Michael Schüler ist der neue Chefarzt

Von Andrea Pauly
Dr. Michael Schüler ist der neue Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus in Bayreuth. Foto: Andrea Pauly Foto: red

Dr. Michael Schüler hat die Nachfolge von Manfred Wolfersdorf als Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik angetreten. Er will mit den Mitarbeitern "neue Wege aushecken" und den Stationen, die bisher eher im Hintergrund agierten, mehr Aufmerksamkeit schenken.

 
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Schülers Schwerpunkt ist die Gerontopsychiatrie, also die Behandlung von Senioren mit psychischen Krankheiten. Er hat die Gerontopsychiatrie in Bayreuth auf- und ausgebaut, die Ambulanz und die so genannte Memoryklinik vorangetrieben. Seine wichtigste Patientengruppe sind die Demenzkranken. "Das bleibt auch mein Steckenpferd", sagt Schüler. Vor zehn Jahren hat er die regionale Alzheimergesellschaft gegründet, seither ist er Vorsitzender.

Mehr Betten, mehr Verantwortung

Schüler ist seit 33 Jahren am Bezirkskrankenhaus, seit 16 Jahren als stellvertretender Chefarzt. Er folgt auf Prof. Manfred Wolfersdorf, der Ende September in den Ruhestand gegangen ist. Mit dem neuen Posten wächst seine Verantwortung: Die gesamte Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik zählt 280 Betten; die Gerontopsychiatrie hat 60.

In seiner neuen Funktion will er sich mehr um die Abteilungen kümmern, die bisher nicht im Fokus standen: "Wir haben hier Kliniken mit sehr vielen spezialisierten Einrichtungen. Da geht man naturgemäß immer in die Tiefe, links und rechts davon werden Dinge nicht so intensiv betreut. Da möchte ich ein Gleichgewicht schaffen." Das gelte beispielsweise für die Suchtmedizin: "Seit vielen Jahren haben wir dort die größten Patientenzahlen."

Der Plan: Ein Ethikkomitee gründen

Immer bedeutender werden auch so genannte nicht stoffgebundene Abhängigkeiten wie Spiel- und Internetsucht. "Da droht nicht die Illegalität, sondern der persönliche Ruin." Weil die Patienten immer jünger werden, möchte Schüler enger mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammenarbeiten. Und er will ein klinisches Ethikkomitee einrichten: "Gerade in der Psychiatrie gibt es viele Fragestellen mit hoher ethischer Bedeutung. Wir haben Patienten, die sind nicht in der Lage über Medikation, Behandlung oder Aufenthaltsort zu entscheiden - das greift in die Autonomie ein."

Veränderungen sieht er gelassen

Das Bezirkskrankenhaus befindet sich in einem Prozess der Veränderung. Die Leitung bekommt eine neue Struktur, der neue Ärztliche Direktor Prof. Thomas Kallert ist künftig auch zuständig für die anderen Kliniken im Bezirk. "Die medizinischen Entscheidungen liegen in der Hand des Chefarztes", sagt Schüler. Der Ärztliche Direktor habe mehr verwalterische Aufgaben. Ganz ohne Papierkram wird aber auch er nicht arbeiten können. "Die überbordende Abrechnungsbürokratie und der Dokumentationswahn - enn das auch psychiatrisch der falsche Begriff ist - darauf würde ich gerne verzichten", sagt Schüler. "Das ist immer mehr geworden, ohne dass es einzelnen Patienten besser gehen würde."

Mit den Veränderungen gehe er "gelassen" um, sagt der 63-Jährige. Er habe viel positive Resonanz erhalten, wisse aber auch, dass einzelne Bereiche besorgt seien, dass sie abgehängt werden könnten. "Ich sehe es als meine wichtigste Aufgabe an, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Ich habe den Vorteil, dass ich im Haus bekannt bin und nicht der neue Besen bin, der meint, besonders gut kehren zu müssen." Er empfinde Aufbruchstimmung und sehr viel Bereitschaft mitzugehen und mitzumachen. Er wolle die Mitarbeiter anders einsetzen, nämlich "nach Zufriedenheit und ihren Möglichkeiten". Mit denen, die sich neue Wege überlegen möchten, wolle er das "aushecken, planen und strukturieren", sagt Schüler.  

Neue Stationen, mehr Vernetzung

Derzeit entsteht der große Klinikneubau, mit dem auch eine Umstrukturierung der Stationen verbunden ist. "Wir werden eine Station für Psychosomatik reinnehmen. Da sehe ich großen Bedarf, die jetzige Abteilung ist immer überbelegt." Auch die sozialpsychiatrischen Angebote will er stärken. "Es gibt viele junge Menschen, die früh psychotisch erkranken." Für sie brauche die Klinik eine gute Vernetzung nach draußen zu den sozialpsychiatrischen Diensten.

Nach draußen - dahin geht der Trend in der Psychiatrie ohnehin. Die ambulante Behandlung bei den Patienten zuhause werde ihn auch beschäftigen. "Das ist sehr aufwendig und sehr personalintensiv. Es gibt viele Modelle, aber wenige Vorbilder." Diese Art der Behandlung sieht er als eine Herausforderung, die nicht in allen Fällen umsetzbar sein werde.

Zur Person

Dr. Michael Schüler beschloss schon während der Schulzeit, Arzt zu werden. Nach dem Studium in Tübingen und Erlangen kam der gebürtige Stuttgarter nach Bayreuth ans Bezirkskrankenhaus. Dort bildete er sich weiter zum Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie sowie für Neurologie und zum Alterstherapeut, und absolvierte ein Aufbaustudium in Medizinethik.

Schüler ist verheiratet und lebt in Bindlach. Seine Freizeit verbringt er mit seinen Hunden und spielt Schlagzeug, liest englische Literatur und hört gMusik von Anton Bruckner und Bob Dylan.

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