Hilfe für künstlich beatmete Patienten

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Das Gebäude in der Hopfenleithe 4 wird bald von einem Intensivpflegedienst genutzt. Im April soll die Wohngruppe eröffnet werden. Foto: Martin Kosloswsky Foto: red

Ab April bietet die Fazmed GmbH in der Hopfenleite in Thurnau ambulante Intensivpflege an. Intensivpflegepatienten sind Menschen, die nicht in Heimen versorgt werden können. Weil sie 24 Stunden lang auf die Hilfe von Pflegepersonal angewiesen sind.

 
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Manche Patienten kommen direkt aus der Intensivstation. Sie haben einen Schlaganfall erlitten oder eine plötzliche Hirnblutung. Und sie können nicht mehr selbstständig atmen. Solchen schwerkranken Menschen bietet die Fazmed Hilfe an - im häuslichen Umfeld oder in betreuten Wohngruppen.

Genau so eine Wohngruppe mit drei bis vier Patienten soll nun in Thurnau entstehen. Andreas Franke, Geschäftsführer der GmbH mit Sitz in Sonneberg: "Die Zahl der Menschen, die auf Grund einer Erkrankung auf eine 24-stündige Hilfe durch Pflegepersonal angewiesen sind, ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die moderne Medizin macht es heute möglich, diesen Menschen auch in den eigenen vier Wänden oder in einer Wohngruppe zu helfen." Das auf Intensivpflege und beatmungspflichte Patienten spezialisierte Unternehmen ist bereits an den Standorten Coburg, Kulmbach und Stadtsteinach vertreten.

Häusliche Atmosphäre statt Klinikcharakter

Und bald auch in der Gemeinde Thurnau. Vier Patienten sollen in den ehemaligen Räumen einer Zahnarztpraxis unterkommen. "Wir werden rund 200 000 Euro investieren, den Kaufpreis für das Gebäude nicht eingerechnet." Zunächst werden die Heizungen und die Elektrik gemacht. Dann geht es an die Inneneinrichtung. "Das ganze soll aber keinen stationären Klinikcharakter ausstrahlen", sagt Franke. Auch die 160 Quadratmeter große Wohnung mit Balkon unterm Dachgeschoss wird Franke zufolge bis Mitte des Jahres modernisiert. Die Vermietung übernehme die Hausverwaltung Jöna aus Kulmbach.

"Wir setzen uns für eine möglichst regionale Versorgung der Patienten ein", sagt Franke. So könnten die Angehörigen jederzeit zu Besuch kommen und die Betroffenen in einem auf sie zugeschnittenen Umfeld leben. Die häusliche Grund- und Behandlungspflege übernehmen examinierte Pflegekräfte mit intensivmedizinischer Fortbildung und Kenntnissen in Beatmungspflege. Das Konzept für eine regionale ambulante Intensivbetreuung entwickelte Franke im Jahr 2008. Damals, so sagt er, habe es in Sonneberg im Umfeld von 150 Kilometern keinen Platz für einen Beatmungspatienten gegeben. "So ist aus einem Versorungsengpass ein Unternehmen mit weitüber 250 Mitarbeitern entstanden."

Kosten eine Einzelfallentscheidung

Zu den Kosten für einen Intensivpflegeplatz könne er pauschal nichts sagen. "Da kommt es auf den Einzelfall an. In jedem Fall liegen sie weit unter den Kosten, die ein vergleichbarer Platz im Pflegeheim kostet." Dass Intensivpflege von den Seniorenheimen der Wohlfahrtsverbände nicht geleistet werden könne, bestätigt Matthias Hoderlein vom Awo-Seniorendorf in der Kirschenallee. "Dauerbeatmungspatienten brauchen rund um die Uhr eine Pflegekraft", sagt Hoderlein. "In unserem Heim mit 82 Bewohnern beschäftigen wir nachts nur zwei Personen, für sie wäre das also unmöglich leistbar." Das Heim wäre auf dann auf Dritte Kräfte angewiesen, deren Bezahlung jedoch problematisch sei. Denn weder die Pflege- noch die Krankenversicherung fühle sich zuständig. "Das ist eine Gesetzeslücke, an der Heime auch bankrott gehen können." Inzwischen dürften Heime die Verträge mit Patienten kündigen, die als Intensivpflegefall ins Heim zurückkehrten. 

In der neuen Einrichtung sieht Hoderlein keine direkte Konkurrenz, sie sei sogar sinnvoll. Problematisch wären höchstens Pflegeleistungen, die das Seniorenheim auch anbiete.Wenn sich jeder auf sein Kerngeschäft konzentriere, sei das in Ordnung. "Wir haben auch schon einen jungen Wachkomapatienten elf Jahre lang betreut." Denn es gebe immer mehr Menschen, die aus den üblichen Behandlungsschemata herausfielen.

Bürgermeister Martin Bernreuther freut sich über die neue Einrichtung. "Damit wird das Haus wiederbelebt und wir haben in der Gemeinde einen Leerstand weniger." Alle weiteren Entscheidungen treffe der Träger. Der Gemeinderat habe lediglich der Nutzungsänderung zustimmen müssen.

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