Maulwurfsplage beim TSV Bad Berneck

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Kaum zu glauben, aber hier wurde einmal Fußball gespielt. Mittlerweile haben die Aktiven des TSV Bad Berneck die weiße Fahne gehisst und den Maulwürfen den Trainingsplatz in der Blumenau überlassen. Foto: Stefan Wolfrum Foto: red

Der kleine Maulwurf ist im vergangenen Jahr 60 Jahre alt geworden. Während die tschechische Zeichentrickserie mittlerweile weitgehend in Vergessenheit geraten ist, feiert sein reales Vorbild gegenwärtig eine wahre Renaissance. Landauf, landab sind in diesen Tagen die auffälligen braunen Verwerfungen auf den vom Schnee befreiten Wiesen zu sehen, die auf eine enorme Aktivität des putzigen Insektenfressers schließen lassen. Dass der Talpidae, so der wissenschaftliche Name des Maulwurfs, wegen seiner Untergrundaktivitäten und den damit verbunden Hinterlassenschaften bei Eigentümern von Rasenflächen nicht gerade offene Türen einrennt, ist nachvollziehbar. Beim Kreisligisten TSV Bad Berneck ist die Sympathie für den bis zu 20 Zentimeter großen Säuger gar auf den Nullpunkt gesunken. Das Verhältnis zwischen Tier und Verantwortlichen als frostig zu bezeichnen, ist noch untertrieben. Vor allem Trainer Michael Lerner hat seine vornehme Zurückhaltung längst aufgegeben. „Das sind Mistviecher, nichts anderes“, sagt der 40-Jährige und lässt seinen Blick über den Trainingsplatz in der Blumenau schweifen. Was da zu sehen ist: Maulwurfshügel in unterschiedlicher Höhe, Breite und Dichte – soweit das Auge reicht.

 
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„Wir hatten hier schon immer Probleme, vor zwei Jahren war ja wegen unserer Maulwurfshügel sogar schon mal das Fernsehen da. Aber im Vergleich zur jetzigen Situation war das vor zwei Jahren Kindergeburtstag. Es müssen hier ganze Stämme in Ekstase geraten sein.“ In der Tat: Es sind Hunderte brauner Haufen auszumachen. Die Farben Rasen-Grün und Hügel-Braun halten sich fast die Waage. Als „den absoluten Hammer“ bezeichnet der Trainer des Kreisligisten die Tatsache, dass sich die Maulwürfe nur auf dem Sportplatz ausgetobt, die angrenzenden Wiesen aber offensichtlich verschont haben. Dort sind nur ganz vereinzelte Hügel zu entdecken. „So als ob es entlang der Linien unterirdische Mauern geben würde“, sagt Lerner nachdenklich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die weiße Fahne zu hissen.

An einen geordneten Trainingsbetrieb war natürlich überhaupt nicht zu denken, zumal die Haufen auch noch gefroren waren. Und dabei wollten die Kurstädter noch einmal angreifen im Meisterschaftsrennen. Anstatt Rasentraining standen für den TSV in den zurückliegenden Wochen Einheiten in der Turnhalle, im Fitnessstudio und in Soccerhallen auf dem Programm. „Auch alle Treppen und Hügel in Berneck dürften die Jungs mittlerweile kennen“, sagt Lerner. Der hatte sogar einmal versucht, die Hügel in das Vorbereitungstraining zu integrieren. Aber keine Chance. Die geplante Koordinationseinheit scheiterte daran, dass die braunen Haufen dann doch zu unterschiedlich hoch waren und unregelmäßig weit auseinander lagen. Selbst ein reduziertes Techniktraining sei nicht möglich gewesen, sagt der Bad Bernecker Trainer, „weil es schlicht kein fünf mal fünf Meter großes Fleckchen gibt, auf dem nicht mindestens ein Haufen zu finden ist“.

"Sogar Böller und Rakete gezündet"

Persona non grata ist der knuffige Wühler auch bei TSV-Platzwart Mario Schulze. Er hat mittlerweile Mordgelüste, weiß aber, dass der Maulwurf unter Naturschutz steht und somit von Gesetzes wegen unantastbar ist. Gezwungenermaßen setzt er deshalb auf Vertreibung. Bislang allerdings ohne Erfolg. „Was ich schon alles versucht habe. Ich habe Hundehaare in die Gänge gesteckt – und auch Knoblauch. Selbst leere Weinflaschen haben wir eingegraben. Nichts hat geholfen. Zuletzt habe ich sogar Böller und Raketen gezündet.“ Aber auch diesen letzten verzweifelten Versuch nahmen die Maulwürfe bestenfalls achselzuckend zur Kenntnis, wenn überhaupt.

Was jetzt noch hilft: Geduld. Und schweres landwirtschaftliches Gerät. „Mit Hilfe eines Bauern ebnen wir den Platz an diesem Wochenende ein. Die Temperaturen sind dafür ganz günstig.“ Und dann? „Dann hoffen wir darauf, dass sie sich so langsam verziehen. Das war bislang immer so. Immer wenn der Platz regelmäßig bespielt und gemäht wurde, wurden auch die Haufen weniger.“ Was den Rückschluss zulässt: Fußballer und Maulwürfe werden keine Freunde mehr.

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