Mitarbeiter kämpfen um den Chefarzt
Für Chefarzt Martin Höher geht es um alles. Um seinen Ruf als Mediziner, um seine berufliche Zukunft. Für das Klinikum geht es um viel. Um das Aufarbeiten schwerer Vorwürfe, um das Vertrauen der Patienten. Am 8. Juli entscheiden Aufsichtsrat und Zweckverband der Klinikum Bayreuth GmbH, ob sie sich von Chefarzt Höher trennen.
Höher wird vorgeworfen, Patienten Herzklappen per Schlüssellochoperation (Tavi-Methode) eingesetzt zu haben, obwohl dies medizinisch nicht notwendig gewesen seil. Dabei soll es zu Komplikationen und zu Todesfällen gekommen sein. Höher wehrt sich – und findet Unterstützer in seinem Umfeld.
Der Brief: Bernhard Bender setzt sich für seinen Chef ein. In einem Brief an die Spitzen von Aufsichtsrat und Zweckverband, Landrat Hermann Hübner und Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, an alle Chefärzte im Klinikum und weitere Multiplikatoren betont der Oberarzt der Kardiologe: An der Tavi-Operationsmethode habe sich niemand bereichern wollen. Sie sei zum Wohl der Patienten eingesetzt worden. Bei einigen auf deren ausdrücklichen Wunsch – anstelle einer Operation am offenen Brustkorb.
Seit 2009 seien im Klinikum fast 300 Tavi-Eingriffe bei älteren Patienten vorgenommen worden, sagt Bender. „Ein Verfahren, bei dem eine biologische Herzklappe über eine Leistenarterie und die Hauptschlagader rückwärts gegen den Blutstrom mittels eines Kathetersystems an der Stelle der verkalkten Aortenklappe eingesetzt wird“. Die Erfolgs- und Komplikationsraten lagen seinen Worten nach auf Bundesdurchschnitt. „Anders als durch Medien nahegelegt“, sei der Eingriff nur bei Patienten vorgenommen worden, die eine kritische Verengung der Herzklappe hatten und die entweder nicht operabel waren oder einer konventionellen Operation nicht zugestimmt hatten. Bender: „Die Indikation war korrekt. Das gesamte Team um Prof. Höher hat das Tavi-Verfahren in unserer Klinik etabliert und zum Gelingen beigetragen.“ Dies auch bei Patienten mit geringem oder überschaubarem Operationsrisiko. Wenn die einer konventionellen Operation nicht zugestimmt hatten. Bender räumt ein: Es mag sein, dass damit die finanziellen Überschüsse wuchsen. Überschüsse habe die Kardiologie aber seit Jahren und schon vor Einführung der Tavi-Methode erwirtschaftet. „Es ist mehr als boshaft und ehrenrührig, zu unterstellen, dass Tavi aus wirtschaftlichem Interesse auch ungerechtfertigt eingesetzt worden wäre.“ Man könne Zweckverband und Aufsichtsrat nur wünschen, dass sie Höher nicht Unrecht antun, sagt Bender.
Die Unterschriftenaktion: Derya Haxhiu leitet das Labor der Kardiologie, sie gehört zum Höher-Team. Und sagt: Höher muss Chefarzt bleiben. Dafür sammeln Mitarbeiter des Klinikums am heutigen Samstag von 12 bis 16 Uhr auf dem Stadtparkett am Markt Unterschriften.
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