Ausladen? Reinlassen? Der Wirt des Schwenksaals hat eine Buchung von der AfD bekommen AfD: Wirt in der Zwickmühle

Von Frank Schmälzle

Seit zwei Tagen ist es vorbei mit seiner Ruhe. Garik Ginger macht sich Sorgen. Der Wirt des Schwenksaals hat für Samstagabend eine Reservierung. Die AfD hat seinen Saal gebucht, ein Film über die Flüchtlinge auf der Balkanroute soll gezeigt werden. Danach gibt es eine Diskussion. „Essen und Trinken für 60 Leute“, sagt Ginger. Ein gutes Geschäft. Aber er sagt: „Vielleicht sage ich das noch ab.“ Denn eines will er nicht: Ärger. „Aber den kriege ich wahrscheinlich so oder so.“

 
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Ginger sagt, er steckt in der Zwickmühle. Als zwei Leute von der AfD Bayreuth bei ihm waren und den Saal reservierten, sagte er zu. „Sie haben mir auch gesagt, dass ich es nicht glauben soll, wenn ich Anrufe bekomme und es heißt die AfD sei rechtsextrem.“ Wer reserviert hat, weiß er nicht. „Ich habe keine Namen.“ Er habe nicht so genau gewusst, für wen er sein Lokal aufsperrt. „Ich habe dann im Internet recherchiert“, sagt Ginger. Doch auch jetzt weiß er immer noch nicht so recht, was er von der AfD halten soll. „Die einen sagen so. Die anderen anders. Ich bin kein Politiker. Ich bin Gastronom.“

"Ich will keinen Ärger."

Was er jetzt machen soll? Ginger zuckt mit den Achseln. „Ich will keinen Ärger.“ Der AfD absagen, das wäre nicht gut. Sie reinlassen und eine Demonstration vor seinem Lokal, die das Bündnis Kunterbunt schon angekündigt hat, das ist auch nicht gut. „Seit zwei Tagen rede ich mit meiner Frau darüber“, sagt Ginger. „Ich weiß nicht, was ich machen soll.“

Cosmas Tanzer weiß, was er machen wird. Der Sprecher des Bündnisses Kunterbunt hat bei der Stadt eine Demonstration gegen die AfD-Veranstaltung im Schwenksaal angemeldet. Und er hat noch einmal nachgelegt. Eine Demonstration mit 30 Teilnehmern hatte er zuerst angemeldet. Aber nach dem, was in Mainleus passiert ist, hat Tanzer aufgestockt. Jetzt rechnet er mit bis 100 Teilnehmern.

Absage in Kulmbach

Denn als die AfD in Mainleus zu einem Bürgerstammtisch in eine Pizzeria einlud, standen am Mittwoch hundert Leute draußen vor der Tür. Und protestierten, dazu hatte das Bündnis Kunterbunt Bayreuth/Kulmbach eingeladen. Eigentlich hatte sich die Partei ein Lokal in Kulmbach ausgesucht. Doch der Wirt des Gasthofs Weinbrücke, Guido Kögel, bemerkte, wer reserviert hatte. Und lud die AfD-Gäste wieder aus. Auf der Facebook-Seite seines Gasthofes schreibt Kögel: „Wir haben leider erst im Nachhinein erfahren dass es sich um ein Treffen dieser Partei handelt. Wir haben alle zukünftigen Treffen konsequent abgesagt, weil auch wir der Meinung sin,d dass die AfD für niemanden in unserem Land und unserer Region eine Alternative darstellt. Als traditionsreiche Gastwirtschaft pflegen wir Gastfreundschaft und distanzieren uns ganz ausdrücklich von Intoleranz und Fremdenhass. Die AfD ist die schlechteste Wahl zur Wahl, und wir werden das in keiner Weise unterstützen.“

Respekt dafür, sagt Engin Gülyaprak. „So würde ich das auch handhaben“, sagt der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Bayreuth. Und so hat er das auch schon gehandhabt. Als er Pächter des Herzogkellers war, hatte er für einen Tag einfach zugesperrt. Weil er die Rechten nicht im Haus haben wollte. Pfeif‘ auf den Umsatz. „Aber das ist meine persönliche Meinung“, sagt Gülyaprak. „Ich verurteile keinen Kollegen, der das anders handhabt.“ Zumal dann, wenn es sich um eine zugelassene Partei handelt.

