Ersatzspielstätten: Kultur braucht Freunde

Von Michael  Weiser
Nicht nur ausverkauft, sondern mangels Ausnahmegenehmigung derzeit überhaupt geschlossen: der Reichshof. Die Suche nach einer Ausweichspielstätte geht also weiter. Fotos: Andreas Türk/Archiv Foto: red

Die Stadthalle wird bald renoviert, die Suche nach Ersatzspielstätten läuft - hoffentlich - auf Touren. Doch bleibt es dabei: Bayreuth muss eine Durststrecke überwinden. Und muss mit Findigkeit und Begeisterung damit umgehen. Kann die Stadthallen-Dität eine Chance sein?

 
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Als wir für unseren Überblick recherierten, waren wir bass erstaunt. Von einer frisch restaurierten Kirche über ein fast ebenso frisch restauriertes Kulturzentrum bis hin zum Gemeindesaal hat Bayreuth so viele Säle und Bühnen, dass man's kaum glauben mag. Nur: Ein Raum, der die Stadthalle wirklich ersetzen kann, ist natürlich nicht dabei. Bayreuth sucht also, streng genommen, gar nicht nach einer echten Ersatzspielstätte. Bayreuth sucht nach etwas, in dem Kultur irgendwie noch stattfinden kann, nachdem die Rotmainhalle in einem Bürgerbegehren durchfiel.

Was sagt der Kulturreferent?

Der Kulturreferent hat sich bislang nicht dazu geäußert, er verweist darauf, dass er zunächst  Ausschüsse und Entscheider informieren müsse. Da er vor einigen Wochen eine Sitzung des Kulturausschusses absagte, mit Verweis darauf, dass es nicht genug zum Beraten gebe, darf man davon ausgehen, dass seine Idee für eine Ersatzspielstätte noch sehr frisch ist. Was nichts Schlechtes heißen muss. Schließlich muss erstmal verhandelt und intern diskutiert werden, damit Bayreuth das Feld nicht noch einmal den besser koordinierten Blockierern überlassen muss - wie beim vollkommen überflüssigen Entscheid über die Rotmainhalle geschehen.

Schlecht wäre es nur, wenn die Verkündung von Alternativen - ob Zelt oder Sporthalle - noch sehr lange auf sich warten ließe. Schließlich müssen Veranstalter und Künstler planen.

Herausforderung für Phantasie

Einstweilen müssen Stadt und Kulturszene sich üben: in Geduld, aber auch in Findigkeit. Die Veranstalter wie die Kulturfreunde Bayreuth werden für die übernächste Saison noch mehr auf kleine innovative Formate setzen müssen und dabei die Zusammenarbeit etwa mit dem Jazzforum intensivieren. Stadt, Theater Hof und Bamberger Symphoniker müssen sich weiterhin abstimmen. Schließlich werden sich Freunde des gehobenen Konzertgenusses oder der großen Oper weiterhin auf Busfahrten einstellen müssen. Die Stadt wäre zudem gut beraten, Konkurrenzgedanken fürs erste beiseite zu lassen und zu überlegen, ob und wie man den Richshof wieder für Veranstaltungen öffnen kann.

Auch die Bayreuther selbst sind gefragt, indem sie Interesse zeigen und damit einen Stadtrat widerlegen, der kürzlich behauptete, die Bürger bekämen den Allerwertesten nicht vom Sofa gestemmt. Auch ohne Stadthalle gibt's weiter Kultur in Bayreuth, es gibt sogar so viel, man mag es gar nicht glauben. Wenn die Bayreuther sich darum kümmern, ihre Begeisterung für die ganz selbstverständliche Kultur neu entdecken - dann liegt in der Stadthallendität sogar eine Chance.