Kassiererinnen tragen schwarze Trauer-Schleifen
Wir laufen zu einem naheliegenden Supermarkt und nehmen Proviant für die Rückreise mit. Normalerweise stehen Kunden zehn Kassen zum Bezahlen zur Verfügung, heute sind es allerdings nur vier. Die Kassiererinnen sind freundlich, verabschieden sich mit einem Lächeln. Dass sich noch am Vortag vor der Eingangstür ein Horrorszenario abgespielt hat, merkt man ihnen nicht an. Manche tragen aus Solidarität auf ihren Polo-Shirts einen Sticker mit einer schwarzen Schleife.
Polizeipräsenz vermittelt Sicherheitsgefühl
Beim Herausgehen sehen wir einen Polizisten mit Maschinenpistole. Las Ramblas ist jetzt mit Panzerfahrzeugen abgeriegelt. So viel Polizeiaufgebot - das war in den vergangenen Tagen nicht so gewesen. Während unseres viertägigen Städtetrips in Barcelona, haben wir nur selten Polizei gesehen. Heute aber ist sie da – und wir fühlen uns sicher.
Am Vortag war das anders.
Weil der Wetterbericht für Donnerstag 32 Grad meldete, entschieden wir spontan, unseren Shoppingtrip auf Las Ramblas auf den Vormittag zu verlegen. Nachmittags gingen wir an den Strand an die Barceloneta. Mit Freunden wollten wir uns abends zum Gondelfahren verabreden – ein fulminanter Blick über die Stadt sollte den Abschluss unserer Reise krönen. Auf dem Weg zurück zur U-Bahn rief kurz nach 17 Uhr die Tante unseres Freundes aus Polen an und erkundigte sich, ob mit uns alles in Ordnung sei. Ein Anschlag hätte sich in Barcelona ereignet. Wo, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Shoppingtour spontan auf Vormittag verlegt
Wir stiegen ein in die U-Bahn, wollten so schnell wie möglich zum Hotel kommen. Liceau wäre unsere Haltestelle gewesen, direkt an der Las Ramblas. Der Zug fuhr weiter ohne Anzuhalten. Wir passierten leere Stationen. Von da an war uns ziemlich schnell klar, dass sich der Vorfall an der Flaniermeile ereignet haben muss. Ein junges Mädchen aus Deutschland tippte mich von hinten an: „Du sprichst von einem Anschlag?“. Als ich ihr die Kurzmeldung von Spiegel-Online vorlas, schossen ihr die Tränen in die Augen. Ihr Freund, versuchte sie zu beruhigen.
Weiterfahren mit öffentlichen Verkehrsmittel unmöglich
Vier Stationen später hielt der Zug endlich an. Ein Weiterfahren mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln war nicht mehr möglich. Zwei Straßen weiter entdeckten wir Polizeibeamte. Sie empfehlen uns, in ein nahe liegendes Café zu gehen. Zum Hotel könnten wir erst mal nicht gehen, alles gesperrt. Wir fanden ein Café, in dem wir uns eine Stunde lang aufhalten konnten. Danach machte es zu – „zu gefährlich“, sagte uns die Bedienung. Wir liefen weiter auf die Hauptstraße. Die Meldungen überschlugen sich, angeblich hielt der Täter Geiseln in einem Restaurant fest.
"Endlich heil und unverletzt im Hotel"
Schnell wollten wir zum Hotel kommen. Fast alle Taxen waren besetzt, Sirenen waren zu hören. Endlich fanden wir ein Taxi, das uns tatsächlich direkt zum Hotel fahren konnte. Ich fragte den Taxifahrer, ob er Angst habe. "Angst?“, fragte er mich. „Nein, ich habe keine Angst. Sie haben doch einen schon gefasst. Du kannst ruhig raus gehen. Genau das wollen doch diese Leute erreichen, dass wir uns ängstigen und nicht mehr vor die Tür gehen.“
Wir sind froh, endlich im Hotel angekommen zu sein. Heil und unverletzt.