Grauenvoll: Die Polizei hat die Zahl der Babyleichen, die in einem Haus in Wallenfels im Frankenwald gefunden wurden, nach oben korrigiert: Es handle sich um die sterblichen Überreste von acht Säuglingen Babyleichen: Tatverdächtige festgenommen

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Die aktuellste Entwicklung in dem Fall: Gegen 21.

 
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Die aktuellste Entwicklung in dem Fall:

Gegen 21.30 Uhr gaben Polizei und Staatsanwaltschaft bekannt, dass Polizeikräfte die tatverdächtige 45-Jährige Frau und mutmaßliche Mutter der toten Säuglinge festgenommen haben. Zuvor hatten die Behörden am Nachmittag eine achte Babyleiche entdeckt.

Das ist geschehen:

Gegen 16 Uhr am Donnerstag entdeckte ein Mitglied der Familie die Leiche eines Säuglings, wählte den Notruf. Die Polizisten fanden weitere Babyleichen in dem Haus mit der Nummer fünf, nach derzeitigen Stand acht an der Zahl. Am Freitagnachmittag wurde eine weitere Babyleiche entdeckt, teilt die Polizei gegen 16 Uhr mit. Wie auch bei den anderen sieben Säuglingen waren die sterblichen Überreste in Tücher und Plastiktüten gewickelt.

Das ist über die Familie bekannt:

Die Frau soll, als sie betrunken gewesen war, immer wieder gesagt haben, sie habe im Haus Kinderleichen versteckt. Von ihrem Mann hatte sie sich Ende September getrennt, ist eine neue Beziehung eingegangen. Das Ehepaar hat insgesamt sieben Kinder aus verschiedenen Ehen, davon drei gemeinsame im Alter von zwölf und 13 Jahren. Eine typische Patchwork-Familie. Der Ehemann aktiv und engagiert im Vereinsleben des Dorfes. Die 80-jährige Mutter wohnte auch noch im Haus. "Sie trifft es besonders hart", sagt eine andere Nachbarin. Am Morgen wurde die alte Dame abgeholt. Fernsehen und Reporter standen schon vor dem Haus, an dessen Fenster im Dachgeschoß Kinderbilder kleben, die letzten Reste eines normalen Familienlebens.

Im Ort ist sie bekannt als freundlich und höflich. "Eine normale Frau", sagt eine Nachbarin, die sich liebevoll um ihre Kinder gekümmert hat. Sie sprach mit den Menschen, grüßte immer höflich und mischte sich in Gespräche ein. Gearbeitet hat sie als Mutter und Hausfrau, im Sommer aushilfsweise im Kiosk im Schwimmbad.

Und trotzdem liegt ein Schatten über dem einfachen Mehrfamilienhaus. Es gab Gerüchte, dass die mehrfache Mutter trinkt. Von angeblichen Schwangerschaften will niemand etwas mitbekommen haben. "Es war eine schöne Frau", heißt es. Schlank sei sie gewesen, erst später habe sie "etwas zugelegt".

Die Frau soll nach Informationen des Kuriers im Dorf erzählt haben, sie habe bereits vier Schwangerschaftsabbrüche gehabt. So soll sie auch erklärt haben, weswegen sie mal dünner und mal fülliger gewesen sei. "Ich habe ja noch andere gesunde Kinder", soll sie gesagt haben.

Auf jeden Fall hat die Familie einige Zeit mit Kinderleichen im Haus gelebt. Der Ehemann der Verdächtigen war am Freitag zwischenzeitlich vor Ort, fuhr dann gemeinsam mit Polizisten wieder weg.

So reagieren die Wallenfelser:

"Ich hab nicht gedacht, dass so etwas in unserem Wallenfels vorkommt", sagt eine Nachbarin. Dann schließt sie die Tür. "Schrecklich." Auch Bürgermeister Jens Korn (CSU) zeigt sich betroffen und spricht von einer schrecklichen Situation. Es sei nicht zu fassen.

Die Festnahme:

Gegen 19.45 Uhr am Freitagabend nahmen Beamte die tatverdächtige Frau in einer Pension in Kronach fest. Die 45-Jährige soll keinen Widerstand geleistet haben. Es soll sich um die mutmaßliche Mutter handeln, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Die Frau war in Begleitung eines 55-jährigen Mannes, den eine Polizeistreife zuvor am Kronacher Bahnhof festgenommen hatte. Zu den Einzelheiten wollten die Behörden keine weiteren Angaben machen. 

Bereits am Nachmittag gab es nach Kurier-Recherchen eine erste Spur: Die Frau soll zusammen mit einem Mann, wohl ihrem Freund, mehrere Tage in einem Gasthof nahe Wallenfels verbracht, die Rechnung dafür aber nicht beglichen haben. Sie soll in einem dunklen Fahrzeug weggefahren sein, unter dem Vorwand, Geld holen zu wollen. Der Wirt bestätigte, die Frau wegen Zechprellerei angezeigt zu haben. "Mehr sage ich dazu nicht."

Das sagt die Polizei:

Aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es heißt, hat die Polizei bislang nur wenige Angaben gemacht. So ist unklar, in welchem Zimmer die Babyleichen gefunden wurden und wie lang sie dort schon lagen, ob die Kinder lebend zu Welt gekommen sind oder tot, ebenso, wer der Vater ist. Nur so viel: Die Leichen sind "in sehr schlechtem Zustand".

Es handle sich um einen schwierigen Tatort und einen "sicherlich außergewöhnlichen Fall", wie ein Polizeisprecher es formuliert. Lösen soll den Fall die von der Kripo Coburg gebildete Ermittlungsgruppe „Schlossberg“.

So geht es weiter:

Die Ermittlergruppe vernimmt nun die festgenommene Frau und ihren Begleiter, um die Hintergründe zu den Todesumständen der Säuglinge klären zu können. Spezialisten der Spurensicherung waren den ganzen Freitag vor Ort. Die Obduktion der Leichen durch Rechtsmediziner aus Erlangen läuft - das Ergebnis sei allerdings frühestens am Montag zu erwarten, teilt die Polizei mit.

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