Kommentar zur Doppik-Pleite: Die Millionen-Panne

Für 1,5 Millionen Euro kann man viel Sinnvolles tun. Zum Beispiel Bayreuth nach dem neuen Radverkehrskonzept zu drei Vierteln fahrradfreundlicher und sicherer machen. Oder die Hälfte der Sanierung des Hans-Walter-Wild-Stadions bezahlen.

 
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1,5 Millionen Euro wird es voraussichtlich kosten, eine schwere Panne im Rathaus auszubügeln. Bei der Umstellung von der Kameralistik auf die doppische Haushaltsführung hat ein Mitarbeiter des Kämmereiamtes die Vermögensgegenstände der Stadt nicht korrekt bewertet. Sondern Fantasiezahlen in die Eröffnungsbilanz eingetragen.

Der Mann hat seinen Job verloren. Aber damit ist es nicht getan. Denn nach wie vor ist nicht geklärt, wer die Verantwortung trägt. Schon 2010 hatte ein Mitarbeiter des Kämmereiamtes auf Unregelmäßigkeiten hingewiesen. Doch Finanzreferent Michael Rubenbauer hüllt sich in Schweigen. Ob er informiert war und wie er reagiert hat, lässt er offen. Will die unangenehme Sache offenbar aussitzen.

Er wird sich erklären müssen. Er wird sagen müssen, wie es zu dieser Fehlleistung kam. Denn er verwaltet das Geld der Bayreuther Bürger. Und die zahlen für diese Panne. Nächste Woche im Stadtrat hätte Rubenbauer Gelegenheit dazu. Denn dann soll der Stadtrat einen Auftrag an die Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG vergeben. 250 000 Euro für 3000 Arbeitsstunden, in denen ein Teil der Nachbewertungen erfolgen sollen.

Während Rubenbauer schweigt, geht die KPMG schon mal vorab in die Offensive. Die Beratungsgesellschaft hatte die Stadt bei der Umstellung auf die Doppik begleitet. „Zu keiner Zeit gab es einen Auftrag an KPMG, Zahlen beispielsweise des Anlagevermögens zu überprüfen“, sagt ein Sprecher.

Wie aber passt das zu dem erstaunlichen Entgegenkommen, das die KPMG jetzt gegenüber der Stadt zeigt? Satte 60 Prozent Nachlass auf das übliche Honorar spendieren die Berater der Stadt jetzt, da die Fehler ausgebügelt werden müssen. Das tut kein Berater freiwillig. Das spricht eher schon für ein ziemliches schlechtes Gewissen.

Es ist Zeit für Klarheit. Wie groß ist das Problem? Was kostet die Aufarbeitung? Wie lange wird es dauern, bis die Doppik kommt? Die Bayreuther haben ein Recht auf Antworten.

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frank.schmaelzle@kurier.tmt.de

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