Die Imker arbeiteten damals mit Kästen mit sogenannter Hinterbehandlung. Im Winter setzte man einen Schuber ein, damit die Bienen nicht nach oben krabbeln konnten. Lechermann bedauert, dass die heutige Carnica-Biene längst nicht mehr das Leben hat wie früher. „Kam ein Bienenschwarm angeflogen, hat man schon lange vorher das Brummen gehört.“ Die heutige Biene empfindet er als überzüchtet.
Die Vorgängerin, die alte deutsche Biene, sei damals viel stichfreudiger gewesen. Sie krabbelte selbst durch die Knopflöcher des Hemdes, weiß Freiberger zu berichten, der immer ohne Schleier und Handschuhe arbeitete. Er benutzte wie auch sein Imkerfreund kein Haarshampoo, die Wäsche wurde wegen des empfindlichen Geruchssinnes des Insektes mit wenig Waschmittel gewaschen. Erst bei sechs bis acht Stichen reagierte der Imker allergisch, schwoll das gestochene Gewebe an.
In jedem Dorf gab es damals einen Imker: in Schwürz, Wasserkraut, Craimoos, Haag, Gottsfeld, Buchau, Ruspen, Lindenhardt und Preunersfeld, um einige aus rund 50 Dörfern zu nennen, die im Protokollbuch zu finden sind. Freiberger erinnert sich an Lehrer Gollwitzer und Pfarrer Rohmer , der oben am Creußener Marktplatz seine Bienenstöcke im Garten hinter der Schule hatte und während des Unterrichtes oft durch das Klassenzimmerfenster hinüber zu seinen Bienen lugte.
Was änderte sich noch im Laufe einiger Jahrzehnte in der Imkerei? Beide Altimker bedauern zutiefst die negative Veränderung in der Natur. Viel mehr Heidelandschaft habe es im Umkreis gegeben, alles sei weggespritzt worden. Sie erinnern sich an blühende Wiesen, die nur einmal im Jahr gemäht wurden, die den Bienen reichlich Nektar boten, während man heute nur noch „grüne Teppiche“ in der Natur vorfinde.14 Linden pflanzte einst Georg Freiberger, um seine Bienen zu verwöhnen.
Der Honigertrag damals war oft enorm:15 Zentner Honig im Jahr, 50 bis 60 Pfund pro Bienenvolk waren keine Ausnahmen, wenn das Frühjahr gut war. Jeder Imker habe seine Stammkunden gehabt, die gern ins Haus kamen. Im Fünfpfund-Blecheimer nahm Tochter Marianne den Honig außerdem regelmäßig nach Bayreuth mit, so Freiberger.
Kameradschaft wurde damals groß geschrieben
Bienenkrankheiten hatten nicht das Ausmaß von heute. Beide Imker erinnern sich, nie die gefährliche Faulbrut gehabt zu haben. Damals wie heute habe man Zuckerwasser eingefüttert und im Frühjahr angewärmtes Süßes gegeben, damit die Brut an Stärke zunahm.
„Kameradschaft wurde damals groß geschrieben“, so Lechermann, zweimal die Woche fuhr er nach Feierabend zur Belegstelle nach Hufeisen, wo wegen des großen Andrangs einmal sogar der Boden durchkrachte. In den 50er Jahren konnte man sich beim Kreisverband Eier holen und Bienen begatten lassen. Vier bis fünfmal wurde das Königinnenvolk bestiftet.
Man schrieb das Jahr 1885, als sich Creußen vom Pegnitzer Verein trennte und selbstständig machte. Das Vereinsleben wurde weiterhin gepflegt. Alle vier Wochen trafen sich die Imker zum Stammtisch in der Eichmüller-Gaststätte, später Im Gärtlein. Doch der Sonntagmorgen wurde gekappt, der Jugend zuliebe. Heute trifft man sich monatlich am ersten Dienstag zum Schulungsabend, und es geht wie all die Jahrzehnte vorher um das Wohl der Bienen, eines sehr geheimnisvollen Volkes der Natur.