Landesgeschichte: Gut fürs Selbstvertrauen

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Königliches Bayern in Oberfranken: Martin Ott am Wittelsbacher Brunnen in Bayreuth. Ott erforscht oberfränkische Geschichte. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn Bamberg und Bayreuth sich zusammentun, dann heißt das schon was. Zum Beispiel arbeiten die beiden Unis auf dem Gebiet der Bayerischen und Fränkischen Landesgeschichte zusammen. In Thurnau, sozusagen auf neutralem Gebiet, forscht seit Oktober 2016 Martin Ott. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

 
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Martin Ott hat aber auch einen tollen Job. Verlässlicher  Arbeitgeber, nette Kollegen, einen interessanten Aufgabenbereich, gute Entwicklungschancen. Und ein traumhafter Arbeitsplatz in einem Schloss. Gleich ob man aus Münchberg oder München stammte, aus Eckersdorf oder Emtmannsberg, aus Harsdorf oder Hummeltal: Man würde nicht umhinkommen,  das eine oder andere gute Wort über diesen seinen Job zu verlieren.

Eine Geschichte, die's wert ist

Das tut Martin Ott auch. Mehr noch: Er schwärmt. Um es kurz zu machen: Martin Ott ist Professor in Thurnau, und er forscht und lehrt dort am Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte. Er sagt: Oberfranken ist Vielfalt. Und er meint: Und Vielfalt ist etwas, was Leben und Arbeit erst so richtig anregend macht. Er sagt, Oberfranken ist klasse. Und es wert, dass man sich seiner Geschichte annimmt.

Der Blick fürs Gemeinsame

Der Professor, der seit einem halben Jahr in Thurnau wirkt, hat nicht nur einen tollen Job, er verrichtet wichtige Arbeit. Oberfranken gibt es ja noch gar nicht so lange, ohne die beargwöhnten Bayern und Napoleon wäre es nie entstanden. Ansbach-Bayreuth zum Beispiel hatte der letzte Markgraf an die Preußen verkauft, die es nach gerade mal 15 Jahren an Napoleon abtraten, nachdem der sie 1806 vernichtend bei Jena und Auerstädt geschlagen hatte. Und Napoleon verkaufte es an die Bayern. Aus Ansbach-Bayreuth, dem 1802 von Bayern in Besitz genommenen Fürstbistum Bamberg und anderen Teilen entstand, was wir heute Oberfranken nennen: Ein Flickenteppich aus Städten und kleinsten ehemals reichsunmittelbaren Einheiten, der erst zusammenwachsen musste. Die Identität dieses vergleichsweise jungen Bezirks, das Bewusstsein fürs Gemeinsame zu schärfen und zu stärken, leisten die Historiker von Thurnau einen wichtigen Beitrag – auch in dem sie öffentliche Vorträge anbieten.   

Chancen und Wandel

Ebenso wichtig ist der Blick von Außen. Die Vielfalt, nicht die Zerrissenheit Oberfrankens betont der Wissenschaftler; die Chancen, nicht die Risiken des Strukturwandels beschreibt er aus seiner Erfahrung als Historiker. Als Geschic

htskundiger darf er auch darauf hinweisen, dass hinterm Fichtelgebirge nicht mehr der "Ostblock" droht, sondern Nachbarn wohnen, mit denen Oberfranken seit ältester Zeit verbunden war,. Den Reiz einer vielfältigen Landschaft entdeckt er als Neufranke. Er sei häufig unterwegs, halte häufig an, weil er wieder etwas entdeckt habe, was eines näheren Blickes lohnte, erzählt Ott. Dass er als "Zugezogener" die Reize und Vorzüge Oberfrankens offenbar mühelos entdeckt, sollte dem Selbstbewusstsein der Region doch gut tun.

Ein toller Job - ganz offenbar.

michael.weiser@nordbayerischer-kurier.de

  

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