Barockgarten: Wann kommt er endlich?

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Noch gut ein Monat ist es bis zum Ende der Landesgartenschau in Bayreuth. Neudrossenfeld gehört mit dem Rotmainauenweg zu einer von 15 Außenstellen der Gartenschau in der Region. Doch der Barockgarten unterhalb des Schlosses, der viele Besucher anlocken sollte, wird nicht rechtzeitig fertig.

 
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Denn bisher ist auf dem vorgesehenen Grundstück neben dem Eishaus noch nichts passiert. Und ob der erste Spatenstich noch vor dem Abschluss der  Landesgartenschau in Bayreuth am 9. Oktober geschieht, ist ebenso fraglich. Dabei hatte der Gemeinderat dem Vorhaben bereits vor Monaten zugestimmt.

Im April hatte es bereits geheißen, es könne bald losgehen. "Ja, das hat sich alles nicht so schnell verwirklichen lassen, wie ursprünglich gedacht", sagte Bürgermeister Harald Hübner (CSU) auf Kurier-Nachfrage dazu. Die Zeit sei ohnehin knapp gewesen. Die Gemeinde habe noch weitere Angebote für die Planung des Barockgartens eingeholt. "Jetzt müssen wir noch ein Abstimmungsgespräch mit der Regierung von Oberfranken führen." Angedacht ist, den Garten über Städtebauförderungsmittel zu finanzieren. Nachdem eine Ausschreibung vorgenommen wurde, verringerten sich die zunächst geschätzten Kosten von 140.000 Euro auf rund 100.000 Euro. "Wir wollen dort etwas Nachhaltiges schaffen und das braucht einen gewissen Vorlauf", sagte Hübner zu den Verzögerungen. Die Ausführung werde größtenteils in den Händen des Bauhofs liegen. Doch dafür müsse nicht zuletzt auch das Wetter passen. Dass der Barockgarten vor Schluss der Landesgartenschau vielleicht nicht einmal angefangen wird, findet Hübner nicht so schlimm. Aufgrund der vielen Baustellen hätten wahrscheinlich sowieso weniger Besucher den Weg nach Neudrossenfeld gefunden, als sich die Gemeinde erhofft habe.

Barockgarten sollte zur Gartenschau wieder aufleben

Die Idee, einen barock anmutenden Garten unterhalb der letzten Terrasse des Schlossgartens anzulagen, stammt eigentlich von Susanne Thesing. In ihrem Buch "Schloss Neudrossenfeld. Ein Arkadien in Oberfranken" hebt sie die Verbindungen des früheren Schlossbesitzers Philipp Andreas von Ellrodt zum Bayreuther Hof hervor. Außerdem ist Thesing bei den Recherchen für ihren Schlossführer auf einen Stich aus dem 18. Jahrhundert gestoßen. "Vue de Drosenfeld" stellt den Landsitz noch ohne Außenpavillons dar. Dafür zeigt es das großflächige Gartenkonzept, in dessen untersten Abschnitt eine Anlage mit Springbrunnen zu erkennen ist. Auch ein Holzstich aus dem Jahr 1872 bildet den Barockgarten ab, zwischen einer Scheune und einer alten Kastanie, darunter der Rote Main.

Schlosseigentümer berieten sich mit Landschaftsarchitektin

Die Landesgartenschau mit der Wilhelminenaue und dem anknüpfenden Rotmainauenweg könnte also im Barockgarten des Schlosses münden. Mit ihrem Mann sei sie im vergangenen Jahr bereits an Landschaftsarchitektin Silvia Eichner und die Gemeinde herangetreten. "Nach unserem Kenntnisstand sieht es so aus, als ob es im Herbst losgehen könnte." Eigentümer Karl Gerhard Schmidt würde der Gemeinde das Grundstück für eine bestimmte Zeit überlassen. Sollte es jedoch eine gewisse Zeit lang nicht gepflegt werden, würde es bereits vorher an ihn zurückgehen. "Einen Vertrag haben wir aber noch nicht gemacht", sagte Schmidt.

Der Berliner Architekt Walther Grunwald führte bei der Restaurierung von Schloss und Garten Teile des Idealplans aus dem 18. Jahrhundert aus. Dieser stammte vermutlich von Carl von Gontard, der den Garten barock überformen wollte, so Thesing. "Im Dialog mit der Denkmalpflege setzte Grunwald sein Konzept um." Auf Teile, die relativ aufwendig gewesen wären, wie Labyrinthe, habe er verzichtet. "Komplett rekonstruieren konnte man den Terrassengarten nicht, denn das erfordert eine aufwendige Pflege."

FUG hat nachgehakt

Dass auf die Gemeinde gewaltige Unterhaltskosten zukommen, wenn sie den Barockgarten verwirklicht, fürchtet Gemeinderat Björn Sommerer (FUG). Die Fraktion des früheren CSU-Mitglieds stimmte im Gemeinderat geschlossen gegen den Barockgarten. Gründe seien die Größenordnung, die Kosten und statische Bedenken gewesen, sagte Sommer dem Kurier auf Anfrage. "Die Stützmauer ist in Ordnung, das ist überprüft worden." Allerdings habe es einen "faden Beigeschmack", wenn der Entwurf von einer CSU-Gemeinderätin, Silvia Eichner, genommen werde. Nur auf Nachhaken der FUG seien weitere Angebote eingeholt worden. "Wenn sich der Entwurf von Frau Eichner dann immer noch als der günstigste erweist, soll mir das Recht sein."

Dennoch bleibt Sommerer dabei: „Das Geld wäre woanders sinnvoller investiert.“ Zum Beispiel in die Straßen der Gemeinde oder die Kindereinrichtungen. Dass es noch keinen Vertrag mit Schlosseigentümer Schmidt und noch keine Förderzusage gibt, ist Sommerer unverständlich. Den Gemeinderäten sei schon vor Monaten erklärt worden, die Regierung habe positive Signale zwecks einer Förderung gegeben. „Der Gemeinderat wurde unter Druck gesetzt und sollte so schnell wie möglich alles absegnen und dann passiert ewig lang nichts.“

Landesgartenschau in Bayreuth:

Die Förderer: 2,88 Millionen Euro stammen aus EU-Mitteln, und zwar dem EFRE-Programm "IWB Bayern 2014-2020". 2,88 Millionen Euro zahlt das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, 175.000 Euro kommen vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

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