Das Mistwasser läuft über Straße und Hof

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Einige Anwohner sind strikt gegen das Vorhaben von Sabrina Ostfalk-Gaßner, die im Ort eine Reithalle bauen will. Foto: red

Es herrscht dicke Luft im Betzensteiner Ortsteil Hetzendorf. Und mehrere Einwohner befürchten, dass sie noch dicker wird, wenn Sabrina Ostfalk-Gaßner auf ihrer Pferdekoppel eine Reithalle bauen darf. Der Stadtrat hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit 8 zu 7 Stimmen dagegen ausgesprochen. Nun liegt die letzte Entscheidung beim Landratsamt.

 
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Für ihren Nachbarn Gerhard Wunder, der sein Haus nur wenige Meter neben der Grundstücksgrenze und damit fast unmittelbar an der Koppel hat, wo bislang der Reitunterricht stattfindet, steht fest, wenn das Landratsamt grünes Licht gibt, geht er gerichtliche Wege. „Ich habe die Halle dann direkt vor meinem Wohnzimmerfenster“, sagt er. Ungestört auf der Terrasse sitzen könne er auch nicht mehr.

Schatten, Staub und Lärm und Mistwasser

„Das ist ja wie auf dem Präsentierteller, jeder kann auf uns draufschauen“, äußert er seine Kritik. Am meisten befürchtet der 54-Jährige aber massive Beeinträchtigungen durch Staub und Lärm, denn die geplante Halle wäre nach oben hin offen. Und sie würde auf seinem Grundstück Schatten verursachen. Darum hat er auch Ostfalk-Gaßner die Unterschrift auf dem Bauplan verweigert und seine Bedenken im Rathaus vorgetragen. „Und es sind zu wenig Parkplätze da“, sagt Wunder. Aber das ist nicht alles, weshalb er sich gegen den Neubau wehrt. „Das Mistwasser läuft auf die Straße und Nachbarhöfe“, sagt er. Und er habe mehrfach beobachtet, dass die Nachbarin den Pferdemist im nahen Wald entsorgt. „Da ist Wasserschutzgebiet“, betont er.

Und was ihn noch stört, ist, dass bei Anlieferungen oder Veranstaltungen die Straße durch Fahrzeuge gesperrt ist. „Oft liegen die Hinterlassenschaften der Tiere auch auf der Straße und niemand räumt sie auf“, so Wunder. Seiner Ansicht nach hätte Ostfalk-Gaßner doch Flächen außerhalb der Ortschaft, um dort einen Betrieb zu führen. Was ihn aber besonders ärgert, dass die Bauherrin nicht im Vorfeld das Gespräch mit den Nachbarn gesucht habe. Er habe von dem Vorhaben erst durch die Stadt erfahren.

Grauen vor dem Geruch des Mistwassers

So geht es auch Eberhard Schönhöfer, der ebenfalls neben dem Reitbetrieb wohnt. Er ist aber kein direkter Nachbar, da zwischen den beiden Grundstücken eine Straße verläuft. Das heißt, er musste auch nicht seine Unterschrift unter den Bauplan setzen. Hätte er auch nicht gemacht, denn er ist ebenfalls gegen die Reithalle. „Ich bin mit meinem Haus nur sieben Meter von der Futterkrippe entfernt, ich habe ständig Pferde vor der Nase“, so Schönhöfer. Über seinen Hof ist das Mistwasser gelaufen. Daraufhin habe er sich an die Stadt gewandt, aber keine Reaktion erhalten. Dann hat er einen Anwalt eingeschaltet, der mit dem Landratsamt Kontakt aufgenommen hat. Daraufhin habe Ostfalk-Gaßner die Auflage erhalten eine Sickergrube zu bauen. Aber auch danach läuft das Dreckwasser immer noch über seinen Grund. „Jetzt nicht mehr über den hinteren Hof, sondern vorne entlang“, bemängelt er.

Und Schönhöfer graut es vor dem Geruch. „Im vergangenen Sommer waren mal 14 Pferde da, da konnten wir nicht die Fenster aufmachen, so hat es gerochen“, macht der 50-Jährige deutlich. Sollte jetzt die Halle kommen, befürchtet er noch mehr Belästigungen dadurch. „Und wo sind die Parkplätze?“, fragt er. Schon oft sei bei Veranstaltungen die Straße zugeparkt gewesen oder es haben sich manche mit ihrem Hänger einfach auf seinen Grund gestellt.

Auch Schönhöfer bemängelt, dass im Vorfeld keine Gespräche mit den Anwohnern stattgefunden haben – sowohl von Ostfalk-Gaßner, als auch vonseiten der Stadt. „Es sollte bei so einem geplanten Projekt keiner einen Schaden haben“, findet er. Es möge ja sein, dass es rechtlich letztlich in Ordnung sei, aber der Stadtrat sehe nur Schwarz oder Weiß. „Das Gremium kann manchmal so viel möglich machen, aber in diesem Fall passiert nichts.“ Er sieht Bürgermeister Claus Meyer hier in der Pflicht. „Er muss eine Lösung finden, die allen gerecht ist“, ist seine Ansicht. Wie Helmut Wunder sagt auch Eberhard Schönhöfer, dass er wieder seinen Anwalt einschalten werde, sollte das Landratsamt seine Zustimmung geben.

Baurechtlich spreche nichts dagegen

„Die Gräben liegen tief in der Sache“, formuliert es Bürgermeister Meyer. Zu der Sache mit der Sickergrube und dem Mistwasser könne er jetzt nichts sagen, kann sich an das damalige Vorgehen nicht mehr genau erinnern. Er wisse nur noch, dass er mal vor Ort war und dass die Stadt Rinnen gepflastert habe, um Abhilfe zu schaffen. Wie der gegenwärtige Stand sei, könne er nicht sagen. Für Meyer ist es in erster Linie maßgeblich, dass die vorgegebenen Werte eingehalten werden. Darum hatte er auch bei der jüngsten Stadtratssitzung für den Bauantrag gestimmt. Baurechtlich spreche ja nichts dagegen. „Es wird immer einen geben, den es mehr oder weniger stört“, sagt der Bürgermeister. Und ob die Nachbarn bei einem positiven Bescheid des Landratsamtes vor Gericht ziehen, sei ihnen überlassen.

Warum unterstützt die Stadt Ostfalk-Gaßner nicht dabei, außerhalb der Ortsgrenzen die Halle zu errichten? „Das macht ja irgendwie keinen Sinn, wenn das Anwesen mit Ställen im Ort ist und die Reithalle dann weit entfernt außerhalb“, gibt Meyer zu bedenken. Außerdem könne die Halle nicht außerorts gebaut werden, da es sich nicht um ein sogenanntes privilegiertes Gebäude handelt. „Letztlich hat der Stadtrat ja jetzt im Sinne der Nachbarn, die dagegen sind, entschieden“, so der Bürgermeister. Nun bleibe abzuwarten, was die Behörde sagt.

Hier steht eine Entscheidung noch aus, so stellvertretender Pressesprecher des Landratsamtes, Herbert Retzer. Wenn die fachlichen Stellungnahmen vorliegen, werde es eine Entscheidung geben.

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