Klinikum stellt neuen Leiter der Kardiologie vor: Christian Stumpf muss zugleich Psychologe sein Ein Chefarzt fürs Herz

Von Frank Schmälzle
Privat-Dozent Dr. Christian Stumpf ist neuer Chefarzt der Kardiologie am Klinikum Bayreuth. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Der Mann ist Mediziner. Kardiologe, ein hoch dekorierter. Doch auf Privat-Dozent Dr. Christian Stumpf (44), neuer Chefarzt der Kardiologie am Klinikum, wartet neben seiner ärztlichen Tätigkeit eine psychologische Aufgabe. Er soll Vertrauen zurückgewinnen. Das Vertrauen der Patienten. Und das der niedergelassenen Ärzte, die ihre Patienten zur Behandlung ins Klinikum schicken. Wie er das macht, erklärt der Stumpf hier.

 
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Im vergangenen Jahr war die Kardiologie des Klinikums in die Kritik geraten. Die Vorwürfe damals: Patienten, bei denen diese Behandlunsgemthode nicht notwendig gewesen wäre, hätten künstliche Herzklappen per Schlüssellochoepration eingesetzt bekommen. Dabei soll es vermehrt zu Komplikationen gekommen sein. Und: Auf der internistischen Intensivstation sollen Patienten länger als notwendig künstlich beatmet worden sein.

Ein Schritt, der sich gelohnt hat

Stumpf sagt, er sei ziemlich plötzlich und mit gemischten Gefühlen von der Uniklinik Erlangen nach Bayreuth gekommen. Heute sei er positiv überrascht. Weil das Team der Kardioplogie am Klinikum auch in den turbulenten Zeiten „die Fahne hochgehalten hat. Die Patientenversorgung hat zu keine Zeit gelitten.“ Und weil er Veränderungen umsetzen kann.

Die Wichtigste: Die Gräben zwischen der Kardiologie und der Herzchirurgie am Klinikum sind zugeschüttet. „Wir arbeiten als Herz-Team zusammen“, sagt Stumpf. Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhestisten. Für den Patienten heißt das: „Wir überlegen gemeinsam, welche Behandlungsmethode die beste ist und beachten dabei den Patientenwillen“, sagt Stumpf. Bei kardiologischen Eingriffen steht jetzt immer ein Herzchirurg mit am Operationstisch. Und kann eingreifen, kann eine herkömmliche Herzoperation beginnen, wenn Komplikationen auftreten. Das, sagt Stumpf, bedeutet ein zsuätzliches Sicherheitsplus. Für die niedergelassenen Ärzte heißt das: Nicht sie stehen vor der Aufgabe, die richtige Behandlungsmethode für ihren Patienten festzulegen. Das machen die Spezialisten am Klinikum. Eine solch funktionierende Zusammenarbeit der Herz-Mediziner habe es vor Stumpf nicht gegeben, sagt der Ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Klaus Henneking.

Fortschritte und Signale nach draußen

Stumpf tut noch mehr. Er führt Behandlunsgmethoden ein, die es bislang am Klinikum noch nicht gab. Zum Beispiel eine Herzkatheterbehandlung über das Handgelenk statt über die rechte Leiste des Patienten. „Das sorgt dafür, dass die Patienten schneller wieder mobil sind.“ Er sieht nicht nur die Behandlung in der Klinik als seine Aufgabe an. Er ist auch Sportmediziner, will seine Patienten zur Bewegung motivieren. „Damit sie nicht zu Wiederholungstätern werden.“ Alles keine Revolutionen, aber Fortschritte. Und Signale nach außen: In der Kardiologie des Klinikums weht ein neuer Wind. „Meine Aufgabe ist es, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.“

Das Schiff ist kein kleines. Rund 4000 Patienten lassen sich pro Jahr in der Klinik für Kardiologie stationär behandeln. Die häufigsten Diagnosen: Herzinfarkt, Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen. Mit 99 Betten und 27 Ärzten ist die Kardiologie eine der größten Kliniken der Klinikum Bayreuth GmbH.

Im Klinikum bescheinigt man dem neuen Chef der Kardiologie bereits erste Erfolge. Im Juli 2015 kam Stumpf als kommissarischer Leiter der Kardiologie nach Bayreuth, nachdem sich das Klinikum von seinem Vorgänger Prof. Martin Höher getrennt hatte. Die Erfolge, sagt Henneking, liegen auch im zwischenmenschlichen Bereich. „Ich treffe in der Kardiologie keinen unzufriedenen Mitarbeiter“, sagt Henneking.

So kam Stumpf nach Bayreuth

Auch wenn die Chefarztstelle der Kardiologie nicht offiziell ausgeschrieben war: Stumpf hat sich in einem Auswahlverfahren einer Expertenkommission unter 20 Bewerbern als der Geeignetste erwiesen, sagt Klinikum-Geschäftsführer Joachim Haun. „Wir hatten eine Sondersituation. Wir waren zu einem schnellen Verfahren gezwungen.“ Derzeit wird am Klinikum darüber diskutiert, ob der im Sommer freiwerdende Chefarztposten für die Allgemeine Chirurgie ausgeschrieben und mit einem Mediziner mit Professoren-Titel werden soll. Oder ob das Krankenhaus Dr. Oliver Ponsel ohne Ausschreibung berufen soll, Ponsel beruft sich auf eine schriftliche Zusage. Stumpf ist Privat-Dozent, ist damit habilitiert, er hat die Befähigung zur wissenschaftlichen Lehre. Ziel ist es, im Umfeld des Klinikums einen Zweitcampus der medizinischen Fakultät der Universität Erlangen zu errichten. Noch in diesem Monat soll der Aufsichtsrat darüber entscheiden.

Stumpf konzentriert sich auf seine Aufgabe. Herz-Kreislauferkrankungen sind in Industriestaaten die Todesursache Nummer Eins. Weit vor Tumorerkrankungen. Was ihn motiviert: „Wir sind ziemlich nah dran an der Akutmedizin“, sagt er. „Als Kardiologe kann man einen Patienten sehr schnell helfen. In Situationen, in denen es um Leben oder Tod geht. Das ist ein tolles Gefühl.“

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