Für Präsident Lula da Silva ist die Naturkatastrophe auch eine politische Herausforderung. Im vergleichsweisen wohlhabenden Süden des Landes ist er deutlich unpopulärer als im armen bevölkerungsreichen Nordosten. Nun muss Lula sein Versprechen halten, die Bundesregierung aus Brasilia werde die Menschen nicht im Stich lassen. Der deutlich jüngere Gouverneur Eduardo Leite gilt dagegen als einer der aufstrebenden Stars am brasilianischen Politikhimmel.
Brasilien leidet unter extremen Witterungsbedingungen
„Das Ausmaß dieser Katastrophe ist so groß, dass es bisher nicht möglich war, einen ‚Kommandanten‘, eine ‚zentrale‘ Instanz zu schaffen, die in der Lage ist, die Lage zu beurteilen, zu koordinieren und zu lenken“, kommentierte die Zeitung „Estadão“ aus São Paulo und prognostizierte: „Für den mit sinkender Popularität kämpfenden Lula ist diese Katastrophe ein Charaktertest.“
Brasilien litt zuletzt immer wieder unter extremen Witterungsbedingungen. Ende vergangenen Jahres beispielsweise ächzte das eigentlich feuchte Amazonasgebiet unter einer Jahrhundertdürre und extremer Hitze. Die Pegelstände vieler Flüsse sanken dramatisch, viele Tiere verendeten. Extreme Wetterereignisse wie die Überschwemmungen im Süden von Brasilien kommen zwar von Natur aus immer mal wieder vor. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern erhöht sich durch den Klimawandel allerdings sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität.