Arbeitsintensive Alternative Kulmbach: Direktvermarkter setzen auf Qualität

Von Sonny Adam und
 Foto: red

Die Landwirte gingen überall in Bayern auf die Straße, protestierten gegen die Schleuderpreise der Discounter und Supermärkte. Bauernpräsident Walter Heidl hat einen offenen Brief geschrieben. Doch für diejenigen, die in der Region auf Direktvermarktung setzen, ist das Preisdiktat nur ein kleiner Aspekt – auf keinen Fall das Hauptargument.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Seit 16 Jahren vermarktet Thomas Weigel aus Rohr den Käse, den er aus der Milch seiner Milchkühe herstellt, in einem eigenen Hofladen. „Wir haben mit der Direktvermarktung angefangen, weil wir eine ideale Lage haben – zwischen Kulmbach und Bayreuth, direkt an der B 85. Die Direktvermarktung sei ein kleiner Gegenpol zum Marktdiktat. „Aber Direktvermarktung ist sehr arbeitsintensiv“, sagt der Landwirt.

"Der Markt muss sich selbst regulieren"

Alle Käsesorten, die er bei sich im Laden hat, seien Eigenprodukte. Zudem bietet er Brot und Eier, Nudeln und andere Produkte an. Der Milchquote trauert Weigel nicht hinterher. Die Quote habe nie den Preis gesichert, der nötig und verdient gewesen wäre. „Der Markt muss sich jetzt selbst regulieren“, sagt Weigel und ist zuversichtlich, dass er sich mit der Nische als Direktvermarkter auch in Zukunft behaupten wird.“ Seine Kunden seien ganz anderes als das Supermarkt-Publikum. „Manche kommen regelmäßig, manche wollen einfach was Besonderes, manche kommen nur ein paarmal im Jahr.“

BBV wettert gegen "skrupellose Preispolitik"

Der Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger hatte vor kurzem erst beklagt, dass die Lebensmitteldiscounter ihren Preiskampf auf dem Rücken der Bauern austragen. „Da geht es nur um Marktmacht und Gewinnmaximierung und nicht um Nachhaltigkeit“, wetterte Löwinger. Diese „skrupellose Preispolitik“ mache kleine, regionale Erzeuger kaputt. „Für viele Betriebe bedeuten die niedrigen Milch- und Fleischpreise das Ende.“ Fleisch zum Schleuderpreis, ein Steak für 3,90 Euro: „Wir müssen rausstellen, dass Lebensmittel mehr Wert sind“, sagt Löwinger. An einem Kotelett (200 Gramm) verdient ein Bauer laut BBV 29 Cent. Von einem Glas Milch (1/4 Liter) verbleiben 7,5 Cent beim Bauern.

Die Kunden der Direktvermarkter scheinen von vorn herein die Qualität regionaler Lebensmittel mehr zu schätzen. Nach Angaben des Amts für Landwirtschaft und Ernährung in Kulmbach bieten zurzeit 22 Betriebe im Landkreis Kulmbach ihre Produkte an.

Bio-Fleisch mit EU-Zertifikat

Auch Fleisch, Wurst und andere landwirtschaftliche Produkte gibt es bei Direktvermarktern. Eine der traditionsreichsten Direktvermarkter ist Dieter Eschenbacher aus Tennach. Der Rangabauer hat schon vor 14 Jahren seinen Hofladen eröffnet. Er setzt auf Bio und hat auch für die Metzgerei die Bio-EU-Zulassung. „Eigentlich geht es um die Ideologie. Die Verbraucher wollen Bodenständigkeit und Regionalität“, sagt Eschenbacher. Er kritisiert aber auch: „Die Verbraucher wollen Qualität und Regionalität, greifen dann aber zum Billigsten.“

Eschenbacher will einen Gegenpol setzen. „Wir halten 150 Rinder, davon 50 Kühe, Ochsen und Färsenmast.“ Seine Kunden seien verständnisvoll. „Wenn ich 30 Prozent mehr für das Kilo Rindfleisch verlangen muss, muss man auch sehen, was ich dafür biete: Eine Garantie für das Tierwohl. Wir haben Felder, wo noch Kornblumen blühen.“ Für Bio brauche der Mensch eine andere Seele, ist Eschenbacher überzeugt.

Kleines Zeichen gegen das Preisdiktat

Derzeit hat Eschenbacher Hochkonjunktur in Sachen Kartoffeln. „Wir sind froh, dass es viele Familien gibt, die unsere Qualität zu schätzen wissen“, sagt Eschenbacher. Er gibt die Hoffnung nicht auf, mit der Direktvermarktung ein kleines Zeichen gegen Preisdiktate und Preisdruck setzen zu können. „Wer regional einkauft, sorgt dafür, dass das Geld in der Region bleibt“, gibt Eschenbacher auch zu bedenken.

Die Kulmbacher Kreisbäuerin Beate Opel ist überzeugt: „Wir dürfen unsere Lebensmittel nicht verramschen, denn sonst können wir nicht überleben. Wer übernimmt sonst unser Lebenswerk?“

Eine Auswahl von Direktvermarktern im Landkreis Kulmbach:

Adressen von Direktvermarktern im Landkreis Bayreuth finden Sie hier:

Autor