25 Jahre Partner: Creußen und Greußen

Von
Ein Jahr feierten die Bürgermeister von Creußen - Martin Dannhäußer - und Greußen - René Hartnauer - ihre 25-jährige Städtepartnerschaft, die der damalige Bürgermeister Klaus Gendrisch (Bild in der Mitte) initiiert hatte. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Ein Jahr haben Creußen und seine Partnerstadt Greußen – Thüringen – Silberhochzeit gefeiert. Vor 25 Jahren, im April 1991, wurde die Urkunde zur Städtepartnerschaft in Oberfranken unterschrieben. Im September 1992 war dann die Unterzeichnung in Thüringen. Aus diesem Anlass fuhr am vergangenen Wochenende eine kleine Delegation aus Creußen zum Festakt nach Greußen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Wir werden mit dieser Partnerschaft in Zukunft aktiv weitermachen“, sagt Creußens Bürgermeister Martin Dannhäußer. Nachdem die Partnerschaft einige Jahre stilllag, wurde sie jetzt wieder aufgefrischt. Es fanden gegenseitige Besuche zu den größeren Festen, wie beispielsweise Gregori und Kerwa in Creußen, statt. Im Gegenzug waren die Oberfranken vergangenes Jahr zum Stadtfest und Benefizschwimmen in Greußen. Zwischen den Feuerwehren, den Fischereivereinen und den Kleintierzuchtvereinen fand ein reger Austausch statt.

Beides sind Mittelalterstädte

Es ist nicht nur die Namensgleichheit, die beide Städte verbindet, so Dannhäußer. Sowohl von der Größe als auch vom Charakter – beides sind Mittelalterstädte – sind sich beide Orte ähnlich. „Deshalb ist ein Austausch über die Ländergrenzen hinweg wichtig“, so der Bürgermeister.

Und auch sein thüringischer Amtskollege René Hartnauer blickt zufrieden auf die zahlreichen Begegnungen, die mittlerweile stattgefunden haben, zurück. „Wir haben da ein zartes Pflänzchen zum Blühen gebracht“, sagt er. Die Partnerschaft sei von den beiden Bürgermeistern wieder gepflegt worden, nun müssten sich andere mit dranhängen.

Freundschaftlich empfangen

Und dass sich schon einige mit dranhängen, war auch am Wochenende zu spüren. So war Dannhäußer mit Vertretern des Stadtrates und Bürgern in den Bus gestiegen und wurde freundschaftlich von Bürgermeister und Stadträten in Greußen empfangen. Die Gastgeber hatten sich vor dem Festabend ein informatives Rahmenprogramm ausgedacht. So gab es eine Führung durch die Ausgrabungsstätte Steinrinne in Bilzingsleben sowie die Besichtigung eines Ziegenhofes. Und auch der Festakt im Vereinsheim des Greußener Karnevalsclubs war mit einem kulturellen Rahmenprogramm sowie jeweils einem Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre von beiden Bürgermeistern gestaltet.

Namensgleichheit kein Zufall

Initiator und Motor der Städtepartnerschaft war der damalige Creußener Bürgermeister Klaus Gendrisch, der inzwischen verstorben ist. Im Dezember 1985 wurde im Bierkurier der Bayreuther Aktienbrauerei der Artikel „Wo der Durst am größten war“ mit einer Ansichtskarte mit Bildern aus Creußen veröffentlicht. Angeblich Creußen. Denn wie Gendrisch herausfand, war hier die thüringische Stadt Greußen, in der Nähe von Eisenach zu sehen. „Ich gehe davon aus, dass die Namensgleichheit kein Zufall ist und dass es hier einen historischen Zusammenhang gibt“, sagte Gendrisch damals. Es war der Startpunkt für ihn, eine Städtepartnerschaft anzustreben.

Zweimal schrieb Gendrisch an die Stadt in Thüringen und bekam aber keine Antwort. Dann wandte sich der Bürgermeister an den damaligen Staats- und Parteichef Erich Honecker. Eine Antwort darauf kam von der Ständigen Vertretung in Bonn. Grundsätzlich sei man kommunalen Kontakten gegenüber aufgeschlossen, aber „es sei festzustellen, dass in den Beziehungen noch die erforderlichen Voraussetzungen für Städtepartnerschaften im breiten Rahmen fehlen“.

Private Kontakte entstanden

Doch Gendrisch gab nicht auf. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl konnte dem Bürgermeister nicht weiterhelfen. Im Oktober 1987 besuchte er schließlich mit seiner Ehefrau Evelyn die namensähnliche Stadt. Er versuchte den dortigen Amtskollegen zu treffen, was aber auch nicht klappte. Erst im August im nächsten Jahr konnte er mit ihm sprechen und seinen Wunsch nach einer Städtepartnerschaft vortragen. Im Laufe der Jahre entstanden nach und nach private Kontakte zwischen Privatpersonen und Vereinen auf beiden Seiten. Es dauerte aber noch bis nach dem Mauerfall, dass 1990 offizielle gegenseitige Besuche stattfanden. Immer wieder fuhren Creußener nach Thüringen, Mitarbeiter aus dem dortigen Rathaus machten Praktika in Creußen und auch zwischen Handwerksbetrieben fand auf beiden Seiten ein reger Austausch statt.

Unterzeichnung der Urkunden

Am 6. April 1991 unterzeichneten Gendrisch und sein Amtskollege Wolfgang Lißner die Urkunden zur Städtepartnerschaft. Am 5. September 1992 war die Gegenunterzeichnung in Greußen. Da hieß der Bürgermeister dann Hans Günter Achtert. Lißner war inzwischen nachgewiesen worden, dass er Stasiinformant war. Er war nicht mehr im Amt.

Sehr intensiv leben in den nächsten Jahren die beiden Fischereivereine die Partnerschaft. Man besucht sich gegenseitig zum Abfischen. Die beiden Vereine hatten ihr 25-jähriges beziehungsweise 40-jähriges Bestehen im gleichen Jahr. Im Juli 2012 war eine Abordnung aus Creußen mit dem damaligen Bürgermeister Harald Mild in Greußen. Hier wurde sein neuer Amtskollege René Hartnauer auf seinem Posten eingeführt.

Geschichtsträchtiger Satz

Bei dem Festakt jetzt erinnerten Dannhäußer und Hartnauer in ihren Rückblicken an die Veränderungen in den Handlungsfeldern, an Emotionen, an den flächendeckenden Widerstand durch die Montagsdemos einst und den geschichtsträchtigen Satz des Politbüromitglieds Günter Schabowski zur Reisefreiheit am 9. November 1989. „Solche Sätze klingen noch heute in den Ohren“, so Hartnauer, „von heute auf morgen stand die Welt offen.“ Für viele DDR-Bürger sei der Wechsel von der Plan- in die Marktwirtschaft nicht einfach, sei die Erwartungshaltung zu hoch gewesen. Und so sollte die Gefahr des Auseinanderdriftens mit einer offiziellen Städtepartnerschaft gebannt werden.

164 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Orte. Aber die Bürgermeister wollen ein starkes Fundament für die Partnerschaft legen, im Sinne der Urväter Gendrisch und Lißner, so Dannhäußer und Hartnauer. „Wir haben uns die Fortsetzung des Vermächtnisses unserer Vorgänger auf die Fahnen geschrieben“, sind sie sich einig.

Autor