Ein Heli für den guten Zweck

Von Thorsten Gütling
Neu in der Flotte: Jörg Herrmannsdörfer (rechts) und sein Hubschrauber. Das freut den Leiter des Bayreuther Stützpunktes des Deutschen Flugbeobachtungsdienstes, Ulrich Lang. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Jörg Herrmannsdörfer ist Pilot. Seit zehn Jahren schon. Und der kaufmännische Geschäftsführer der Mistelgauer Hermos AG ist einer der ganz wenigen Privatpersonen in Bayern, denen das Luftamt einen eigenen Landeplatz genehmigt hat. Drei Jahre später, sagt Hermannsdörfer, ist es Zeit, etwas zurückzugeben. Seine Zeit und seinen Hubschrauber stellt der 38-Jährige jetzt dem deutschen Flugbeobachtungsdienst zur Verfügung.

 
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Ein Rundflug über die Fränkische Schweiz sei immernoch etwas Schönes. Aber nach Hunderten von Flugstunden sei es an der Zeit, nach einem neuen Zweck fürs Fliegen zu suchen. Nach Waldbränden Ausschau zu halten zum Beispiel. Nach versteckten Marihuanafeldern, Verkehrsunfällen, Schädlingsnestern, archäologischen Spuren oder den verlorenen Tanks eines amerikanischen Kampfflugzeugs. Wie im vergangenen Jahr bei Engelmannsreuth.

30 angeordnete Flugstunden im vergangenen Jahr

Ulrich Lang, der Stützpunktleiter des Luftbeobachtungsdienstes in Bayreuth, hat damals bei der Suche mitgeholfen. Lang ist selbst Pilot und Fluglotse am Flughafen Hof. Ehrenamtlich sorgt er dafür, dass, wann immer nötig, eine Maschine und ein Pilot zur Verfügung stehen. Ein Anruf der Integrierten Leitstelle, des Landratsamtes oder der Regierung von Oberfranken kann jederzeit kommen. 30 Flugstunden ordneten die Behörden im vergangenen Jahr an. Weitere 150 verbrachten die neun Piloten des Stützpunktes Bayreuth zu Beobachtungsflügen freiwillig in der Luft. Vor allem wegen der Waldbrandgefahr im vergangenen August. Einige Feuer in der Fränkischen Schweiz wurden so entdeckt, bevor sie allzu großen Schaden anrichten konnten. Ausgestattet mit Behördenfunk, lotsten die Piloten die Feuerwehrleute durch den Wald an die Brandherde. In die Staffel aufgenommen wird längst nicht jeder. Neun Piloten gehören derzeit dazu. Alle sind sie Mitglied der Luftsportgemeinschaft Bayreuth. Und alle haben sie schon mindestens 150 Stunden lang am Steuer eines Flugzeugs gesessen.

Einer von nur fünf Helis in ganz Bayern

Ordnen die Behörden einen Flug an, nehmen die Piloten zwei Luftbeobachter mit an Bord. Das sind Mitarbeiter der Behörden, des Forstes oder der Feuerwehren. Während der Pilot fliegt, konzentriert sich einer aufs Beobachten, ein anderer auf den Funkkontakt mit den Helfern am Boden. Insgesamt drei Flugzeuge stehen zur Verfügung, seit neuestem gehört auch der Hubschrauber von Jörg Herrmannsdörfer dazu. Einen Hubschrauber in der Staffel zu haben, ist tatsächlich etwas Besonderes. Auf 159 Flugzeuge zur Luftbeobachtung kommen in ganz Bayern nur fünf Hubschrauber. Die nächsten stehen in Berg, Waldsassen und Nürnberg. Der Vorteil des Hubschraubers gegenüber der Flugzeuge: Er kann auch bei schlechterem Wetter eingesetzt werden. Weil er notfalls auf jeder Wiese zwischenlanden kann. Ihn zu unterhalten, ist aber auch wesentlich teurer.

Luftbeobachtung durch Ehrenamtliche

Dass die Luftbeobachtung auf den Schultern von Ehrenamtlichen ruht, ist eine bayerische Besonderheit. Sie hat vor allem Vorteile für die Behörden. Denn während in anderen Bundesländern die Polizei die Luftbeobachtung übernimmt oder die Regierungen eigene Flugzeuge und Piloten unterhalten müssen, ist das bayerische Modell vergleichsweise günstig. Die Regierung zahlt für jeden angeordnetem Flug mit einem Flugzeug eine Entschädigung von rund 200 Euro pro Stunde. Für eine Stunde mit dem Hubschrauber gibt es 450 Euro. Davon gehen rund 120 Euro für Flugbenzin drauf, der Rest für Versicherung und Verschleiß. Herrmannsdörfer sagt: "Wenn man die Abschreibung des Hubschraubers einberechnet, zahlt man sogar drauf."

500.000 Euro für einen Helikopter

Immerhin 500 000 Euro kostet ein Hubschrauber, wie ihn der Mistelgauer für Geschäftsreisen der Hermos AG angeschafft hat. Kostenpunkt: wieder 250.000 Euro. Und dennoch: Der Vorteil für die Ehrenamtlichen liegt darin, dass sie ihrer Leidenschaft, dem Fliegen, für einen guten Zweck nachgehen können. "Fliegen ist schön, aber noch schöner, wenn es einen Sinn hat", sagt Ulrich Lang. Und ganz nebenbei sammeln die Piloten noch Flugstunden, die sie für die Verlängerung ihres Flugscheins benötigen. In diesem Jahr macht ihnen das Wetter aber einen Strich durch die Rechnung. Die Waldbrandgefahr ist so niedrig, dass bis heute kein einziger Kontrollflug angeordnet wurde.

Eine Reportage aus dem Flugzeug der Luftbeobachter lesen Sie hier.

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