Ernte: Stress für Durchschnittsergebnis

Von Marie-Christine Fischer
Christian Lappe war am Donnerstag bei Nankendorf noch mit dem Mähdrescher beschäftigt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ganz so katastrophal wie die bundesweite Erntebilanz fällt das Resümee der hiesigen Landwirte nicht aus. "Die Erträge sind durchschnittlich gut", sagt Karl Lappe, Obmann des Kreisverbands Bayreuth des Bayerischen Bauernverbands. Jedoch: Auch ihm und seinen Kollegen machten die kurzen Zeitfenster für die Ernte zu schaffen. Für alle ein Problem sind die niedrigen Getreidepreise. 

 
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Das, was man landläufig Ernte nennt, sei in diesem Jahr vielmehr "ein Wegstehlen der Früchte von den Feldern" gewesen, sagt Lappe. Mehr als zwei, höchstens drei trockene Tage am Stück hatten die Bauern so gut wie nie, um das Getreide hereinzubringen. Dann regnete es wieder. "An den wenigen trockenen Tagen waren viele Bauern bis zu 20 Stunden auf dem Feld, um die Ernte einzuholen." Normalerweise ist die Getreideernte um diese Zeit abgeschlossen. Heuer sind viele Bauern noch nicht fertig. "Die müssen sich jetzt beeilen, sonst wächst es aus und die Qualität leidet enorm", sagt Lappe.

Sporen und Pilze durch Staunässe

Qualitätseinbußen mussten viele Bauern schon bei der Heuernte im Frühsommer hinnehmen: Damit es lagerfähig ist, muss der Wasseranteil im Heu von rund 90 auf rund 16 Prozent sinken. Zum Trocknen sollte es mindestens drei Tage am Stück trocken sein. Und das war es selten.

Das Getreide hat unter Staunässe gelitten. Die beförderte den Befall durch Sporen und Pilze, was zu Einbußen führte. Die Erträge der Sommergerste nennt Lappe "durchwachsen", bei Wintergerste, Weizen und Roggen seien sie trotz allem größtenteils zufriedenstellend, wenngleich es je nach Lage des Feldes große Unterschiede gab. Lappe selbst hat auf einem Feld, das im Frühjahr der Frost erwischt hat, nur vier Tonnen pro Hektar erwirtschaftet, auf einem anderen über sieben. Durchschnitt seien zwischen fünf und sechs Tonnen pro Hektar.

Der Mais liebt dieses Wetter

Anders als im Vorjahr, als im Sommer massive Trockenheit das Grünland dürr werden ließ, fiel der Wiesenschnitt für Futter und für die Erzeugung von Biogas "erfreulich" aus. Dauergrünland macht im Kreis Bayreuth fast 40 Prozent der bewirtschafteten Fläche aus.

Gut sind die Aussichten außerdem für alle Bauern, die Mais angebaut haben. "Der steht bislang hervorragend", sagt Lappe. Denn Mais liebt es feucht und warm - genau wie die Witterung der vergangenen Monate war. Jetzt darf nur kein Hagel dazwischenkommen.

Wer kann sollte erst mal einlagern

Wie viel unterm Strich für die Landwirte tatsächlich übrig bleibt, entscheiden zu einem großen Teil die Preise am Weltmarkt. Und die sind im Keller. Lappe sagt: "Jeder wird überlegen müssen, ob es sinnvoll ist, die Ernte jetzt zu verkaufen, oder ob er sie nicht besser einlagert, sofern der die Möglichkeit hat."

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