Drei medizinische Fachrichtungen arbeiten jetzt eng zusammen Klinikum gründet Herzzentrum

Von Frank Schmälzle
Im neuen Hybrid-Operationssaal im Klinikum arbeiten Herzspezialisten verschiedener medizinischer Fachrichtungen zusammen. Foto: red Foto: red

Für jeden Patienten die beste Operation. Dieses Ziel hat sich das neue Herzteam am Klinikum Bayreuth gesteckt. Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten arbeiten jetzt eng zusammen. Am engsten in einem neuen Raum: Der Hybrid-Saal ist Behandlungsraum, Labor und Operationsort in einem. Dafür hat das Klinikum rund eine Million Euro ausgegeben. Und verspricht viel.

 
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"Es hat ein Lernprozess stattgefunden", sagt Prof. Jörg Reutershan, Chefarzt der Anästhesie am Klinikum Bayreuth. Nicht nur in dem Bayreuther Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe, sondern deutschlandweit. Ein Lernprozess, der gezeigt habe: Wenn Patienten künstliche Herzklappen eingesetzt bekommen, müssen alle parat stehen. Kardiologen, die die Schlüssellocheingriffe können - künstliche Herzklappen können minimalinvasiv über Katheter ewingesetzt werden, die über die Leiste des Patienten eingeführt werden. Aber für den Fall der Fälle, wenn Komplikationen auftreten, auch Herzchirurgen, die das Standardverfahren anwenden. Brust auf, Operation am Herzen. Und Anästhesisten und Intensivmediziner, die den Patienten im Operationssaal und danach betreuen.

Der neue Hybrid-OP: Behandlungsraum, Labor und Operationssaal in einem

Das Bayreuther Herzzentrum, das mit dem neuen Hybrid-OP jetzt offiziell startet, setzt aber noch früher an. Schon wenn ein Herzpatient ins Klinikum kommt und sich spezielle Behandlungsmethoden anbieten,  untersuchen ihn Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam. Einmal in der Woche treffen sich Anästhesist Reutershan, Kardiologie-Chefarzt Christian Stumpf und Norbert Friedel, Chefarzt der Herzchirurgie, mit ihren Mitarbeitern zu einer Herzkonferenz. Dabei besprechen sie schwierige Fälle, diskutieren über die beste Behandlungsmethode. Schlüsselloch oder Standard. "Beides hat seine Berechtigung", sagen Friedel und Stumpf.

Was für die Schlüssellochoperation spricht

Für die Schlüssellochoperation spricht: Sie ist schonender, ein Vorteil vor allem für ältere Patienten und Patienten mit hohem Operationsrisiko aufgrund anderer Erkrankungen oder vorangegangenen Operationen am Herz. Und: Patienten sind schneller wieder fit. Sie müssen nicht an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden.

Was für die Standardoperation spricht

Für die Standardoperation spricht: Der Kalk, der sich im Herz abgelagert hat, wird nicht von der künstlichen Klappe nur verdrängt, sondern restlos entfernt. Die Klappen werden vernäht. Lecks, die bei minimalinvasiven Eingriffen entstehen und sich negativ auf das langfristige Überleben von Patienten auswirken können, entstehen dann nicht. Und Herzchirurg Friedel sagt: Langzeitstudien zu den Operationen per Schlüssellochmethode gibt es noch nicht.

Komplexe Fälle kommen in die Herzkonferenz

So oder anders, Schlüsselloch oder Standard - darüber diskutieren die Mediziner am Klinikum in jeder Herzkonferenz. "Dabei spielt natürlich auch der Wille des Patienten eine Rolle", sagt Kardiologie-Chefarzt Stumpf. Mit dem Herzzentrum öffnet sich das Klinikum auch für niedergelassene Ärzte. "Unsere Kollegen sind willkommen, um eigene Fälle zu präsentieren und zusammen mit dem Herz-Team des Klinikums mögliche Behandlungsstrategie zu besprechen", sagt Stumpf. Und: Wenn nötig holen sich die Bayreuther Herzspezialisten die Meinung von Experten anderer Kliniken. "Die Patienten im Herzezntrum der Klinikum Bayreuth GmbH können sicher sein, dass ein Therapiekonzept unter Berücksichtigung ihrer eigenen Wünsche von allen Herzexperten beleuchtet und abgewogen wurde", heißt es in einem Mitteilung des Krankenhauses.

Jedes Jahr entscheiden sich rund 4600 Patienten mit Herzbeschwerden für eine Behandlung im Klinikum Bayreuth.

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