Drogenprävention auf der Theaterbühne

Von Moritz Kircher
So kann es nicht weitergehen – Jasmin (Bettina Wagner) hält ihrem drogensüchtigen Freund Philipp (Johannes Leichtmann) eine Moralpredigt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Als sich Clarissa Hopfensitz vor 400 Schülern, Lehrern und der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml eine Zigarette ansteckt und genüsslich daran zieht, geht ein Raunen durch den Raum. Doch die Zigarette ist nur Teil eines Schauspiels, mit dem der Bezirksjugendring dem Drogenkonsum unter Jugendlichen vorbeugen will. Und bei dem die Schüler mitmachen dürfen.

 
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Philipp, gespielt von Johannes Leichtmann, ist der einstige Musterschüler, der in den Drogensumpf rutscht und zu Hause eine Mutter (Clarissa Hopfensitz) hat, für die ein Glas Wein am Nachmittag dazu gehört – und Zigaretten sowieso. Philipps Freundin Jasmin (Bettina Wagner) hat ihre Erfahrungen gemacht und will ihn vor den Drogen und vor seinen falschen Freunden bewahren. Was nach Klischee klingt, kommt bei den Schülern an.

Für die Schülersprecher ein Stück, das nah am Leben ist

„Ich fand das Stück schön, weil man sich direkt in die Personen reinversetzen konnte“, sagt Maria Steeger, Schülersprecherin an der Gesamtschule Hollfeld, wo das Stück gestern uraufgeführt wurde. Eva Weiß, ebenfalls Schülersprecherin, hat’s auch gefallen: „Sie haben die Gefühle von Drogenabhängigen und Betroffenen sehr gut nachgespielt“, sagt sie.

Das Stück, das der Fränkische Theatersommer konzipiert hat, soll nun auf Tour durch Oberfranken gehen. „Wir wollen es in zwei Jahren an 50 Schulen zeigen“, sagt Christian Porsch vom Kreisjugendring Bayreuth. Und die Schüler sollen mitmachen. Denn die Geschichte endet am Wendepunkt – wenn sich entscheidet, ob Philipp die Kurve kriegt oder nicht. Ab dort erarbeiten die Schauspieler gemeinsam mit den Jugendlichen den Ausgang des Stückes und bringen ihn immer wieder neu auf die Bühne.

Drogendeals auf dem Pausenhof sind die Ausnahme

Peter Stenglein arbeitet seit 19 Jahren für die Polizei in der Suchtprävention. Dass sich die Schulen in dieser kreativen Form mit Drogen befassen, findet er gut. Obwohl Drogendeals auf dem Pausenhof, "wirklich selten“ vorkämen. Aber die Schulen verschließen die Augen nicht vor dem Problem, dass Jugendliche irgendwann mit Drogen in Berührung kommen. Er wünscht sich noch mehr Präventionsarbeit an Schulen. „Man kann das nicht oft genug wiederholen.“

Das Raunen in der Halle, als im Theaterstück eine echte Zigarette aufglimmt, wundert die Hollfelder Schulleiterin Christiana Scharfenberg nicht. „Das ist die erste Droge“, sagt sie. Und die meisten Schüler wüssten das auch. Auch ihr hat das Schauspiel gefallen. Wie für sie gute Drogenprävention aussieht? „Das muss einfach immer wieder thematisiert werden.“

Gesundheitsministerin Huml gegen die Freigabe von Cannabis

Zur Uraufführung des Präventions-Theaterstücks „Voll in Ordnung“ war die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml an die Hollfelder Gesamtschule gekommen. Am Rande der Aufführung sprach sie sich im Kurier-Interview gegen die Legalisierung von Cannabisprodukten aus. Sie ist der Auffassung, dass damit „die Gefahr, die von Cannabis ausgeht, verharmlost wird“.

Von verschiedenen Seiten wird die Freigabe gefordert, mit dem Argument, Cannabis den Charakter als Einstiegsdroge im illegalen Bereich zu nehmen. Huml sieht das anders: Gerade bei jungen Menschen könne die Droge psychische Erkrankungen auslösen. „Deswegen halte ich es nicht für richtig, dass wir das verharmlosen, indem wir es freigeben.“

Ein Interview mit einem Ex-Süchtigen, der sich in der Drogen-Prävention bei Jugendlichen engagiert, lesen Sie hier.

 

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