Was die Zähne verraten
Da gibt es zum Beispiel Isotopen, Arten von Atomen, die sich je nach Lebensumständen in Knochen und Zahnschmelz ablagern. Bekannt ist die C-14-Methode, mit der Archäologen das Alter feststellen können. Im besten Falle können die Archäologen anhand der Isotopen nicht nur den Zeitpunkt des Todes, sondern die Umstände eines Lebens rekonstruieren, das vor Jahrhunderten endete. Doch diese Methoden kosten viel Geld. Geld, was er erst wieder einwerben muss. Seregély geht’s wie den Zuschauern in Peter Jacksons Hobbit-Filmen: Gerade, wenn’s spannend wird, muss man sich vertrösten lassen und wieder ein Jahr warten. Der Sensationsfund liegt auf Eis.
Warum zu verschiedenen Epochen Leichen in einen Spalt in der Erde geworfen und nicht bestattet wurden, darüber will Seregély nicht spekulieren. Ob sie geopfert wurden, an Krankheiten starben oder schlicht zu arm oder unwichtig waren, um angemessen bestattet zu werden: Seregély zuckt mit den Schultern. „Ich bin Wissenschaftler, ich brauche Fakten.“
Während die Kirschbaumhöhle ruht, plant Seregély seine nächsten Unternehmungen. Er forscht nach Bandkeramikern auf der Frankenalb. „Auf der Alb hat noch nie jemand ein Haus aus dieser Zeit nachgewiesen“, sagt er. Ab Mitte August gräbt er in der Nähe von Aufseß, wiederum auf der Suche nach Überbleibseln aus der Jungsteinzeit. Und hofft auf wichtige Erkenntnisse über die frühe Geschichte der Region. Er ist zuversichtlich, im September will er Interessierte zu dieser Grabung führen. „Da wird man schon was sehen.“
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