Andrang bei Casting für "The Happy Prince"

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Will bei "The Happy Prince" unbedingt mitwirken: Deborah Kemnitzer aus Thurnau. Nicht zuletzt, weil ein Teil des Films mit dem Thurnauer Schloss als Kulisse gedreht wird. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Um die letzten Lebensjahre von Oscar Wilde im Pariser Exil dreht sich der Kinofilm "The Happy Prince". Das Ungewöhnliche daran: Der Streifen mit berühmten Schauspielern wie Colin Firth ("The King's Speech"), Emily Watson ("Breaking the Waves") und Rupert Everett ("Die Hochzeit meines besten Freundes") wird in weiten Teilen in den oberfränkischen Märkten Thurnau und Mitwitz gedreht. Dafür sucht die Agentur Movie Office, Filmservice Nordbayern, Komparsen und Kleindarsteller aus der Region.

 
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Zwischen 300 und 400 Bewerber versuchten im Cineplex ihr Glück. Die Schlange der Wartenden reichte bis hinunter ins Foyer. Die Vorgabe: Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch, Italienisch und vom Typ her dazu passend. Die Sprache des ersten Films von Rupert Everett, Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor in einem, ist Englisch. Carolina Bink, 27 Jahre alte Studentin aus Bayreuth, hofft auf eine erneute Chance. Im Kinofilm "Elser" ergatterte sie bereits eine Rolle - als Stullenfrau. In dem TV-Film "Katharina von Bora" über die Ehefrau Martin Luthers durfte sie eine Fluchtnonne spielen, erzählt sie. "Die Atmosphäre bei den Dreharbeiten war so toll. Deshalb bin ich auch heute zum Casting gekommen."

Englischer Typ, amerikanischer Akzent

Dunkelblonde Haare, braune Augen, helle Haut: Das mit dem englischen Aussehen könnte klappen. "Eben wurde mir gesagt, mir würde ein viktoranisches Kleid sehr gut stehen", erzählt sie und hofft auf eine Extra-Notiz auf ihrem Steckbrief, den sie ausfüllen musste. "Englisch habe ich in Südafrika gelernt, allerdings spreche ich mit einem amerikanischen Akzent", sagt sie. "Den kann ich mir aber abgewöhnen."

Michael von Hohenberg, der das Casting betreut, erläutert das Prozedere. Die Regieassistentin erhält die Bögen der Casting-Teilnehmer und schlägt dann dem Regisseur eine Auswahl vor. "Absagen gibt's keine, nur Zusagen", sagt von Hohenberg. Wer in die engere Wahl kommt, erhält einen Anruf oder eine Email-Nachricht.

16 Jahre alt, aber 13 Jahre Theatererfahrung

Erst 16 Jahre jung ist Deborah Kemnitzer aus Thurnau. Sie spiele jedoch schon seit 13 Jahren Theater, schildert die Schülerin, die von Rupert Everett begeistert ist. "Im Kindergarten spielte ich bereits in Stücken mit und später in der Schule", sagt das schlanke Mädchen. "Ich war auch schon Souffleuse und habe bei einem Kindercasting vorgesprochen. Vor der Kamera gesprochen habe ich allerdings noch nicht." Über eine kleine Rolle würde sie sich freuen. Zumal die Dreharbeiten doch auch in ihrem Heimatort stattfinden.

Ein Profilbild und ein Ganzkörperfoto wird von den möglichen Statisten und Kleindarstellern gemacht. Sie müssen Körperlänge, Schuhgröße und Kleidergröße angeben und ihren Kopfumfang vermessen lassen. Nach ihren Hobbys und Theatervorerfahrungen werden sie ebenfalls befragt. Ob sie in das Rollenschema des Films passen, der im 19. Jahrhundert spielt, verrät ihnen keiner. Wenn sie Glück haben, bleibt später die Szene, in der sie auftauchen, im Film. Haben sie Pech, wird sie herausgeschnitten. Schauspielerrisiko eben.

Ein Mal dabei und sofort Blut geleckt

Der 44-Jährige Bernd Hörner aus Selbitz ist quasi ein Casting-Routinier. Seit er in "Männertage" mit Tom Beck und Axel Stein dabei sein durfte, hat er "Blut geleckt", wie er selbst sagt. "Ich kann mich anpassen und bin flexibel und ich liebe das Theaterspielen von  Herzen", schwärmt der Warenkontrolleur und gelernte Kfz-Mechaniker. Seit dem ersten Drehtag ist er "verliebt ins Kino". Da sich von Hohenberg meistens mehr Frauen als Männer bewerben, hat Hörner womöglich Vorteile, allein weil er ein Mann ist.

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