Kulmbach auf dem Weg zur Universitätsstadt

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Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und sein Kabinett stimmten einer Außenstelle der Universität Bayreuth in Kulmbach zu. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der eine konnte sich auf die CSU-Landtagsabgeordneten verlassen und hat einfach nicht locker gelassen. Der andere hat den Wünschen der Kulmbacher Politiker schließlich nachgegeben. Die Stadt erhält nach intensiven Bemühungen einen Campus. Doch der Weg zur Universitätsstadt ist noch lang.

 
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Ministerpräsident Horst Seehofer hat Oberbürgermeister Henry Schramm sein Wort gegeben: Kulmbach bekommt eine Hochschuleinrichtung für Lebensmittel und gesunde Ernährung. Um die Jugend davon abzuhalten, in die Großstadt zu ziehen, brauche es eine Einrichtung für Wissenschaft und Bildung, hatte Seehofer am Dienstag gegenüber der Presse gesagt. Deshalb genehmigte das Kabinett einen Campus der Universität Bayreuth am Standort Kulmbach. Dieser müsse "von der Qualität her ganz oben angesiedelt" werden, forderte Seehofer.

Der OB: "Jetzt kommt die Feinarbeit"

Nach dieser erfreulichen Zusage des Kabinetts erwartet die Stadt Kulmbach und die Universität Bayreuth jede Menge Arbeit. "Jetzt kommt die Feinarbeit", sagte Oberbürgermeister Henry Schramm am Tag danach. "Die konzeptionelle Phase ist in vollem Gange." Nun soll es so schnell wie möglich an die Umsetzung des Vorschlages gehen, den Schramm im Vorfeld der Sitzung dem Ministerpräsidenten bereits unterbreitet hatte: die "Vision" eines Universitätsstandorts Kulmbach mit der Fakultät Life Sciences, Food & Health (Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Gesundheit).

Die Idee: Vorhandene Kompetenzen bündeln

Kulmbach sei ein starker Lebensmittel- und Ernährungsstandort, der am Max-Rubner-Institut eine weitere Bundesbehörde zur Prüfung der Echtheit von Lebensmitteln erhalte. Das Kompetenzzentrum für Ernährung werde ausgebaut und eine bayerische Lebensmittelkontrollbehörde angesiedelt. Auf der anderen Seite entwickelten sich die Einwohnerzahlen kontinuierlich nach unten, schrieb Schramm. Die Universität Bayreuth unterhält bereits eine Forschungsstelle für Nahrungsmittelqualität (ForN) in Kulmbach. Was bisher fehlte: der akademische Überbau. Dieser könnte nun durch eine siebte Fakultät am Standort Kulmbach geschaffen werden. "Wir wollen lieber heute als morgen und so schnell wie möglich an die Umsetzung gehen", sagte Schramm, der seit dem Beschluss in engem Kontakt mit Universitätspräsident Stefan Leible steht.

Das Ziel: Eine Fakultät für Lebensmittel und Gesundheit

Dieser bekräftigte am Mittwoch: „Es ist der gemeinsame Wunsch der Stadt Kulmbach und der Universität Bayreuth gewesen, in Kulmbach eine eigenständige Fakultät für Lebensmittel und Gesundheit zu bekommen. Und ich freue mich außerordentlich für Kulmbach und über die Chance, jetzt einen Hochschulstandort dort etablieren zu können." Der Oberbürgermeister von Kulmbach habe sich unermüdlich für das Projekt "Campus Kulmbach" engagiert. "Nun heißt es Ärmel hochkrempeln und unseren Plan mit Leben erfüllen – schließlich wollen wir doch unser recht sportliches Ziel erreichen, im Wintersemester 2019 mit der Fakultät für Lebensmittel und Gesundheit live zu gehen“, sagte der Universitätspräsident.

Der Plan: Zukunftsfragen erforschen

Ein Lehrstuhl für Bioanalytik und Lebensmittelanalytik sei bereits im Max Rubner-Institut vertreten. Studierende des Masterstudiengangs Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften sammelten dort praktische Erfahrungen und schrieben ihre Abschlussarbeiten. „Als Sprecher des Bayreuther Profilfeldes Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften freue ich mich riesig über diese Entwicklung“, erklärte Prof. Stephan Clemens, Inhaber des Lehrstuhls Pflanzenphysiologie an der Universität Bayreuth. „Schon vor einiger Zeit haben wir an der Universität Bayreuth entschieden, uns noch stärker in Forschung und Lehre für die so wichtigen Zukunftsfragen rund um die Ernährung zu engagieren." Mit dem neuen Hochschulcampus in Kulmbach eröffneten sich große Chancen für die Universität Bayreuth, die Stadt Kulmbach und die ganze Region. Damit würden Wissenschaft und Ausbildung auf den Feldern Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit vorangebracht, ist sich der Bayreuther Wissenschaftler sicher.

Das Konzept: 20 neue Professorenstellen

Universitätspräsident Leible rechnet mit bis zu 1.000 zusätzlichen Studierenden in Kulmbach sowie mit rund 20 neuen Professorenstellen. „Die Region wird hoch attraktiv für junge Menschen werden – genau das, was wir brauchen.“ Die Wissenschaftler könnten sich mit Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Regionalisierung, Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelinhaltsstoffe oder Bioinformatik beschäftigen. Als Standort sei das 40.000 Quadratmeter große, ehemalige Güterbahnhofsgelände in der Nähe der Alten Spinnerei und des Bahnhofs denkbar.

Der Schwerpunkt: Gesundheitsförderung

Wissenschaftsminister Ludwig Spänle steht dem Vorhaben grundsätzlich optimistisch gegenüber, wie ein Sprecher auf Anfrage versicherte. "Für den gestern beschlossenen Hochschulcampus Kulmbach wird jetzt ein detailliertes Konzept ausgearbeitet." An der Universität Bayreuth arbeiteten schon jetzt im Profilfeld "Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften“ verschiedene Forschungskompetenzen zusammen: von Lebensmittel- und Verbraucherrecht, Ökologie, Biologie und Biochemie von Nahrungsmitteln über Gesundheitsökonomie, Marketing und Sportwissenschaften. Ziel dieses interdisziplinären Schwerpunktes sei, wissenschaftlich fundierte und praxistaugliche Erkenntnisse für eine gesunde und nachhaltige Lebensmittelversorgung sowie effektive Gesunderhaltung zu finden. Geplant sei, dass die Universität in enger Kooperation mit vorhandenen Einrichtungen attraktive Forschungsschwerpunkte und Studienangebote entwickelt. Diese sollen die Lebensmittel-, Ernährungs- und Gesundheitskompetenz im Sinne eines gesundheitsfördernden Lebensstils und Lebensumfeldes voranbringen.

Der Partner: Auch das Gesundheitsministerium bringt sich ein

Gesundheitsministerin Melanie Huml teilt zu dem neuen Campus mit: „Die Einrichtung der Universitätsaußenstellen ist grundsätzlich Sache des Wissenschaftsministeriums. Selbstverständlich werden mein Haus und natürlich auch ich als Gesundheitsministerin unseren Sachverstand in Sachen Gesundheitsförderung und Prävention einbringen." Bereits am Dienstag hätten erste Gespräche zwischen den Beteiligten vor Ort stattgefunden.

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