"Ist das ein göttlicher Spaß!"

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Schauspieler Hans-Jürgen Schatz hofft auf viele Besucher bei den dritten Jean-Paul-Tagen. Sie beginnen am kommenden Wochenende und dauern vom 7. bis 9. Oktober. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Im Jahr 1986 war Hans-Jürgen Schatz zum ersten Mal in Bad Berneck. Seitdem hegt er eine fast schwärmerische Liebe zu der Fichtelgebirgsstadt. Die Leidenschaft mit Bad Berneck hat er seit 2014 mit einer anderen, noch intensiveren vereint: Der für den Dichter Jean Paul, dessen Werke er bereits in über 50 Lesungen vortrug. Vom 7. bis 9. Oktober wird der Berliner die dritten Jean-Paul-Tage Bad Berneck organisieren.

 
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Schatz ist quasi künstlerischer Leiter, Betriebsbüro und Mitwirkender in einer Person. Sein Anspruch: Ein Kulturprogramm auf höchstem Niveau auf die Beine zu stellen, das trotzdem für jedermann zugänglich ist. Dabei geht es um die Person des oberfränkischen Schriftstellers, mit dem Geburtsnamen Johann Paul Friedrich Richter (1763-1825), sein Werk und die Zeit, in der er lebte. Zugleich bezieht Schatz die Region und das Fichtelgebirge mit ein. Über das hat Ludwig Tieck auf der Reise mit seinem Freund Wilhelm Heinrich Wackenroder im Jahr 1793 geschwärmt: "Diese Gegend hier ist die schönste, die ich auf der ganzen Reise gefunden habe."

Jean Paul gilt als schwer zugänglicher Autor

Die Lektüre Jean Pauls gilt gemeinhin als schwierig, die Sprache als schwer zugänglich für Leser des 21. Jahrhunderts. Der Sprecher und Rezitator Schatz kennt diese Skepsis: "Nur weil es Jean Paul Tage heißt, heißt das nicht, dass wir nur Jean Paul lesen." Das Programm wolle vielmehr unterhalten sowie klassische Musik und anspruchsvolle Texte zusammenbringen. "Garantiert intellektuell barrierefrei", sagt Schatz lachend.

Unter Tage Licht

Ging es im ersten Jahr um den Maler und Zeichner Ludwig Richter, kreisten die zweiten Jean-Paul-Tage um das Naturerlebnis Wandern. In diesem Jahr wird der Bergbau im Mittelpunkt stehen. So wird Schatz am Eröffnungsabend aus "Die Bergwerke zu Falun" von E.T.A. Hoffmann lesen. Soweit bekannt ist, hielt Jean Paul wenig von seinem Zeitgenossen. War der eine bereits ein Star des damaligen Literaturbetriebs, schrieb der andere Musikrezensionen und komponierte.

Der Verleger Carl Friedrich Kunz bat Jean Paul um ein Vorwort  zu Hoffmanns "Fantasiestücken". In seinen Erinnerungen schildert Kunz das missglückte Zusammentreffen der beiden 1810 in Bamberg. Eine Karikatur Hoffmanns verärgert den Bayreuther Schriftsteller ungemein. Unter dem Motto "Ist das ein göttlicher Spaß!" wird Schatz diese Episode vortragen.

Fantastisches und Musikalisches

Verbindend ist eher ihre Vorliebe für Ausflüge ins Reich der Fantasie. Verehrt haben beide auch den Komponisten Ludwig van Beethoven. Musikalische Werke von ihm und Hoffmann sowie Louis Spohr, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert erklingen am kommenden Samstag in der Dreifaltigkeitskirche. Dazu hören die Besucher Auszüge aus den "Flegeljahren" und  der "Kreisleriana". Für den literarischen Konzertabend konnte Schatz Musiker der Berliner Philharmoniker gewinnen.

Und selbst Dekan Thomas Guba kommt im Sonntagsgottesdienst nicht um Jean Paul herum: Er widmet sich in seiner Predigt der "Dritten poetischen Epistel" und dem "43. Hundposttag", worin es heißt: "Überhaupt ist jede Lüge ein glückliches Zeichen, dass es noch Wahrheit in der Welt gibt; denn ohne diese würde keine geglaubt und also keine versucht."

Zauberwelt im Erdinneren

Zum Abschluss am Sonntag geht's "In tiefen Bergesklüften": Auf der Burgkapelle Stein entführen Schatz und Antje Rietz mit dem Gesangsduo Edeltraud Gahn und Monika Tschernitschek in die Zauberwelt des Erdinneren. Sagen, Märchen und Gedichte handeln von Bergwerken und finsteren Stollen, die nichtzuletzt Alexander von Humboldt im Fichtelgebirge erkundete. Diesem ist übrigens der Vortrag von Eberhard Schulz-Lüpertz im Kukuk gewidmet.

Im Vergleich zum ersten Jahr sei der Kartenverkauf im zweiten deutlich gestiegen. Auch die Zahl der Übernachtungen habe sich erhöht. "Ich glaube an eine Zukunft der Orte wie Bad Berneck mit Kulturtourismus", unterstreicht Schatz, der sagt, hier seinen "eigenen Festspielhügel" gefunden zu haben. Den JPT-Entwurf für 2018 hat er schon im Kopf.

Info: Übernachtungsangebote und Kartenbestellungen: Tourist-Information, E-Mail: info@badberneck.bayern.de,Telefon: 09273/574374.

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