Stefan Leible umriss das ehrgeizige Programm der beiden Hochschulen in wenigen Worten. „Wir wollen wissenschaftliche Exzellenz“, sagte der Präsident der Uni Bayreuth, „und wir wollen, dass sie transportiert wird.“ Transport, das heißt in diesem Falle: eine Wirkung auch auf die Öffentlichkeit, mit Vorträgen und Publikationen, aber auch mit Ausstellungen.

Regierungspräsident Wilhelm Wenning unterstrich die „wichtige identifikationsstiftende Funktion für die Region“ und gleichzeitig das große wissenschaftliche Interesse. Als Vorsitzender der Oberfrankenstiftung hat er die Hand am Geldhahn. Vier Millionen Euro wird die Stiftung für die ersten fünf Jahre zur Verfügung stellen. Die Entscheidung für diese Anschubfinanzierung sei im Stiftungsrat einstimmig gefallen, sagte Wenning.

Der Lehrstuhl könnte wie ein Kristallisationskern wirken: Leible und der Bamberger Uni-Präsident Godehard Ruppert machen sich Hoffnung darauf, in Thurnau langfristig auch noch die Lehrerfortbildung für Geschichte und verwandte Fächer ansiedeln zu können.

Die neue Professorenstelle werde international ausgeschrieben, sagte Ruppert. Er und Leible skizzierten ein anspruchsvolles Bewerberprofil. Der Hochschullehrer müsse ein ausgewiesener Regionalhistoriker sein, auf die Öffentlichkeit zugehen können, Freude am Experimentieren mitbringen und bereits Erfahrung im Sammeln von Drittmitteln mitgebracht haben. Dafür gibt’s dann allerdings auch das entsprechende Geld: Der oder die Neue ist ein sogenannter ordentlicher Professor mit der höchsten Besoldungsstufe. Er erhält zwei Mitarbeiter und eine Teilzeitkraft als Sekretärin.

Entscheidend ist jedoch der Pool von elf Doktoranden, der dem Institut moderne regionalgeschichtliche Ansätze gestatten soll. „Wir wollen interdisziplinäre Arbeit“, sagt Leible. Heißt: Neben der althergebrachten Forschung in Papieren und Dokumenten verbindet das neue Institut auch die Erkenntnisse etwa von historischen Geografen, Archäologen und Kunstgeschichtlern.

Weder in Bayreuth noch in Bamberg gibt es bislang einen Lehrstuhl, der sich ausschließlich der fränkischen Landesgeschichte widmet. Das neue Institut soll diesem Defizit abhelfen, mit Fokus vor allem auf die oberfränkische Geschichte. Die Historiker ziehen in die Nachbarschaft des Forschungsinstituts für Musiktheater (FIMT) der Uni Bayreuth. Vor den verantwortlichen der beiden Universitäten liegen noch einige verfahrenstechnische Hürden, aber schon zum Wintersemester 2015/2016 könnte der neue Lehrstuhl Premiere feiern. Dann werden auch die Bauarbeiten im Schloss abgeschlossen sein. Nach der Renovierung des Nordflügels soll dort der Lehrstuhl unterkommen, mit allem, was dazugehört, inklusive Seminarräumen und Bibliothek. Sogar ein Hotel hätte man im Schloss. „Wir wären auch für die Lehrerfortbildung bestens aufgestellt“, sagt Leible.

Klaus-Peter Söllner, Landrat von Kulmbach, ist der Vorsitzende der Gräflich Giech’schen Stiftung, der Eigentümerin des Thurnauer Schlosses. „Das ist eine Riesensache für Thurnau und die Stiftung. Ich bin froh, dass wir das Ganze jetzt schwarz auf weiß haben. Und es ist eine hervorragende Perspektive für das Schloss.“ Die Universitäten wollen einen Teil des Nordflügels beziehen. Im Hans-Georgen-Bau ist bereits das Forschungsinstitut für Musiktheater untergebracht.