Protest geplant

Die AfD ist eine zugelassene Partei. Nimmt an Wahlen teil, ist am Wochenende in die Landtage von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt eingezogen. Für Cosmas Tanzer von Kunterbunt ist sie aber vor allem eine Partei, „die maßgeblich dazu beigetragen hat, das das gesellschaftliche und politische Klima aufgeheizt ist und dass es Übergriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte gibt.“ Der Kreisverband Bayreuth mache da keine Ausnahme. Die AfD Bayreuth hatte die stellvertretende Bundesvorsitzende Beatrix von Storch eingeladen. „Und diese Frau redet von einem Schießbefehl gegen Flüchtlinge an den Grenzen.“ Gegen die AfD und ihre Veranstaltungen zu protestieren, „ist eine Form der politischen Auseinandersetzung, die wir führen müssen.“

Was Tanzer besonders stört: Der Schwencksaal, in dem die AfD am Samstagabend einen von der Jungen Freiheit produzierten Film zeigt, ist nur zwei Ecken von der Wilhelm-Busch-Straße entfernt. „Wir unterstellen den AfD-Mitgliedern nicht zwingend, dass sie Übergriffe auf die Flüchtlingsunterkünfte vorhaben oder durchführen werden“, sagt der Demo-Organisator. Aber: „Es ist nicht auszuschließen, dass solche Veranstaltungen Menschen anziehen, die zu solchen Taten bereit sind.“

Ausladen? Reinlassen?

Demonstrieren ist ein Grundrecht. „Wenn jemand protestieren möchte, ist das sein gutes Recht“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der AfD Bayreuth, Christian Erdelen. „Solange er niemanden behindert.“ Wie viele Leute zur Veranstaltung am Samstag kommen werden, weiß Erdelen nicht. Und von Problemen bei der Suche nach Veranstaltungsorten in Bayreuth oder gar Ausladungen wie die in Kulmbach, kann er nichts berichten. „Wir hatten einen Raum angefragt, ihn bekommen und das war‘s dann auch.“ Nur einmal, da gab es Probleme. Als die AfD die Stadthalle mieten wollte. Zuerst gab es eine Zusage, dann machte die Stadt einen Rückzieher. Weil städtische Räume nicht für parteipolitische Veranstaltungen zur Verfügung stehen. „Wir haben ja dann eine Ausweichmöglichkeit gefunden“, sagt Erdelen. Und fühlt mit dem Wirt des Schwenksaals. „Ich hoffe, der Mann bekommt keine Probleme.“

Die hat Garik Ginger schon. Wie er es jetzt macht, ist es verkehrt, sagt er. Ginger hat seinen Rechtsanwalt gefragt. Und denkt weiter nach. Ausladen? Reinlassen?

 

Info: Das Bündnis Kunterbunt wird am Samstag, 19. März, ab 18 Uhr vor dem Schwencksaal an der Pottensteiner Straße demonstrieren. Um 19 Uhr beginnt dort eine Veranstaltung der AfD. Dabei wird der Film „Die Balkanroute: Asyl und unkontrollierte Zuwanderung – Alles über einen Kamm?“ gezeigt, eine Diskussion soll sich anschließen. Die Bayreuther Polizei rechnet nicht mit Störungen, sagt ein Sprecher. „Aber wir werden präsent sein.“

 

Alfa im Oskar

Früher mochte man sich, heute ist das ganz anders. Alfa steht für „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ und Mitglieder dieser Partei waren früher mal in der AfD. Doch Arnd Feistel geht auf Distanz: Alfa sei kein AfD-Ableger, sondern eine neue Partei. Am heutigen Freitag, 18. März, stellt sich Alfa in Bayreuth vor. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Wirtshaus Oskar am Markt. Neben Feistel, dem einzigen Alfa-Stadtrat in Franken, spricht der bayerische Generalsekretär Harald Clement. Ob er Schwierigkeiten hatte, ein Lokal zu finden? Nein, sagt Feistel. Aber das mag daran liegen, dass Alfa noch nicht so bekannt ist. „AfD sagt ja inzwischen jedem was.“ Wobei er sich nicht gerne mit den ehemaligen Parteifreunden in einen Topf werfen lässt. Der gravierendste Unterschied: „Wir haben ein Parteiprogramm. Die AfD hat keines.“ Der Inhaber der Gaststätte war für den Kurier am Donnerstag nicht zu erreichen.

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