Die neue Jugendherberge soll mehrere Alleinstellungsmerkmale haben. Im Mittelpunkt stehen dabei Menschen mit Behinderungen. Größere Rollstuhlfahrergruppen können künftig in Bayreuth Urlaub machen. Und auch das Mitarbeiterteam wird integrativ: Rund ein Drittel der Arbeitsplätze sollen ab 2017 Menschen mit Behinderungen besetzen.
Dass es nicht geschneit und so lange nicht geregnet hat, kommt den Bauherren der neuen Jugendherberge gerade recht: Auf der Baustelle direkt neben der alten Jugendherberge läuft alles nach Plan. Die Strukturen der drei Flügel des modernen Neubaus sind bereits zu erkennen, ebenso der Aufzugschacht. Das neue Gebäude samt Außenanlagen soll knapp zehn Millionen Euro kosten.
Ein Teil des Geldes ist bereits unterirdisch verbaut. Unter der Bodenplatte verbirgt sich ein ungewöhnliches Konstrukt: Damit der Neubau auf dem sandig-lehmigen Boden der ehemaligen Sumpfgebietes Halt hat, sind 200 Betonsäulen mehrere Meter tief ins Erdreich eingelassen worden. "Sie stützen sich auf die Gesteinsschichten", erläutert Architekt und Projektleiter Julian Fahrenkamp. Darauf liegt ein Streifenfundament, erst dann folgt die Bodenplatte.
Ein Neubau ist auch für den Jugendherbergs-Landesverband nicht an der Tagesordnung. "Normalerweise modernisieren und sanieren wir", sagt Vorstand Michael Gößl. Das hat zwei große Vorteile: Einerseits ist der Neubau so entworfen, dass alle Abläufe beste räumliche Voraussetzungen haben. Andererseits gibt es keine Störungen des laufenden Betriebs während der Bauzeit. Darüber freut sich Herbergsleiterin Anja Kurth besonders.
Sie freut sich auch auf den deutlich höheren Standard der künftigen Räume: alle 45 Zimmer mit insgesamt 180 Betten haben eine eigene Dusche und Toilette. Die fünf Seminarräume, von denen drei zu einem sehr großen Saal verbunden werden können, eröffnen neue Möglichkeiten für Kongressbesucher. Mit der größeren Bettenzahl und den zusätzlichen Seminarräumen steigt auch die Zahl der Mitarbeiter von bisher zwölf auf dann 17. Acht Teilzeitstellen für Menschen mit Behinderungen sind geplant.
So wie die neue Jugendherberge in Bayreuth sieht keine andere in Bayern aus - jeder Bau wird individuell für den jeweiligen Standort geplant, sagt Gößl. Während andere Herbergen eine Spezialisierung auf Sport, Familien oder Musik haben, wird die Bayreuther Einrichtung von einem sehr gemischten Publikum besucht.
Ein "absolutes Alleinstellungsmerkmal" soll zukünftig das Angebot für größere Gruppen von Menschen mit körperlichen Behinderungen sein. Die Jugendherberge wird so gebaut, dass alle Räume, die Außenanlagen und auch die Terrassen im Obergeschoss für Rollstühle geeignet sind, kündigte Ralf Weixler, Fachbereichsleiter im Bau der Landesverbands an. Vor allem aber wird es genügend barrierefreie Zimmer geben, damit auch eine ganze Schulklasse oder ein Rollstuhlbasketball-Verein die Jugendherberge besuchen kann.
Auch an andere Behinderungen haben die Planer gedacht: Ein Teil der Seminarräume wird mit Induktionsschleifen ausgestattet, über die Vorträge vom Mikro direkt auf Hörgeräte übertragen wird. Und auch für Besucher mit Sehbehinderungen wird es laut Weixler im Neubau spezielle Hilfestellungen geben: eine Wegführung im Haus mit Brailleschrift sowie akustische Ansagen in den Aufzügen.
Die neue Jugendherberge soll im Frühjahr 2017 fertig sein. Sobald der Umzug abgeschlossen ist, wird die alte Jugendherberge abgerissen. Erst danach wird das Außengelände fertig gestaltet.
Die Kosten für den Neubau mit 3500 Quadratmeter Fläche liegen bei 9,94 Millionen Euro. Die Hälfte der Kosten soll über Zuschüsse finanziert werden: Beteiligt sind die Stadt Bayreuth, die Oberfranken-Stiftung und die Aktion Mensch, weitere Anträge laufen bei der Bayerischen Landesstiftung und dem Jugendprogramm der Bayerischen Staatsregierung. Die andere Hälfte trägt der Landesverband des Jugendherbergswerks.
