Projektentwickler kritisiert Stadträte scharf 750 neue Jobs - und keiner reagiert

Von Frank Schmälzle
Auf diesem Gelände an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße will ein Projektentwickler 750 Arbeitsplätze schaffen. Dass Stadträte nicht auf dieses Angebot reagieren, ärgert ihn. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Haben es Bayreuths Stadträte nicht nötig, auf das Angebot eines Investors zu reagieren, der 750 neue Arbeitsplätze verspricht? "Sieht  so aus", sagt Erich Hailfinger, der für die Sindelfinger Projektentwicklungsgesellschaft EEW daran arbeitet, ein brach liegendes, 100.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße zu verwerten. Auf sein Angebot, dass er in der vergangenen Woche auch dem Kurier vorgelegt hatte, habe er bislang "null Reaktion" bekommen. Er sieht sich in der besseren Verhandlungsposition.

 
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Hailfinger sagt: "Man will eine Entwicklung totschweigen." Die Entwicklung - das ist die Idee, auf dem Gelände an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße verschiedene Nutzungen zu vereinen. Der Möbel-Gigant XXXLutz sieht das Areal und alternativ dazu eine Teilfläche der ehemaligen Markgrafenkaserne als mögliche Ansiedlungsstandorte. Die Stadt hat die Fläche zum Sondergebiet für Forschung und Entwicklung, konkret also als Areal für universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen vorgesehen. Weil die Universität wächst. Was Hailfinger und EEW jetzt vorschlagen: Das Gelände hat ein Gefälle. Eine Bebauung, die den Höhenunterschied nutzt, biete genug Raum für einen Möbelmarkt, für die Erweiterung der Universität und auch für einen Baumarkt und weiteren Einzelhandel. Mindestens 750 Arbeitsplätze könnten so entstehen.

Hailfinger: "Bin weiter gesprächsbereit"

"Aber das Thema scheint bei den Entscheidungsträgern im Stadtrat keine Priorität zu haben", sagt Hailfinger. "Ich hatte erwartet, dass sie sich mit uns auseinandersetzen."  Den Stadträten sollte klar sein, dass das Grundstück an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße ohne Einigung mit EEW weder der Stadt noch der Universität zur Verfügung steht. EEW hat ein grundbuchrechtlich abgesichertes Vorkaufsrecht. Beleidigt will Hailfinger nicht sein. "Ich bin weiterhin gesprächsbereit." Sind es auch die Stadträte?

CSU: Das ist nichts Neues

CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Specht sagt, er habe bereits vor längerer Zeit Gespräche geführt. Was Hailfinger vorschlägt, sei "alter Wein in neuen Schläuchen". Ein Fachmarkzentrum durch die Hintertür, das hatten die Bayreuther mit knapper Mehrheit in einem Bürgerentscheid abgelehnt. Und obendrauf, "als Garnierung  ein wenig universitäre Nutzung. Ich habe ihm gesagt, dass das im Stadtrat nicht mehrheitsfähig sein wird." Die etwa 33.000 Quadratmeter für Lutz, die bereits seit Monaten im Gespräch sind, seien von dieser Absage nicht betroffen. Lutz prüfe, ob der Standort an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße oder auf einer Teilfläche der Markgrafenkaserne der bessere ist. Specht: "Wir warten auf eine Meinungsäußerung des Unternehmens." Ein-Lutz-Vertreter  hat inzwischen um einen Termin bei der CSU- und auch bei der SPD-Fraktion gebeten. So sieht das auch BG-Fraktionsvorsitzender Stephan Müller: Lutz prüft beide Standorte. "Ich kann mir deshalb nur schwerlich vorstellen, dass Herr Hailfinger autorisiert war, auch für Lutz zu sprechen." Redebedarf mit Hailfinger: keiner.

SPD: "Unseriöse Partner"

Thomas Bauske (SPD) vermutet Absicht hinter dem Angebot der Projektentwickler: "Sie versprechen Arbeitsplätze und versuchen damit, Druck auf die handelnden Personen auszuüben. Mit diesem durchsichtigen Manöver disqualifizieren sie sich erneut als seriöser Partner." Den Projektentwicklern gehe es um den Verkauf der Grundstücke und nicht um Arbeitsplätze. Die Technologieachse als Verbindung der Universität Bayreuth mit dem Technologiepark in Wolfsbach werde nicht angetastet. Auch ein Fachmarktzentrum werde es an dieser Stelle nicht geben. "Denn dadurch schwächt man Geschäfte in der Innenstadt." Und: Bevor Hailfinger ein solches Vorhaben öffentlich hinausposaune, solle er mit der Universität reden. Die habe Flächenbedarfe, die sich mit der neuen Planung kaum vereinbaren ließen.

Grüne: Das Job-Versprechen ist zweifelhaft

"Wir hätten es begrüßt, wenn man uns direkt kontaktiert  hätte", sagt Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Steininger. "Dann hätten wir unsere Position klarmachen können."  An den versprochenen Arbeitsplätzen könne man zweifeln, sowohl was die Anzahl als auch was die Qualität betrifft. "Das werden überweigend 450-Euro-Jobs sein, keine qualifizierten Vollzeitarbeitsplätze." Auf solide Beschäftigungsverhältnisse legen laut Steininger aber die vorhandenen mittelständischen Möbelhäuser wert. Schon vor Jahren hätten sich die Grünen und Unabhängigen gegen die Ansiedlung eines Fachmarktzentrums ausgesprochen. "Unsere Position hat sich nicht geändert. Wir lehnen weiterhin Unternehmensansiedlungen mit innenstadtrelevantem Angebot ab."

FDP/DU: Die Patt-Situation muss aufgelöst werden

Einer schert aus. Der Fraktionsvorsitzende der FDP/DU im Stadtrat, Thomas Hacker, sagt: "Ich würde eine Lösung, die Universität und Einzelhandel berücksichtigt, befürworten."  Die Stadt könne das Areal nicht ohne die vorkaufsberchtigte EEW weiterentwickeln. Und die EEW kann sich nicht über die planungsrechtlichen Vorgaben der Stadt hinwegsetzen. "Das ist eine Patt-Situation", sagt Hacker. Die müsse aufgelöst werden. Also: miteinander reden.

Übrigens: Bei der Stadtverwaltung war Hailfinger mit seinem Plan schon. Man hat ihn vor die Tür gesetzt.

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