Eine kleine Schlossgeschichte

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Vom Mittelalter bis zur Neuzeit mauserte sich das Drossenfelder Schloss vom kargen Rittergut zum vorzeigbaren Grafenschloss. Die Kulturgeschichte des Gebäudes und seines Gartens hat nun eine niedergeschrieben, die es ganz genau kennt: Kunsthistorikerin Susanne Thesing, die mit dem ehemaligen Bankier Karl Gerhard Schmidt das Schloss seit 1993 bewohnt.

 
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Doch darin zu leben, sei nicht nur schön, sondern mit einer großen Verantwortung verbunden. Nicht nur weil das Schloss denkmalgerecht zu restaurieren war. Auch die Bürger sollten davon etwas haben. „Immer wieder werden wir auf die Geschichte des Gebäudes angesprochen“, sagt die promovierte Kunsthistorikerin und Enkelin des Künstlers Paul Thesing. Daher habe sie sich entschlossen, für Besucher und Interessierte einen Führer über die Geschichte des Schlosses zu verfassen. Im Untertitel des rund 100 Seiten umfassenden Büchleins wird die Anlage samt Terrassengarten nicht weniger als ein „Arkadien in Oberfranken“ bezeichnet. Warum, dazu später.

Die Ritter von Wirsberg verkauften an den Markgrafen

Vielfach wechselten die Besitzer. Das einstige „Burckgut Drosenfelt“, das noch mittelalterliche Mauerreste aufweist, gehörte von 1494 bis 1584 den Herren von Wirsberg. Sie verkauften den Rittersitz an Markgraf Georg Friedrich weiter. Das Anwesen auf der Anhöhe über dem Roten Main bestand damals lediglich aus einem Längsbau mit einer Hofeinfahrt für Kutschen. Der Mitteltrakt, ein Renaissancebau mit Wohnobergeschoss, wurde als Speicherhaus genutzt. Was erkennbar fehlt, ist ein Haupteingang: „Es gibt keinen repräsentativen Eingang mit einem Portal oder dergleichen“, erklärt Thesing. Die Pavillons im Westen und Osten kamen erst später hinzu, wobei der verputzte Ostflügel der modernere ist. Genutzt wird das Schloss gegenwärtig als Restaurant, Festsaal, Galerie und Standesamt und im Mittel- und Ostteil als privater Wohnraum.

Die Idee: Kunst und Natur in harmonischer Einheit

„Schloss, Kirche und Pfarrhaus bilden noch heute ein architektonisches Ensemble“, stellt Thesing fest, die sich in ihrem Buch auf Archivunterlagen aus Neudrossenfeld, Bayreuth, Kulmbach, dem Staatsarchiv Bamberg und dem Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg stützt. Sie zog die umfangreiche Baudokumentation des Berliner Architekten Walther Grunwald hinzu, der die Restaurierung des Schlosses ab 1990 betreute. „Seine Vision ist es gewesen, einen Ort zu erschaffen, an dem Kunst und Natur eine harmonische Einheit bilden.“ Er war es auch, dem ein italienisch anmutender Garten vorschwebte. Und es gelang ihm, diesen aus dem vorgefundenen „verlassenen, vergessenen und verwilderten Garten“ zu entwerfen.

Barocke Gartengestaltung als Vorbild

Von der vierbogigen Arkade aus Stahl, der Loggia des Mittelbaus mit dem dahinter liegenden Atelier, ergeben sich heute Sichtachsen und rechteckige Flächen, die Ideen der barocken Gartengestaltung aufnehmen. Zugleich öffnet sich das Schloss zum Garten hin und zum Rotmaintal. Auch der Gartensaal im Ostpavillon, wo ein Flügel und Kunstwerke untergebracht sind, ist zur Landschaft hin ausgerichtet. Eine Hainbuchenhecke mit vier Fenstern nimmt das „Vier-Jahreszeiten-Motiv“ der Arkaden wieder auf.

Hofbeamter mit Adelstand lässt Dreiflügelanlage bauen

Um die Architektur des Schlosses ganz zu begreifen, sind Thesing zufolge Kenntnisse der Biografe der Familie Ellrod unabdingbar. Besonders erfolgreich ist Philipp Andreas Ellrod, der es im Markgrafentum vom Geheimsekretär bis zum Minister bringt. 1755 wird er geadelt „und schreibt sich fortan mit dt“, was anscheinend vornehmer war. Philipp Andreas von Ellrodt wird alleiniger Schlossbesitzer und lässt es zu einer Dreiflügelanlage ausbauen, da er bald vom Freiherrn zum Reichsgrafen erhoben wird. Die Umbaupläne gehen vermutlich auf Hofbaumeister Carl Philipp Christian von Gontard zurück.

Oberste Terrasse: Bühne mit Ausblick

Auf dem abschüssigen Gelände am Roten Main waren befestigte Terrassen und Treppen, wie die lange „Himmelstreppe“ zum Mühlgraben, wohl schon Ende des 17. Jahrhunderts vorhanden. Ein Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert gibt einen Hinweis auf das ehemalige Gartenkonzept: drei Terrassen mit Springbrunnen, Laubengängen, Spalieren und Beeten. Wenngleich Thesing es für eine Idealansicht hält: „Der schlichte Bau sollte mit einer noblen Anmutung versehen werden.“ Die oberste Ebene habe als Aussichtsplattform und Bühne mit Blick über die Landschaft gedient. Und das ist sie noch heute.

Doch da, wo ein einst ein Gartenhaus und ein Lustgarten geplant waren, ist nach wie vor eine Wiese. Dort stand einst die Färberei der Weberei Bayerlein, der Schloss und Grundstück nach den Reitzensteins, Hölzels, Schnupps, Höhns und Thomas gehörte. Zwischen der Scheune und der alten Kastanie könnte jetzt wieder "die Anmutung eines Barockgartens entstehen".

Info: Die Einführung über die Geschichte von Schloss Neudrossenfeld (104 Seiten) ist über die Schlossverwaltung zu beziehen, Telefon 09203/68291, oder per Mail: susanne.thesing@t-online.de.

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