Ins Land des Fußballweltmeisters
„Hier ist die Heimat des Weltmeisters. In Deutschland wird der beste Fußball gespielt“, sagt Abdiwahaab und schmunzelt. Dann, ernster: „Hier gibt es Sicherheit und Frieden.“ Das waren auch die ausschlaggebenden Gründe für Briar, Deutschland zu wählen. Er habe das Land schon ein bisschen vom Fernsehen und aus dem Internet gekannt. Sein Traum ist, hierbleiben und nach der Schule Industriekaufmann lernen zu dürfen.Doch in Immenreuth sind nicht alle Flüchtlinge willkommen.
„Ich dachte, du wolltest Dolmetscher werden?“, fragt ihn Alfred Schuster. „Dafür ist Deutsch doch etwas zu schwer“, antwortet Briar. Abdiwahaab möchte Mechaniker werden – und auch immer in Deutschland bleiben. „Hier ist es so schön“, sagt der junge Somalier.
Vormittags besuchen die sechs Jungen eine von der Kolping-Jugendhilfe getragene Klasse in der Berufsschule Wiesau. Dort lernen sie Deutsch und Mathe. Nachmittag geht das Lernen weiter. „Sie kennen die normale Tagesstruktur nicht, müssen ganz einfache Dinge lernen wie zu einer bestimmten Zeit Abend zu essen oder ins Bett zu gehen“, erklärt Schuster. Seit einigen Tagen haben die sechs jungen Flüchtlinge eine zusätzliche Aufgabe. Sie helfen mit, das Jubiläumsfest 60 Jahre SOS-Kinderdorf am Samstag vorzubereiten. Erst haben sie Wege gekehrt und Gras zusammengerecht, am Mittwoch durften sie das große Festzelt neben dem Kinderdorf mit aufbauen. „Die sind mit Feuereifer dabei, wollen immer etwas tun“, weiß der Dorfleiter.
90 Kinder in 14 Familien
62 Mitarbeiter sind derzeit im Kinderdorf beschäftigt, 90 Kinder und acht Pflegemütter leben in den 14 Familien- und drei Gemeinschaftshäusern. Vor 48 Jahren, 1967, wurde das SOS-Kinderdorf Oberpfalz eingeweiht. Seither fanden etwa 600 Kinder in Immenreuth eine neue Heimat und eine neue Familie. „Im SOS-Kinderdorf finden elternlose Kinder und solche aus schwierigen Familienverhältnissen ein neues Zuhause. Sie wachsen dort in der Geborgenheit einer SOS-Familie auf: liebevoll umsorgt von ihrer SOS-Kinderdorf-Mutter, zusammen mit Geschwistern“, beschreibt die Organisation die Idee ihres österreichischen Gründers. Jeweils fünf bis zehn Mädchen und Jungen leben gemeinsam mit ihrer SOS-Mutter in einem Familienhaus. Zehn bis 15 Kinderdorf-Familien bilden eine Dorfgemeinschaft. Da kommt auch gern Besuch.
Das SOS-Kinderdorf Immenreuth wurde durch die sechs jungen Menschen aus Afrika und Afghanistan bereichert, ist Alfred Schuster überzeugt. Und er ist sicher, dass die Gemeinschaft mit den zehn weiteren Jugendlichen ab Herbst noch wertvoller wird. Hermann Gmeiner würde das gefallen.