Baustellen-Stress: Am 2. Juni checken die ersten Gäste in der ersten integrativen Jugendherberge Bayerns ein Jugendherberge: Noch drei Tage

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Sie ist eine Jugendherberge, die sich deutlich von allen anderen abgrenzt: Sie ist die modernste Jugendherberge Bayerns. Die einzige bislang, die neu gebaut und nicht im Bestand saniert wurde. Und: Sie soll Vorbildcharakter für andere Herbergen, aber auch für andere Betriebe haben, denn die Bayreuther Jugendherberge ist die erste integrative Jugendherberge. Und sie ist das Herbergshaus, in dem gerade alle Handwerker alles geben, damit am 2. Juni die ersten Gäste kommen können.

 
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"Sie wissen nicht, dass sie die ersten Gäste sein werden. Aber am 2. Juni um 15 Uhr checken die ersten Gäste drüben ein", sagt Anja Kurth, die Herbergsleiterin, die in den vergangenen Monaten für zwei Häuser gleichzeitig zuständig war. Das Haus drüben, das neue, futuristisch gestaltete, mit dem weißen Dach, den organischen Formen und der Fassade in verschiedenen Grüntönen, ist die Zukunft des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), Landesverband Bayern, in Bayreuth. Rund zehn Millionen Euro kostet der Neubau, an dessen inoffizielle Eröffnung am Freitag sich nahtlos der Abriss des alten Hauses anschließt - dessen Sanierung wäre nicht rentabel gewesen.

Ausgebucht - noch im alten Haus

Während sich im neuen Haus die Handwerker aller Gewerke bei sommerlicher Hitze, die durch die wegen des Tests aufgedrehte Heizung zusätzlich befeuert wird, gegenseitig fast auf den Füßen stehen, sagt Anja Kurth im Schatten des alten Hauses. "Wir sind ausgebucht." 147 Gäste werden trotz der Baustelle wie gewohnt betreut. 180 Gäste fasst das neue Haus, das den Besuchern nicht nur optisch eine ganz neue Welt eröffnet, sondern das Spektrum der Übernachtungsmöglichkeit noch einmal breiter macht, denn: Die Bayreuther Jugendherberge ist nicht nur rollstuhlgerecht in allen Ebenen, sondern sie ist als integrativer Betrieb ausgelegt. Die Zahl der Mitarbeiter macht einen Sprung von aktuell zehn auf 21 - Anja Kurth und ihre Stellvertreterin Tina Garbaczek eingerechnet.

Acht der 21 Mitarbeiter haben eine Beeinträchtigung

Acht der 21 Mitarbeiter, die in den Bereichen Küche, Reinigung, Rezeption und im Hausmeisterservice haben eine Behinderung. "Michael Gößl hatte das als Vision für den Bau der neuen Jugendherberge", sagt Anja Kurth. "Weil der Neubau in Bayreuth einer der wenigen ist, die das DJH macht. Und weil Bayreuth 2012 als behindertengerechte Stadt ausgezeichnet wurde." Jeder der bisherigen Bereiche wurde um mindestens einen Mitarbeiter mit Beeinträchtigung aufgestockt. Womit die Jugendherberge mit einer Beschäftigung von rund 30 Prozent deutlich über dem Schnitt - und auch deutlich über der Forderung liegt.

Vorbildcharakter für andere Arbeitgeber, unterstützt von ZBFS

Unterstützt wird der integrative Ansatz in Bayreuth vom Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS). "Jeder normale Arbeitgeber müsste fünf Prozent Arbeitnehmer mit Behinderung beschäftigen. Tut er es nicht, muss er eine Ausgleichsabgabe zahlen", sagt Michael Neuner, Sprecher des ZBFS. Um Integrationsprojekt zu werden, hätte in der Jugendherberge mindestens 25 Prozent der Arbeitnehmer eine Beeinträchtigung haben müssen. Für das ZBFS wichtig: Dass sozialversicherungspflichtige Dauerarbeitsplätze geschaffen werden. Dass Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung ganz normal zusammenarbeiten - "wie andere Unternehmen, markt- und wettbewerbsorientiert. Das hier", sagt Neuner, "ist schon allein dadurch etwas Besonderes".

Voller Einsatz, volle Arbeit

200.000 Euro Zuschuss gab es vom ZBFS zu den Investitionskosten der neuen Jugendherberge, die Vorbildcharakter haben soll für andere Betriebe. "Weil hier acht Dauerarbeitsplätze geschaffen wurden, in denen Menschen arbeiten, die ihre Leistung bringen, voll eingesetzt werden können und auch nicht öfter krank sind als andere Arbeitnehmer", sagt Neuner.

Das Team ist Feuer und Flamme

Was das ganze Team der Jugendherberge eint: "Sie sind alle Feuer und Flamme, dass es endlich losgeht. Wir können auch alle gut damit leben, dass das eine Punktlandung wird", sagt Anja Kurth. Altes Haus zusperren, neues Haus aufsperren. Kaltstart am 2. Juni um 15 Uhr mit neuen Gästen.

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