Das "Forum am Hofgarten" ist vom Tisch

Von Thorsten Gütling
Drei Wochen nachdem sich eine Jury für den Namen "Forum am Hofgarten" entschieden hat, ist der neue Namen für die Bayreuther Stadthalle schon wieder vom Tisch. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Das war’s mit dem „Forum am Hofgarten“. Zwar haben die Mitglieder des Ältestenausschusses noch keinen besseren Namen für die Stadthalle gefunden. Einigkeit herrscht aber darüber, dass es der Name, den eine Jury aus Mitgliedern fast aller Fraktionen vor drei Wochen ausgesucht hatte, nicht sein soll. „Wir würden das ,Forum am Hofgarten’ gerne begraben“, heißt es aus mehreren Fraktionen.

 
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Ausschlaggebend ist ein Schreiben des Günzburger Oberbürgermeisters Gerhard Jauernig. Im 280 Kilometer entfernten Günzburg bei Ulm gibt es ebenfalls ein „Forum am Hofgarten“ und zwar schon seit über 25 Jahren. Weil das die Jury zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung nicht gewusst hatte, hatten die Fraktionsvorsitzenden von CSU und SPD, Stefan Specht und Thomas Bauske, darum gebeten, die Stadtverwaltung möge prüfen, ob ein Streit mit Günzburg zu befürchten sei. In einem Schreiben hat der Günzburger Oberbürgermeister jetzt zu verstehen gegeben, dass „derzeit keine Unterlassungsansprüche bestehen, auf die verzichtet werden könnte“.

Das Rechtsreferat sieht Risiken

Was unproblematisch klingt, birgt nach Ansicht des Rechtsreferenten im Bayreuther Rathaus, Ulrich Pfeifer, Risiken. Wegen des Wörtchens „derzeit“ seien künftige Unterlassungsansprüche nicht auszuschließen. Eine „rechtliche Hürde“, die auch Specht sieht, der selbst Jurist ist. Es käme schließlich einem Schildbürgerstreich gleich, wenn man die Stadthalle für 55 Millionen Euro saniere, überregional bekannt mache und schließlich Ärger wegen des Namens bekomme. Dass man nach den Erfahrungen der Landesgartenschau vorsichtiger hätte sein müssen, findet Sabine Steininger, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat. Damals war die Stadt auf eine Münchener Werbeagentur hereingefallen, die ein Logo entwarf, das sich als Plagiat herausstellte.

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Karsten Schieseck, Stadtrat der Bayreuther Gemeinschaft und ebenfalls Jurist, bezeichnet die Diskussion dagegen als falsch und lächerlich. Das Schreiben des Günzburger Rathauschefs zeige, dass die Stadt derzeit keine Forderungen habe. Und wegen einer Namensgleichheit alleine werde Günzburg auch in Zukunft kein belegbarer wirtschaftlicher Nachteil entstehen. „Lasst uns nicht hinter juristischen Bedenken verstecken, sondern sagen, dass es eine blöde Idee war, die Entscheidung einer Jury zu überlassen“, sagt Schieseck. Selbstkritisch zeigt sich Thomas Hacker (FDP), der der Jury angehörte: „Im digitalen Zeitalter hätte uns ein kurzer Griff zum Handy einfallen müssen um eine Namengleichheit auszuschließen.“

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Dem Vorschlag, die Fraktionen noch einmal diskutieren zu lassen und erst im Dezember im Stadtrat zu entscheiden, könne sie zustimmen, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Sie rät jedoch zur Eile, weil sich die Stadthalle ohne Namen nicht vermarkten lasse. Selbst nach der Höhe künftiger Mietkosten hätten sich Veranstalter schon bei der Stadt erkundigt. Noch einmal versichert Merk-Erbe, dass der Ältestenausschuss sich zweimal mit der Frage beschäftigt habe, wer über den künftigen Namen der Stadthalle entscheiden solle. Und beide Male habe sich niemand gegen eine fraktionsübergreifende Jury ausgesprochen. Merk-Erbe sagt, sie sei daher davon ausgegangen, dass der Stadtrat mit dem Prozedere einverstanden sei, das man bereits bei der „Wilhelminenaue“ praktiziert habe.

"Da hätte jemand Stopp rufen müssen"

Weil unter den 140 eingereichten Vorschlägen kein brauchbarer gewesen sei, hatte sich die Jury für den Namen „Forum am Hofgarten“ entscheiden, den der frühere Pfarrer der Stadtkirche, Hans-Helmut Bayer, erst im Verlauf der Sitzung ins Spiel gebracht hatte. „Der einzige Name, der vorab nicht geprüft wurde“, vermutet Iris Jahn (Junges Bayreuth). „Da hätte jemand Stopp rufen müssen.“

Markgraf Friedrich, Jean Paul oder Kulturforum

Bayreuths stellvertretender Bürgermeister, Thomas Ebersberger (CSU), nennt das Schreiben aus Günzburg einen Glücksfall für die Stadt. Der künftige Name der Stadthalle könne sich nur an Markgraf Friedrich oder Jean Paul orientieren. Ersterer habe die Stadthalle gebaut, die Büste des zweiten steht davor. Und beide seien in Bayreuth noch nicht ausreichend gewürdigt. Die Grünen im Stadtrat fordern unterdessen weiter, die Stadthalle gar nicht umzubenennen. Davor warnt Merk-Erbe aber: „Die Zuschussgeber konnten sich darunter nichts vorstellen. Bei einer Stadthalle könnte es sich für Außenstehende genauso gut um eine Markt- oder Turnhalle handeln.“ Die Oberbürgermeisterin spricht sich stattdessen für den Namen „Kulturforum am Hofgarten“ aus.

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