Katastrophenfall: Hier gibt's was zu essen

Von Sarah Bernhard
Die Lager sind groß: Das BRK könnte im Notfall 500 bis 1000 Menschen versorgen, sagt Kreisgeschäftsführer Peter Herzing. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Eine Katastrophe ist passiert, das öffentliche Leben steht still – und bei manchem macht sich die vage Ahnung breit, dass er vielleicht doch besser gestern noch einkaufen gegangen wäre. Wir erklären, was in der Stunde Null im Landkreis passiert, und wo sich Hungrige zur Not etwas zu Essen besorgen können.

 
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Die, die Lebensmittel haben

Bei einer Krise laufen die Fäden im Landratsamt zusammen. Dort trifft sich zunächst die Führungsgruppe Katastrophenschutz und analysiert die Lage. Wenn es sein muss, in einem gesicherten Raum unterm Landratsamt. Ist die Lage schlimm, ruft Landrat Hermann Hübner den Katastrophenfall aus. Dann laufen verschiedene Hilfsmaßnahmen an.

Für die Ernährungssicherung ist ein Vertreter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) zuständig. „Wir schauen dann, was wir an Lebensmitteln im Landkreis mobil machen können und wer als erstes beliefert werden muss“, sagt AELF-Leiter Ernst Heidrich. Priorität haben etwa Bäcker und Metzger. Noch vor zehn Jahren sei ein solches Szenario immer wieder geübt worden. „Aber in den letzten Jahren wurde das zurückgeschraubt.“

BRK kann bis zu 1000 Menschen versorgen

Im Katastrophenfall werden auch das Technische Hilfswerk (THW) und das Rote Kreuz (BRK) angefordert. „Wir können ohne weiteres 500 bis 1000 Leute verpflegen“, sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Peter Herzing. Allein knapp 200 Essen seien kühl gelagert, es gebe Absprachen mit Großhändlern. „Wir kriegen jederzeit, was wir brauchen.“ Ganz Bayreuth könne allerdings auch das BRK nicht versorgen. „Das müsste dann überörtlich passieren.“

Das THW ist zum Beispiel für die Notstromversorgung zuständig. Über die Forderung der Bundesregierung, dass künftig ein Drittel der Einsatzkräfte des THW innerhalb von 24 Stunden flächendeckend einsetzbar sein soll, kann Bezirksgeschäftsführer Rüdiger Maetzig nur lachen. „Das war doch nie anders“, sagt er. Eigentlich könnte das THW mit Aufbereitungsanlagen auch Trinkwasser herstellen. In Europa sei das aber unwahrscheinlich. „Die Vorschriften sind so streng, dass es einfacher ist, sie schicken einen Tankwagen los.“

Schneidermärkte würden mithelfen

Nicht nur Behörden helfen im Notfall. „Wir würden natürlich versuchen, so viele Lebensmittel wie möglich zu ordern und abzugeben“, sagt Hans-Peter Schneider, Geschäftsführer der sechs Schneidermärkte in der Region. Die Kühltruhen könnten mit Notstromaggregaten weiterbetrieben werden, bei den übrigen Waren sei die Haltbarkeit ja sowieso gewährleistet. Die Frage, ob er die Lebensmittel dann verkaufen oder verschenken würde, hat sich Schneider offenkundig noch nie gestellt, denn er stockt. „Normalerweise sind wir Händler und verkaufen“, sagt er dann. „Aber es gibt auch Momente im Leben, in denen man anderen hilft.“

 

Die, die Lebensmittel brauchen

Zwar fühlen sich die Deutschen auf bestimmte Katastrophen gut vorbereitet (siehe Grafik). Doch ans Essen denken dabei die wenigsten. Eine Befragung der Uni Münster hat gezeigt: Nur 5,2 Prozent der Haushalte, die 2012 von einem mehrtägigen Stromausfall im Münsterland betroffen waren, hätten Lebensmittel für mehr als acht Tage vorrätig gehabt. Und nur knapp 28 Prozent dieser Betroffenen haben danach ihre Vorräte aufgestockt.

Das müsse aber nicht unbedingt am fehlenden Willen liegen, sondern könne auch ganz praktische Gründe haben, sagt Ulrike Wahl, Ernährungsberaterin aus Gesees. Früher habe man meist Dinge eingelagert, die im Garten wuchsen. „Etwas zu kaufen und dann einzuwecken, ist hingegen nicht wirtschaftlich.“ Zudem hätten viele, insbesondere in der Stadt, in ihrer Wohnung keinen Platz für zehn Kästen Wasser. Sie rät, vor allem Dinge einzulagern, die man auch sonst gerne esse. „Wenn ich Konservendosen einlagere und keine Konserven mag, muss ich sie irgendwann wegwerfen.“ Ideal seien passierte Tomaten und Nudeln. „Daraus kann man immer etwas machen.“

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