soll die Halle nach Joseph Aub benannt werden. Aub war ein jüdischer Gelehrter, der 1828 aus einem Machtkampf zwischen konservativen und reformwilligen Juden als Sieger hervorgegangen war und in Bayreuth zum Rabbiner gewählt wurde. Er ging als Reformer in die Geschichtsbücher ein, weil er als einer der ersten Rabbiner auf Deutsch statt auf Hebräisch lehrte.

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Tasdelen glaubt, dass sich eine „Joseph-Aub-Halle“ überregional gut vermarkten lasse. Gegenüber Auswärtigen könne man erklären, dass der Name gewählt wurde, um einen Zeichen gegen die nationalsozialistische Vergangenheit des Festspielhauses unter Siegfried und Winifred Wagner zu setzen. Dass es in Bayreuth mit dem gebürtigen Türken Tasdelen ein Moslem war, der in Zeiten des wieder aufflammenden Isreal-Palästina-Konfliktes einen Juden vorschlug. Gegenüber Auswärtigen könne man schließlich nicht nur die Stadthalle bewerben, sondern gleich die ganze Kulturachse: angefangen von der ältesten noch genutzten Barock-Synagoge Deutschlands im Norden, über das Weltkulturerbe Opernhaus und das Neue Schloss bis hin zur Joseph-Aub-Halle im Süden. Tasdelen träumt gar von einer „Weltkulturachse“ und sagt: „Warum sollten wir nicht auch mal protzen?“

Die Juden sollten am gesellschaftlichen Leben teilnehmen

Norbert Aas ist Stadthistoriker und mit der jüdischen Geschichte im Besonderen vertraut. Er bezeichnet Joseph Aub als einen Juden, der die staatlichen Ordnungen akzeptiert hat. Im 19. Jahrhundert sei das alles andere als selbstverständlich gewesen, schließlich seien Juden damals auch durch die bayerische Verfassung stark benachteiligt worden. Aub habe es sich aber zum Ziel gemacht, das zu ändern. Voraussetzung dafür: Die Juden sollten am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. „Bis dahin waren Juden in der Stadt eher unscheinbar“, sagt Aas. Erst durch Aub seien zu einem Teil der Stadtgemeinschaft geworden.

Als geeigneten Namensgeber für die Stadthalle sieht der Historiker den Rabbiner aber trotzdem nicht. Weil er in der Stadt zu unbekannt und trotz Allem eher ein fortschrittlicher Bürger jüdischen Glaubens, als ein bedeutender Aufklärer gewesen sei. Ähnlich klingt auch das Hauptargument von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe gegen Tasdelens Vorschlag: „Zur Vermarktung wäre es besser, wenn man den Namen der Stadthalle nicht erst erklären müsste.“

"Dann erklären wir ihn eben"

Dieses Argument will Tasdelen nicht gelten lassen. „Dann erklären wir ihn eben“, sagt der Sozialdemokrat und unterstellt den Kritikern: „Wir wollen nur wieder jedem Ärger aus dem Weg gehen.“

Die Argumente der anderen Fraktionen: „Dass aus der früheren Reithalle überhaupt ein Theater wird, das hat Markgraf Friedrich eingefädelt“, sagt Stephan Müller von der Bayreuther Gemeinschaft (BG). Die BG habe sich dem Vorschlag der CSU daher angeschlossen, nachdem man zuvor den Namen Wilhelmine, also Friedrichs Frau, bevorzugt hatte. Die Stadthalle als Theater habe Wilhelmine aber gar nicht mehr erlebt. Müller sagt, der Name Josef Aub würde viel besser zum jüdischen Zentrum in der Münzgasse passen, wenn diese fertig gestellt sei.

Dazu, ob sich der Name Joseph-Aub-Halle eher gut oder schlecht vermarkten ließe, will sich der Leiter des Stadtmarketings, Manuel Becher, auf Nachfrage nicht äußern. Weil das die Entscheidung des Stadtrates vorweg nehmen könnte, wie er sagt.

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