Theater Hof stellt Spielzeit vor

Von Michael Weiser
Mit "Des Teufels General" zog die junge Regisseurin Sapir Heller große Aufmerksamkeit auf das Theater Hof. In der kommenden Spielzeit inszeniert sie "Mein Kampf" von George Tabori. Foto: SFF Fotodesign Foto: red

Wie reagieren auf Bayreuths Ausweichstättennot? Das Theater Hof zeigt sich flexibel. Und freut sich als Städtebundtheater auf eine Rückkehr in eine erneuerte Stadthalle. Davor aber stehen einige Spielzeiten. Unter anderem die von 2016/2017, die Intendant Reinhardt Friese am Donnerstag vorstellte.

 
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Das Theater Hof richtet sich auf den permanenten Ausnahmezustand in Bayreuth ein und harrt der Dinge, die in der Stadthalle geschehen werden. Dabei zeigen sich die Hofer auch für die kommende Spielzeit flexibel. Für Bustransfers aus Bayreuth bieten sie sechs Extra-Vorstellungen im eigenen Haus an. Außerdem planen sie wieder mit Gastspielen im Zentrum in Bayreuth.

Welche und wie viele Stücke sie dort geben werden, welche Stücke die Bayreuther Busfahrer sehen können, gelte es noch mit Bayreuth abzuklären, sagte Intendant Reinhardt Friese gestern bei der Vorstellung des neuen Spielplans. Das Theater Hof geht aber offenbar auch nicht mehr davon aus, dass Bayreuth eine Ersatzspielstätte für die Stadthalle finden wird, die ab September geschlossen sein wird. Dann soll Bayreuths Vielzweck-Stadthalle umfassend saniert und umgebaut werden, um 2019 ihre Tore wieder zu öffnen. Bis dahin sind die Bayreuther bei Gastspielen klassischer Musik und Theater-Produktionen weitgehend auf Zentrum und Stadtkirche angewiesen.

Theatertage in Hof

Probleme, die Hof nicht hat. Am 23. September eröffnet das Städtebundtheater die Saison mit Georges Bizets „Carmen“. Es folgt – „Der Ring“. Allerdings nicht in der Fassung von Richard Wagner, sondern von Frank Nimsgern und Daniel Call zu einem Rockmusical umgeschmiedet.

Auch in die Sprechtheatersaison geht das Theater Hof mit einem Großkaliber der Theaterliteratur: mit Anton Tschechows Tragikomödie „Der Kirschgarten“. Premiere ist am 7. Oktober. Eine deutsche Erstaufführung steht mit der Komödie „Mord auf Schloss Haversham oder The Play that goes wrong“ auf dem Spielplan (12. November). Ein Hit vom Londonder West End, verspricht Friese, „es ist überhaupt ziemlich irre, dass wir dafür die Rechte bekommen haben“. Einen Fan scheinen die Hofer dagegen in Sapir Heller gewonnen zu haben. Die junge israelische Regisseurin, die dem Theater Hof mit Produktionen wie „Des Teufels General“ und „Die Jungfrau von Orleans“ überregionale Aufmerksamkeit gesichert hatte, wird im nächsten Jahr George Taboris Groteske „Mein Kampf“ inszenieren. Mit „Three Kingdoms“ von Simon Stephens präsentieren die Hofer ein Stück, das vom Fachmagazin „Theater Heute“ 2012 in der Kooperation der Münchner Kammerspiele mit einem estländischen und Londoner Theater zum besten ausländischen Drama des Jahres gewählt wurde.

Ein besonderer Höhepunkt erwartet die Fans im Frühling nächsten Jahres: Dann bietet Hof den bayerischen Theatertagen eine Bühne. Heuer gastiert das Festival in Regensburg.

Neues Stück von Spranger

Das Motto des Theater Hofs heißt „Arbeiter, Ritter, Tyrannen“ und soll sich mit den Menschen beschäftigen, die besondere Verantwortung tragen – freilich ohne ihr immer gerecht zu werden. Roland Spranger, zuletzt erfolgreich mit „Hungerleider“ schreibt für das Theater Hof eine Groteske über das moderne Arbeitsleben, in der Kandidaten in einer Fernsehshow antreten, um ihren Job zu verteidigen.

Das alles präsentieren Friese und seine Mannschaft in einer Aufmachung, die für Diskussionen sorgen kann und soll, zumindest schon mal zwischen Bewunderern und Gegnern sowjetischer Plakatkunst: Das Programmheft ist rostrot und fleckig, die Grafiken der einzelnen Stücke lehnen sich an Agitprop-Plakate an, aber in einem Retro-Chic, der das Theater überlegen lassen sollte, ob man nicht das eine oder andere Motiv auch als Poster unter die Leute bringt.

Wie ein Theater eine Stadt bereichert

Bei der Programmvorstellung kurz vor den letzten Premieren – Shakespeares „Was ihr wollt“ steht ab Samstag auf dem Programm – zog Friese Bilanz. Die Extravorstellungen für den Bayreuther Shuttleservice hätten sich bewährt, ebenso wie die Gastspiele im Zentrum, sagte Friese, sie seien gut angenommen werden. Sie könnten aber niemals ein echter Ersatz für ein komplettes Hofer Programm für Bayreuth sein. „Auch, weil dann einfach die ungewöhnlicheren Stücke fehlen“, sagte Friese. Insgesamt bekämen so auch nur rund 1500 Bayreuther Hofer Produktionen zu sehen – im Vergleich zu 10 000 in normalen Jahren."Wir sehen uns auch weiterhin als Bayreuther Stadttheater", sagte Friese, der daher auch Freude über den Druchbruch für die Stadthallenplanungen äußerte.

Dann sagte der Intendant noch etwas vom Theater als Mittelpunkt einer Stadt, als Ort der der Begegnung, der in Hof dank der Wiederbelebung der Kulturkantine noch an Vitalität gewonnen habe. Nicht nur da klang Friese, als spreche er eigentlich zu Bayreuth: in der Hoffnung, dass sich die Stadt nach dem Bürgerbegehren endlich konsequent um ihre Stadthalle kümmern werde, als künftigen Ort eines städtischen Miteinanders.

Weitere Informationen: www.theater-hof.de.  

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