Wolfgang Grubers Gemütslage liegt so mittendrin. „Für mich ist das hier eine Bestätigung, dass es den Bayreuthern schlichtweg wurscht ist, was wir so im Stadtrat machen“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP/DU. „Nichtwählen ist auch eine Entscheidung.“ Jetzt sieht er die Befürworter der großen Lösung in der Verantwortung, ihre Versprechen einzuhalten. Was sie versprochen haben? Ordentliche Konzepte. Für die Nutzung der Stadthalle nach Sanierung und Umbau. Dafür, dass Zuschüsse kommen und die Stadt nicht auf allzu viel der 55-Millionen-Investition sitzen bleibt. Und dafür, dass es eine verlässliche Finanzierung kommt. Und dann sagt Gruber noch: „Die Voraussetzungen waren ungleich.“ Er hatte wenige Tage zuvor mit einem Eilantrag an die Regierung erreicht, dass die prüfte, ob die Stadt im Vorfeld des Bürgerentscheids ihre Neutralitätspflicht verletzt habe. Ergebnis: Hat sie nicht.
Triumphgefühle spart sich einer der erklärten Befürworter der großen Lösung an diesem Abend. CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Specht sagt, er sei einfach nur „sehr froh. Weil sich Bayreuth über die Marke Kulturstadt definiert“. Versöhnen will er, nicht weiter spalten. „Wir müssen jetzt alles daran setzen, die Bedenken der Bürgerinitiative für eine günstigere Lösung zu zerstreuen.“ Und noch einer, der für die große Lösung geworben hat, ist sichtlich erleichtert. CSU-Stadtrat Franz-Peter Wild hat gerade in den Tagen vor dem Bürgerentscheid eine Trendwende gespürt. „Das Ergebnis hat sich abgezeichnet.“ Noch vor ein paar Wochen war das ganz anders: „Da habe ich jeden Tag meine Watschn gekriegt.“
Verwaltung
"Sehr zufrieden" zeigt sich Kulturreferent Fabian Kern. "Es war eine eindeutige Entscheidung, und zwar eine sehr gute. Es ist zwar traurig, dass nur so wenige Bürger abgestimmt haben, Aber für die Kulturstadt ist es eine richtungsweisende Entscheidung." Baureferent Hans-Dieter Striedl äußert sich ebenfalls zufrieden. "Die große Lösung lag vorne, und auch am Quorum waren wir näher dran." Bühnenplaner Walter Kottke spricht von einem "guten Tag für Bayreuth".
Kulturveranstalter
"Möglichst schnell" müsse es nun weitergehen, findet Udo Schmidt-Steingraeber, Chef der Bayreuther Klaviermanufaktur, und zwar mit den Bauarbeiten ebenso wie mit der Suche nach einer Ersatzspielstätte. Er ist sicher: "Die Abstimmung über die Rotmainhalle wäre nicht so absurd ausgegangen, hätte man sich ebenso ins Zeug gelegt wie jetzt bei der Stadthalle." Stephan Jöris hatte sich noch vor wenigen Tagen als Befürworter ins Zeug gelegt. "Wenn jetzt wieder Stillstand gekommen wäre, hätten wir auch in den nächsten 20 Jahren keinen Fortschritt erlebt. Und das wäre das Ende gewesen. Dann wäre der Zug für Bayreuth abgefahren. Jetzt haben wir eine Chance, auch zum Nachjustieren." Clemens Lukas von den Kulturpartnern: "Nicht die billigste, aber die beste Lösung."
Der Gegner
Bernd Abele ist Sprecher der Bürgerinitiative gegen die große Lösung. Er äußert sich enttäuscht über das unerwartet geringe Interesse der Bürger, sieht jetzt aber die Planer und Entscheider stärker in der Pflicht: "Wie gehen Stadtrat und Verwaltung mit der Entscheidung um? Denn jetzt müssen sie sanieren, jetzt wird die Frage der Haushaltskonsolidierung ganz aktuell. Vielleicht wären sie sogar ganz froh gewesen, wenn die Bürger in unserem Sinne entschieden hätten."
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