Zeuge bestätigt: V-Mann-Akte manipuliert
Diese Komplizen hatten jedoch Angst. Und wandten sich an einen Bekannten, von dem sie wussten, dass er ebenfalls als V-Mann für jenen Hauptkommissar des LKA arbeitete, der Mario F. führte. Der zweite V-Mann verriet, dass gegen die besorgten „Bandidos“ eine Telefonüberwachung lief.
Das war der Ansatzpunkt für die ersten Ermittlungen des Nürnberger Kriminalbeamten. Dadurch gewann er Erkenntnisse, die in einem Ermittlungsauftrag eines Staatsanwalts mündeten. Nach den ersten Beweisen für die Beteiligung von Mario F.’s V-Mann-Führer am Baggerdiebstahl bekam er Durchsuchungsbeschlüsse und eine Freigabe der unter Verschluss gehaltenen V-Mann-Akte von Mario F. Ergebnis: Die Akte war manipuliert worden. Details, die Mario F. entlasten und seinen V-Mann-Führer belasten konnten, waren verschwunden.
LKA hatte Interesse an Rockertreffen
Allerdings fand der Nürnberger Ermittler die verschwundenen Aktenteile, unter anderem auf einem Datenträger im Rucksack des V-Mann-Führers. Darin unter anderem E-Mails von Mario F. über seine Erkenntnisse, die er als V-Mann bei den „Bandidos“ gewonnen hatte; über „Auslandseinsätze“, die das LKA im ersten Prozess in Würzburg bestritten hatte; und über die möglichen Hintergründe des Zehn-Gramm-Schmuggels von Waldsassen. Holger H. bestätigte die Existenz von beiseitegeschafften Unterlagen, die nahe legen, dass die zehn Gramm für das LKA von besonderer Bedeutung waren: Laut Mario F. diente das Rauschgift als „Stimmungsmacher“ für eine Party anlässlich eines Übertrittstreffens des damaligen „Bandido“-Chefs Ralf K. zu den konkurrierenden „Hells Angels“. Dieses Treffen wollte das LKA unbedingt observieren. Da passt dazu, dass Mario F.’s V-Mann-Führer sich für die Freilassung seines gerade festgesetzten Mitarbeiters einsetzte und den versteckten Unterlagen zufolge seinen V-Mann angewiesen haben soll, tags drauf zu dem Übertrittstreffen zu gehen – mit zehn Gramm Crystal in der Tasche. Das wäre ein Indiz, das für die bislang unbewiesene Behauptung des Ex-V-Manns spricht, sein Führungsoffizier habe von dem Zehn-Gramm-Schmuggel gewusst.
Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.