Bayreuth: Stadtimker Reinhard Körber betreut Bienenvolk auf Bürohaus Imkern in der Stadt wird immer beliebter

Von Norbert Heimbeck
Günter Bezold und Andreas Pimpl von der Schreinerinnung haben für Reinhard Körber und Klaus Knorr (von links) das Bienenhaus organisiert. Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Man muss nicht mit ihnen Gassi gehen. Man muss sie nicht füttern. Bienen wären ideale Haustiere in der Stadt. Leider kann man mit ihnen aber auch nicht kuscheln wie mit Hund und Katz’. Und trotzdem: „Wer einmal mit der Bienenhaltung angefangen hat, hört nicht mehr damit auf,“ sagt Reinhard Körber.

 
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In Großstädten wie New York, London, Paris und Berlin ist schon lange üblich: Auf den Dächern von Museen und Bürohäusern stehen Bienenkästen, die Immen sammeln in Parks und auf Grünflächen Pollen und Honig. Das Stadtimkern hält jetzt auch in Bayreuth Einzug: Reinhard Körber betreut einen Bienenstock auf dem Flachdach des AOK-Gebäudes. Die Bienen summen ein und aus, fliegen von dem terrassenartig angelegten Bürohaus Richtung Mainaue und kommen mit prallen Pollenladungen wieder zurück. „Ich habe nachgeschaut: Honig ist schon drin, auch Pollen sind genügend da. Unsere Bienen finden hier genug, um sich gut zu ernähren,“ sagt Körber stolz.

Es ist mehr als ein modischer Trend: Städte werden als Lebensraum für Bienen immer wichtiger, sagt der Fachmann. Körber ist seit vielen Jahren Imker, hält im heimischen Untersteinach mehr als ein Dutzend Völker: „Schauen Sie doch einmal rundherum, alles blüht.“ In der Tat ist die Artenvielfalt auf städtischem Grund häufig höher als auf dem Land, wo große Flächen mit Mais-Monokultur den Bienen nur wenig Nahrung liefern. Andreas von Heßberg, Vorsitzender des Imkervereins Bayreuth, hatte vor ziemlich genau einem Jahr im Kurier-Interview gesagt: „Die Stadt ist ein ideales Bienenrevier. Jeder, der gerne Honig isst, müsste Interesse daran haben, dass es den Bienen gut geht.“

Die Internetseite www.bienenkiste.de nennt mehrere Tatsachen, weshalb Städte ideale Umweltbedingungen für Bienen bieten:

> Parkanlagen, Hausgärten, Alleen, verwilderte Grundstücke, selbst Balkonkästen bieten fast das ganze Jahr über einen reich gedeckten Tisch.

> Bienen sind wärmeliebende Tiere. Das Mikroklima ist in der Stadt im Durchschnitt zwei bis drei Grad wärmer als im Umland. Das heißt, Stadtbienen sind im Frühjahr zeitiger und im Herbst länger unterwegs.

> Laut Statistik des Deutschen Imkerbundes ernten Stadtimker deutlich mehr Honig als ihre Kollegen auf dem Land.

> Bienen fügen sich problemlos in die urbane Lebensführung ein. Sie brauchen nicht gefüttert zu werden und benötigen keine besondere Aufmerksamkeit. Sie versorgen sich weitgehend selbst.

> In der Stadt werden Grünflächen nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.

Stadtimkern als Teil einer neuen Stadtkultur

Großstädte haben dies schon vor Jahren erkannt. Initiativen wie „Hamburg summt“ propagieren das Imkern als Hobby auch für Jüngere. Alleine in Berlin gibt es mehr als 500 Stadtimker, die Dachflächen für ihre Völker nutzen. Die Erfahrungen aus den Metropolen bestätigt Reinhard Körber: „Niemand braucht Angst vor unseren Bienen zu haben. Sie sind auf Sanftmut gezüchtet.“ Als vor einer Woche ein Bienenschwarm in der Richard-Wagner-Straße auf der Suche nach einem neuen Quartier Station vor einem Geschäft machte, war die Neugier der Passanten groß. Trotz der ungewohnten Umgebung waren die Bienen nicht besonders aufgeregt, von Stichen gegen Passanten wurde nichts bekannt.

Damit sich jeder von der Harmlosigkeit der Bienen überzeugen kann, sollen in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Imker Führungen für Schulen und Kindergärten zu den Bayreuther Stadtbienen angeboten werden. Ob der Bienenstock auf der Dachterrasse an der Friedrich-Puchta-Straße den Anfang einer Imker-Bewegung in Bayreuth darstellt, kann man noch nicht sagen. Das Interesse ist jedenfalls da, sagt AOK-Direktor Klaus Knorr: „Nachdem eine kurze Meldung über unsere Bienen im Kurier stand, haben gleich mehrere Firmen angerufen und sich erkundigt, was dabei zu beachten ist. Geeignete Dachflächen hätten wir sicher genug in der Stadt.“

Info: Auskünfte zur Bienenhaltung in der Stadt erteilt Reinhard Körber unter Telefon 0 92 25/66 88.

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