Regionale Produkte sind hochwertig und schonen die Umwelt Direktvermarkter: Alles kommt aus eigener Herstellung

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Direktvermarkter setzen auf Produkte aus der Region. Sie genießen ein hohes Vertrauen bei den Verbrauchern. Wir haben in unserer Kurier-Serie "Die Ackern - Landwirtschaft in der Region" zwei Direktvermarkter im Landkreis Bayreuth besucht.

 
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Ein ausgezogener Bienenschwarm brachte Rudolf Zeilmann vor rund 40 Jahren zur Imkerei. Ein Lehrer aus Waiglathal überließ ihm den Schwarm. Weil er fand, bei dem Maler seien sie in guten Händen. Der Umgang mit Bienen fasziniert den Rentner noch heute. Er ist Mitglied im Imkerverein Hummelgau und betreibt neben seinem Wohnhaus in Spänfleck einen kleinen Hofladen: vom Waldblütenhonig bis zum Honigwein reichen die Produkte in den schmalen Regalen. Ehefrau Karin hilft ihm beim Betreuen der mittlerweile acht Bienenvölker.

Mit dem Hobby Geld verdienen

Da jedes Bienenjahr anders verlaufe, lernten Imker nie aus, erklärt Rudolf Zeilmann, der auf einem Bauernhof groß geworden ist. Als Nichtlandwirt ist er eine Ausnahme unter den Direktvermarktern im Raum Bayreuth. Die Bienen sind für ihn in erster Linie sein Hobby, erst in zweiter eine Einnahmequelle. Die Kunden, die beim ihm Einkaufen, vertrauen auf die Qualität der Waren.

Die Zeilmanns sind Mitglied in der Interessengemeinschaft (IG) der Direktvermarkter in Stadt und Landkreis Bayreuth. Sie zählt derzeit etwas mehr als 30 Mitglieder. Obst, Fleisch, Kartoffeln und noch mehr aus eigener Erzeugung wandern über ihre Theken. Daneben gibt es die IG "Bayreuther Land - Genuss von Wald und Weide."

Die Karte der Bayreuther Direktvermarkter erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für Hinweise oder Ergänzungen sind wir dankbar. Die Daten stammen vom „Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten“ Bayreuth.

Johann Hölzel, Vorsitzender der Direktvermarkter IG, beobachtet, dass die Zahl der Selbstvermarkter zurückgeht. Zumindest der Verkauf ab Hof. Die Direktvermarkter hätten sich an viele Vorschriften zu halten. Da scheue manch einer den hohen Aufwand. "Direktvermarktung ist für die meisten ein Zusatzgeschäft", sagt Hölzel. Ein guter Kundenkontakt sei das Allerwichtigste. Das weiß auch Imker Zeilmann, der wie viele andere Direktvermarkter, seine Honigprodukte auf den Märkten der Region anbietet: "Im Laufe der Jahre zieht man sich so seine Stammkundschaft heran."

Große Nachfrage nach regionalen Produkten

Ansprechpartnerin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bayreuth für Direktvermarkter ist Astrid Kestler. "Regionalität liegt im Trend", ist Kestler überzeugt. Regionale Produkte würden stärker nachgefragt als Bio-Produkte. Die Direktvermarkter erschließen sich mittlerweile neue Verkaufswege. So bieten sie ihre Waren auch im Einzelhandel an, zum Beispiel an Regionaltheken in Supermärkten.

Ein eher gespaltenes Verhältnis zu Discountern hat Helmut Kaußler, Holzofenbäcker aus Selbitz in der Gemeinde Speichersdorf. "Da werden zu viele Lebensmittel abends weggeworfen, die eigentlich noch gut wären." Der 41-Jährige macht sich viel Gedanken über die Wertschätzung von Lebensmitteln. Denn er weiß als Bäckermeister, Land- und Betriebswirt, was für eine Leistung in der Herstellung von Lebensmitteln steckt. Nur den Ertrag steigern, um dann das Überproduzierte wieder zu vernichten? Das ist seine Sache nicht. "Wer bei mir kauft, der kauft ein Stück regionale Kultur", sagt Kaußler stolz.

Direktvermarkter mit gläserner Produktion

Das fängt damit an, dass alles, was er verwendet, aus eigener Herstellung stammt. Das Holz, mit dem er seinen Holzbackofen anschürt, holt er aus seinem eigenen Wald. Das Getreide stammt von seinen Feldern. Das Mehl mahlen benachbarte Mühlen im Kemnather Land. Sogar die Eier für den Teig kommen von den eigenen Hühnern. "Ich habe quasi eine gläserne Produktion", sagt Kaußler. Zuerst wollte er nur Brot backen. Doch eine Nachbarin habe ihn gefragt, ob er nicht Brötchen backen könne. Er tat's, um zu zeigen, dass sie nur grau und unansehlich werden würden. Trotzdem schmeckten die Brötchen. Und inzwischen bäckt er noch Kleingebäck und auf Bestellung.

In den Holzofen passen 60 Laib Brot. Den muss er auf 290 Grad erhitzen, um die passende Backtemperatur zu erreichen. Immer mittwochs und samstag ist Backtag. Denn das Hauptstandbein ist nach wie vor die Landwirtschaft, die Kaußler von seinen Eltern übernommen hat. In der Backstube hängt noch der Duft von Brot, obwohl der Teig erst angerührt wird. 12 bis 16 Stunden steht er manchmal daran, wenn viel zu tun ist. Kaußler steht voll hinter dem regionalen Prinzip: kurze Wege, die Natur schonen, Qualität und Heimatgefühl vermitteln.


Info: Das Kreiserntedankfest ist am 5. Oktober an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten. Dort werden viele Direktvermarkter ihre Waren anbieten.

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