Hooligan-Prozess: Das sagt das Opfer

Von Manfred Scherer
Foto: Manfred Scherer Foto: red

Er ist Fußballfan seit vielen Jahren. Bier trinken, anfeuern, feiern, Gemeinschaft erleben. Seit dem 19. März ist das Fan-Dasein für einen 35-jährigen Regensburger anders: Er geht zwar noch ins Stadion, aber er hat immer Angst dabei. Denn am 19. März wurde er am Bayreuther Bahnhof zusammengetreten, mutmaßlich von drei Hooligans der Spielvereinigung Bayreuth. Im Prozess gegen sie sagt er jetzt als Zeuge aus: "Warum das Ganze? Weiß ich nicht. Ich weiß nur: Ich war zu falschen Zeit am falschen Ort."

 
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Rund 150 Regensburger waren in dem Zug, der die Fans zum Spiel nach Bayreuth gebracht hatte. Sie wurden von der Polizei zum Stadion eskortiert. Das Spiel der "Altstadt" gegen den Regionalligatabellenführer Jahn Regensburg endete unentschieden 0:0. Im Stadion blieb die Lage friedlich.

Ein Opfer bleibt bewusstlos liegen

Doch es gab eine unselige und unfriedliche Verlängerung am Bahnhof. Danach lag der 35-jährige Regensburger bewusstlos am Boden der Bahnhofsunterführung. Drei Fans der Bayreuther sind, wie berichtet, angeklagt, ihm dort Fußtritte gegen den Kopf versetzt zu haben. Die Anklage geht von gefährlicher Körperverletzung und versuchtem Totschlag aus.

Ein Polizist funkte nach Verstärkung

Der 35-Jährige sagte als Zeuge vor Gericht, etwa 25 Regensburger Fans hätten nach dem Spiel nicht auf die Polizeieskorte warten wollen. Die Gruppe ging zum Bahnhof. Der Zug nach Regensburg sollte vom Bahnsteig der Gleise zwei und drei abfahren. Der Zeuge erinnert sich: Eine Bayreuther Fangruppe sei aufgetaucht, die Stimmung war angespannt. Ein einzelner Polizist am Bahnhof habe aufgeregt in sein Funkgerät nach Verstärkung gerufen. Die Bayreuther bewegten sich in den Durchgang unterhalb der Gleise. Dem Regensburger schwante Unheil: "Für mich gab es die Wahl, entweder mich runter zu bewegen oder vielleicht im Gleis zu landen."

Man hat ihm erzählt, er sei "gestiefelt" worden

Plötzlich bekam der Mann zwei Schläge ins Gesicht, woher und von wem, das weiß er nicht: "Dann bin ich schon gesegelt." Seine Landung bekam der 35-Jährige nicht mehr mit, auch nicht das, was Freunde ihm später erzählten: "Eine Traube stand um mich herum und stiefelte mich."

Ein Freund trug ihn zum Krankenwagen

Im Krankenwagen hörte der Schwerverletzte nur undeutlich Stimmen, später im Krankenhaus sah er wieder - einen Freund, der ihn zusammen mit einem Polizisten zum Sanka getragen hatte. Der Regensburger verbrachte das Wochenende im Krankenhaus und entließ sich entgegen den Rat der Ärzte selbst. Danach hatte er einige Wochen stakte Kopfschmerzen, herrührend von einer Gehirnerschütterung. Den ersten Verdacht der Ärzte auf einen Leberriss und eine Verletzung der Halswirbelsäule ignorierte er - und hatte Glück: Diese Verdachte haben sich nicht bestätigt.

Der Zeuge erkannte im Gerichtssaal keinen der drei Angeklagten.

Der Prozess wir am Montag fortgesetzt.

 

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