Die Silixen AG und ihr "Seidenpudelspitz": Der Countdown läuft Ein Cocktail für Jean Paul

Michael Weiser
 Foto: red

Die Kunst sprengt den Rahmen des Gewohnten: Die Silixen AG und ihre Mitstreiter feiern mit ihrem "Seidenpudelspitz"-Projekt  in gut zwei Wochen nicht nur den Dichter Jean Paul, sondern wollen mit ihrer Kunst auch den öffentlichen Raum neu erobern und beschreiben.

 
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Nur noch wenige Tage sind es, bis Johann Schuirer und seine Kollegen von der Silixen AG dem Schriftsteller Jean Paul mit zwei Kunst-Wochenenden gratulieren. Jean Paul wäre am 21. März 250 Jahre alt geworden. Der zweite große Jubilar des Jahres, lebte immer wieder und besonders gern an der Friedrichsstraße, die er hochgelobten Adressen wie der Nürnberger Altstadt („Gassengedärm") bei weitem vorzog.

Da nun Jean Paul ein solcher Liebhaber der barocken Bayreuther Prachtstraße war, bietet sie sich auch als Feierort an. Am 16. und 17. sowie am 23. und 24. März wird die Silixen AG zu Jean Pauls Ehren die Friedrich-Straße mit dem Projekt „Seidenpudelspitz" in eine Kunstmeile verwandeln. Vierzehn Stationen laden zum Gedankenspiel mit Jean Paul ein, es gibt dort zu sehen und zu erleben: Installationen, Tapeten, Skulptur, Texte, Bilder, auch Fotografien, bei Steingraeber, an der Stadthalle, im Keller des Mann's Bräu, im Verwaltungsgericht und an weiteren Orten. Sogar einen Audioführer wird es geben, Besucher können QR-Codes mit ihren Handys einlesen und sich dann über Künstler informieren, die so verdächtige Namen tragen wie „Die Weltanschauungsbeauftragten".

Es gibt auch zu kosten: Sam Hopkins wird vor Publikum einen Cocktail mixen, der in einer Apotheke an der Friedrich-Straße kredenzt wird. Man könne drüber streiten, ob ein Cocktail eine Kunstform sei, meint Hopkins selber, aber es sei eine Idee, womit er meint: ein Anfang, aus dem sich alles andere entwickeln wird, durch das Zusammenwirken der Menschen, das Internet, den Diskurs im öffentlichen Raum. Die Idee in diesem Fall: ein Cocktail, den Menschen überall mit Jean Paul in Verbindung bringen.

Womit Hopkins wieder ganz dicht bei der Silixen AG wäre. Die kleine Gruppe, benannt nach einem nordrhein-westfälischen Ort, will nicht nur Jean Paul feiern. Sie will auch eine neue Form des Ausstellens ausprobieren. „Wir wollen die Bayreuther neugierig machen auf ihre eigene Stadt." So sagt es Schuirer. „Wir wollen Räume öffnen und sie neu entdecken", so sagt es Schuirers Mitstreiter Werner Geister. So zum Beispiel das Treppenhaus im Flügel neben der Stadthalle, wo die Silixen AG das Informationszentrum für ihr Projekt unterbringen wird. „Ein Original Treppenhaus aus den 50er Jahren", schwärmt Schuirer, „das gibt es sonst auf der Welt nirgendwo mehr." Oder die Adresse Nr. 20: „Ein altes Stadtpalais", sagt Geister glänzenden Auges, „eine Beletage wie aus dem Bilderbuch".

Die Bereitschaft, Hundeleinen zu spenden (für ein Projekt von Annette Voigt) und beim Crowdfunding mitzumachen, hielt sich in engen Grenzen, berichten die Silixen-Macher, ohne deswegen besonders betrübt zu wirken. Ja, es kann immer besser laufen, aber umgekehrt natürlich auch viel schlechter. Schuirer und Geister sind 15 Tage vor dem Start ihres Projekts sehr zufrieden. Sam Hopkins zum Beispiel, da sind sich beide einig, war ein echter Glücksfall. Vor einigen Jahren arbeitete Hopkins als Artist in Residence am Iwalewa-Haus, daher stammen die Verbindungen nach Bayreuth. Mittlerweile ist Hopkins ein echter Star, weswegen ihm Geister gerne verzeiht, „dass er uns so lange hat zappeln lassen". Schuirer ist's zufrieden: „Heute könnten wir uns den gar nicht mehr leisten."