Der B-303-Skandal

Von Andreas Gewinner
Künftig vierspurig, trotz wenig Verkehr: Die B 303 bei Schirnding. Doch die Ausbauentscheidung fiel aufgrund falscher Zahlen. Und vieles deutet darauf hin, dass das kein Versehen war. Sondern Absicht. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Bei Schirnding sollen gut zwei Kilometer der B 303 vierstreifig ausgebaut werden. Alles deutet darauf hin, dass es im Vorfeld nicht mit rechten Dingen zuging. Je mehr man sich in das Thema vertieft, umso fassungsloser wird man.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Fakt ist zunächst: Vor und hinter der Ausbaustrecke geht es zweistreifig weiter, und das wird auch die nächsten Jahre, eher Jahrzehnte so bleiben. Elf Millionen Euro Steuergeld werden im Grenzland verbraten für ein sinnloses Stück Straße, das die Verkehrsdichte einer belebteren Kreisstraße aufweist – ein Monument der Geldverschwendung und Dummheit, Syndrom eines Staates, der offenbar nicht weiß, was er mit dem vielen Geld anfangen soll, das er seinen Bürgern abknöpft.

Doch der Skandal reicht viel tiefer. Die Genehmigung, die B 303 bei Schirnding vierspurig auszubauen, fiel schon vor vielen Jahren, doch das Geld dafür fehlte. Bisher. Vergangenen Herbst wurde das Geld – das auf einmal in Hülle und Fülle vorhanden zu sein scheint – genehmigt. Eilig auf Basis des alten Bundesverkehrswegeplans, der nur noch wenige Wochen Gültigkeit hatte. Doch dort war das Projekt mit falschen (getürkten?) Zahlen hinterlegt. Eine Bürgerinitiative fand vor mehr als zehn Jahren den Fehler, machte die offiziellen Stellen darauf mehrfach aufmerksam, bekam die Zusage, dass die Daten geändert werden. Doch passiert ist nichts. Wären die falschen Zahlen von offizieller Seite korrigiert worden, hätte das Projekt beerdigt werden müssen.

Und es hätte auch beerdigt werden müssen, hätte man den aktuell geltenden Bundesverkehrswegeplan herangezogen. Dort wurde das Ausbauprojekt, das nun anläuft, nämlich zurückgestuft, Kategorie St.-Nimmerleinstag. Begründet wurden die Ausbaupläne auf deutscher Seite auch immer wieder mit den Erweiterungsplänen auf tschechischer Seite. Doch dort wurden in den vergangenen 20 Jahren so ziemlich alle Fertigstellungstermine gerissen. Bei so viel Ungereimtheiten fällt es schwer, an Pannen und bedauerliche Fehler zu glauben. Hier wurde ganz offenbar getäuscht, getrickst und, ja: gelogen. So was kannte man bisher nur aus Bananenrepubliken oder gescheiterten südeuropäischen Staaten. Ein trauriger Sieg für die Asphaltlobby.

andreas.gewinner@nordbayerischer-kurier.de