Zwei Creußener Altimker erzählen von Bienen, Ernte und Kameradschaft 15 Zentner Honig im Jahr

Von Irene Lenk
Fritz Lechermann und Georg Freiberger sind die ältesten Mitglieder des Imkervereins Creußen. Foto: Lenk Foto: red

Die Bienen und die Imkerei haben sie längst dem Sohn und dem Enkel überlassen. Aber zu erzählen haben Fritz Lechermann (87) aus dem Creußener Stadtteil Hörlasreuth und Georg Freiberger (89) aus Boden – die beiden ältesten Mitglieder des Creußener Imkervereins – viel. Beide waren lange Zeit auch im Vorstand tätig.

 
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Freiberger, der seinen Bienenstand gleich neben seinem Bauernhaus stehen hat, zieht noch heute die Bienenköniginnen für die Imkerarbeit des Enkels Norbert Hohl. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein im Bienenhaus. Gerne lugt der Altimker in die Beuten, aus denen das feine Summen des Bienenvolkes zu hören ist. Ein Honigbrot am Morgen schmeckt ihm noch immer wie vor Jahrzehnten, als 1950 seine Leidenschaft fürs Imkern begann. Ein schwäbischer Kamerad hatte den Landwirt in russischer Gefangenschaft mit dessen Bienenleidenschaft infiziert.

Höchststand waren 30 Völker in seiner Pensionszeit

Noch heute steht auch das Bienenhaus von Lechermann im Garten seines Anwesens, inzwischen betreut von Sohn Herbert. Gebürtig in Neustadt an der Donau kam er durch den Onkel seiner Ehefrau zur Imkerei, Höchststand waren 30 Völker in seiner Pensionszeit.

Lechermann, der bei der Regierung in Bayreuth arbeitete, erinnert sich an kleine witzige Ereignisse in seinem Imkerleben. Des Öfteren wurde er im Amt von Bürgern um Hilfe zum Einfangen eines Bienenschwarmes gebeten. Sein Chef akzeptierte das Unterfangen, die Sekretärin wunderte sich indes über das viele Wegbleiben des Fritz Lechermann, der stets angab, er müsse zum Notar.

Viele Bienenbeuten entstanden in seiner Werkstatt, und auch Georg Freiberger vertraute seinen Holzkünsten. Er schreinerte Begattungskästen, versehen mit mehreren Öffnungen, mit einem Absperrgitter, mit seitlichen Schlitzen für die Luftzufuhr der Bienen. Dann setzte er eine kleine Wabe ein, damit die Bienen bauen konnten. Auch diese Waben wurden von ihm mittels einer Mittelwandpresse selbst hergestellt. „Ich wollte mein eigenes Wachs haben, da weiß man, was man hat.“

Die schönen alten geflochtenen Bienenkörbe, die heute im Museum zu finden sind, wurden damals schon nicht mehr benutzt, fanden ab und an aber Verwendung, wenn sich ein Bienenschwarm auf einen Baum oder etwa in den Kofferraum einer Dame verkrochen hatte, erinnert sich Fritz Lechermann schmunzelnd.

Die Imker arbeiteten damals mit Kästen mit sogenannter Hinterbehandlung. Im Winter setzte man einen Schuber ein, damit die Bienen nicht nach oben krabbeln konnten. Lechermann bedauert, dass die heutige Carnica-Biene längst nicht mehr das Leben hat wie früher. „Kam ein Bienenschwarm angeflogen, hat man schon lange vorher das Brummen gehört.“ Die heutige Biene empfindet er als überzüchtet.

Die Vorgängerin, die alte deutsche Biene, sei damals viel stichfreudiger gewesen. Sie krabbelte selbst durch die Knopflöcher des Hemdes, weiß Freiberger zu berichten, der immer ohne Schleier und Handschuhe arbeitete. Er benutzte wie auch sein Imkerfreund kein Haarshampoo, die Wäsche wurde wegen des empfindlichen Geruchssinnes des Insektes mit wenig Waschmittel gewaschen. Erst bei sechs bis acht Stichen reagierte der Imker allergisch, schwoll das gestochene Gewebe an.

In jedem Dorf gab es damals einen Imker: in Schwürz, Wasserkraut, Craimoos, Haag, Gottsfeld, Buchau, Ruspen, Lindenhardt und Preunersfeld, um einige aus rund 50 Dörfern zu nennen, die im Protokollbuch zu finden sind. Freiberger erinnert sich an Lehrer Gollwitzer und Pfarrer Rohmer , der oben am Creußener Marktplatz seine Bienenstöcke im Garten hinter der Schule hatte und während des Unterrichtes oft durch das Klassenzimmerfenster hinüber zu seinen Bienen lugte.

Was änderte sich noch im Laufe einiger Jahrzehnte in der Imkerei? Beide Altimker bedauern zutiefst die negative Veränderung in der Natur. Viel mehr Heidelandschaft habe es im Umkreis gegeben, alles sei weggespritzt worden. Sie erinnern sich an blühende Wiesen, die nur einmal im Jahr gemäht wurden, die den Bienen reichlich Nektar boten, während man heute nur noch „grüne Teppiche“ in der Natur vorfinde.14 Linden pflanzte einst Georg Freiberger, um seine Bienen zu verwöhnen.

Der Honigertrag damals war oft enorm:15 Zentner Honig im Jahr, 50 bis 60 Pfund pro Bienenvolk waren keine Ausnahmen, wenn das Frühjahr gut war. Jeder Imker habe seine Stammkunden gehabt, die gern ins Haus kamen. Im Fünfpfund-Blecheimer nahm Tochter Marianne den Honig außerdem regelmäßig nach Bayreuth mit, so Freiberger.

Kameradschaft wurde damals groß geschrieben

Bienenkrankheiten hatten nicht das Ausmaß von heute. Beide Imker erinnern sich, nie die gefährliche Faulbrut gehabt zu haben. Damals wie heute habe man Zuckerwasser eingefüttert und im Frühjahr angewärmtes Süßes gegeben, damit die Brut an Stärke zunahm.

„Kameradschaft wurde damals groß geschrieben“, so Lechermann, zweimal die Woche fuhr er nach Feierabend zur Belegstelle nach Hufeisen, wo wegen des großen Andrangs einmal sogar der Boden durchkrachte. In den 50er Jahren konnte man sich beim Kreisverband Eier holen und Bienen begatten lassen. Vier bis fünfmal wurde das Königinnenvolk bestiftet.

Man schrieb das Jahr 1885, als sich Creußen vom Pegnitzer Verein trennte und selbstständig machte. Das Vereinsleben wurde weiterhin gepflegt. Alle vier Wochen trafen sich die Imker zum Stammtisch in der Eichmüller-Gaststätte, später Im Gärtlein. Doch der Sonntagmorgen wurde gekappt, der Jugend zuliebe. Heute trifft man sich monatlich am ersten Dienstag zum Schulungsabend, und es geht wie all die Jahrzehnte vorher um das Wohl der Bienen, eines sehr geheimnisvollen Volkes der Natur.