Stadt beginnt mit Aufarbeitung der falschen Bilanz Bayreuth: Buchhalterpanne kostet 1,5 Millionen Euro

Von Frank Schmälzle
Bei der Umstellung auf die kaufmännische Haushaltsführung ist im Bayreuther Rathaus eine schwere Panne passiert. Die bislang vorliegende Eröffnungsbilanz ist falsch. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Schwere Panne im Rathaus bei der Umstellung von der kameralistischen Haushaltsführung auf die Doppik. Bei der Bewertung des Vermögens der Stadt sind Fantasiezahlen in der Eröffnungsbilanz gelandet. Die Stadt gibt jetzt knapp 250.000 Euro dafür aus, diese Fehler auszubügeln. Dabei wird es aber bei weitem nicht bleiben.

 
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Das Thema ist heikel, also wird es hinter verschlossenen Türen beraten. In nichtöffentlicher Sitzung haben sich die Mitglieder des Bauausschusses jetzt mehrheitlich dafür ausgesprochen, ein Angebot der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG anzunehmen. Die KPMG hatte angeboten, die Stadt bei der Aufarbeitung der Fehler zu unterstützen. Für 3000 Arbeitsstunden verlangt die KPMG etwa 250.000 Euro. Nach Kurier-Informationen hat die Beratungsgesellschaft der Stadt einen Nachlass von 60 Prozent auf ihre üblichen Tarife eingeräumt. Wohl auch aus schlechtem Gewissen, meinen Mitglieder des Bauausschusses. Die KPMG hat die Stadt bei der Umstellung auf die Doppik beraten.

14.000 Stunden müssen nachgearbeitet werden

Aus Akten des Kämmereiamtes lässt sich herauslesen, dass 3000 Arbeitsstunden bei weitem nicht ausreichen werden, um zu reellen Vermögenswerten und damit zu einer stimmigen Eröffnungsbilanz zu kommen. Die Schätzung liegt bei etwa 14000 Arbeitsstunden. Bauausschussmitglieder gehen deshalb davon aus, dass sich der Aufwand für die Stadtverwaltung auf bis zu 1,5 Millionen Euro belaufen wird. Und sie kritisieren: Je länger die Aufarbeitung dauert, desto größer wird der Stau an Buchungsvorgängen, die mangels einer gültigen Eröffnungsbilanz nicht ausgeführt werden können. Wann eine korrekte Eröffnungsbilanz für das Jahr 2012, zu dessen Ende die Stadt auf die kaufmännische Doppik umstellen wollte, vorliegen wird, ist weiterhin offen.

Eröffnungsbilanz war Makulatur

Aus der Version der vorläufigen Eröffnungsbilanz, an der die Verwaltung seit Mitte 2009 arbeitete und die dem Stadtrat am 17. Juli 2013 vorgelegt worden war, ging hervor, dass das Vermögen der Stadt etwa eine halbe Milliarde Euro wert sein soll. Inzwischen weiß man im Rathaus: Diese Zahl ist nicht belastbar, weil erhebliche Teile des Anlagevermögens nicht korrekt bewertet wurden. Die bisherige Eröffnungsbilanz ist Makulatur.

65.000 Vermögensgegenstände sind zu bewerten

Straßen und Gebäude, Grünanlagen und Kindergärten, bis hin zu Parkautomat und Sitzbank. Alles, was die Stadt besitzt, muss für die Eröffnungsbilanz bewertet werden: Über 900.000 Einzelzahlen für über 65.000 Vermögensgegenstände. Eine große Aufgabe, auch weil es für viele Bestandteile dieses „unbeweglichen Vermögens“ der Stadt keine Marktpreise gibt. Sie werden nicht gehandelt, also haben sie keinen Preis, wohl aber einen Wert. Für einen Mitarbeiter des Kämmereiamtes war diese Aufgabe offenbar zu groß. Er legte die Werte nach eigener Einschätzung fest, statt sie auf der Basis von Fakten oder Gutachten festzustellen. Seit geraumer Zeit arbeitet er nicht mehr im Rathaus.

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