Söder verspricht Förderung Technologie-Campus für Wunsiedel

Ministerpräsident Markus Söder verspricht eine weitreichende Förderung mit „sehr viel Geld“. Die Festspielstadt wird demnächst zur Wissenschaftsstadt.

 
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Als Ministerpräsident Markus Söder am Freitag fast auf die Minute pünktlich um 12 Uhr am Wunsiedler Energiepark ankommt, wirkt er gehetzt und ein wenig genervt. „Der nächste Termin“ murmelt er beim Aussteigen aus der schwarzen Dienstlimousine. Exakt 52 Minuten später eilt Söder mit deutlich besserer Laune zum abfahrbereiten Auto – und Wunsiedel ist auf dem Weg zum Wissenschaftsstandort: Mehrmals sichert der „Landesvater“ in der knappen Stunde zuvor den anwesenden Politikern sowie Vertretern der Universität Bayreuth und der Industrie zu, in Wunsiedel mit dem Future-Energy-Lab einen Technologie-Campus zu entwickeln. Der Freistaat wolle die Forschungseinrichtung mit „nicht wenig Geld“ unterstützen, wählt er auf Nachfrage der Frankenpost eine typisch fränkische Negativformulierung, rückt sie aber sogleich ebenfalls im Dialekt zurecht: „Es wird auf alle Fälle was G’scheits“.

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„Wird was G’scheits“

Während seines kurzen Rundgangs durch den Energiepark ist Söder regelrecht erschlagen von all der Technik. Als Andreas Schmuderer, Leiter der Sparte Energy-Performance bei Siemens, das Herzstück, den Elektrolyseur zur Produktion von CO2-neutralem Wasserstoff, erläutert, unterbricht ihn Söder: „Erklären Sie uns das nicht so, als wären wir bei Ihnen im Studium“.

Dem Ministerpräsidenten geht es weniger um technische Details als um das große Ganze der Energiewende. Das geballte Wissen, wie die Jahrhundertaufgabe gelingen kann, sieht er bayern-, wenn nicht europaweit in Wunsiedel vereint. Vor 20 Jahren haben der Chef der Stadtwerke SWW, Marco Krasser, und der seinerzeitige Bürgermeister Karl-Willi Beck den „Wunsiedler Weg“ eingeschlagen, der auf eine komplette Energieversorgung aus regenerativen Quellen setzt. Mittlerweile hat sich daraus ein Energie-Netzwerk aus Wind- und Sonnenenergie-, Biomasse, Kleinkraftwerken, Batteriespeicher, Wasserstoff-Produktion, Geschäftsmodellen, IT-Lösungen für die Netzsteuerung, und, und, und entwickelt.

Zusammenarbeit von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

Als I-Tüpfelchen erhält die 9200-Einwohnerstadt demnächst einen einzigartigen Technologie-Campus. Wissenschaftsminister Markus Blume und Ministerpräsident Markus Söder jedenfalls sind angetan von einem ersten Konzept für die Forschungsstätte, das sie vor Kurzem aus Wunsiedel erhalten haben. „Wir wollen die Wunsiedler Erfolge jetzt mit dem Future-Energy-Lab auch für andere ausrollen. Ich committe mich dafür“, sagt Söder bei seinem Besuch in Wunsiedel auf gut neudeutsch. Das Energy-Lab oder mittlerweile der Technologie-Campus ist laut dem Ministerpräsidenten entscheidend, damit die Digitalisierung der Energiewende ebenso vorankommt wie die Wasserstoffverteilung und -nutzung sowie die nachhaltigen Netze der Zukunft. Das Future-Energy-Lab entstehe aus einer Zusammenarbeit von Staat, Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen. Ziel sei eine Forschungseinrichtung, die Lösungen insbesondere für die Städte und Gemeinden, aber auch für die Wirtschaft erarbeite.

Die Organisation des Campus, also welche Gesellschaftsform die beste ist und welche Gesellschafter beteiligt sind, steht noch nicht endgültig fest. Offenbar gibt es dafür mehrere Modelle. Auch ein konkreter Zeitplan, wann die Wissenschaftler in Wunsiedel loslegen, fehlt noch. Zunächst feilen die Beteiligten aus der Stadt Wunsiedel, der SWW, dem Siemens-Konzern, der Universität Bayreuth und der Hochschulen Amberg-Weiden und Hof noch einmal an letzten Formulierungen. Letztlich müssen die Experten des Wissenschaftsministeriums das Vorhaben absegnen. Dass sie dies tun, dürfte allein angesichts der konkreten Zusagen des Ministerpräsidenten keine Frage sein. Allerdings ist das Papier laut Söder eine Grundlage für die Frage, mit wie viel Geld der Freistaat sich beteiligt.

Wasserstoff aus Wunsiedel

Einen Ratschlag, wie die Wunsiedler vorgehen sollen, hatte der Bezirkstagspräsident und ehemalige Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm parat, nachdem sich Söder verabschiedet hatte: „Ihr müsst das Konzept so stricken, dass der Ministerpräsident stolz auf den Technologie-Campus sein kann, die Ansprüche aber noch mit dem Haushalt vereinbar sind.“

Angesichts der weltpolitischen Lage wird Wunsiedel immer wichtiger, insbesondere die Wasserstoffproduktion, die am 14. September in Betrieb gehen soll. Wie Markus Söder sagte, will der Freistaat schnell unabhängig von Energie aus Russland werden. „Dabei spielt Wasserstoff die entscheidende Rolle.“ Bayern werde den Energieträger nicht nur importieren, sondern einen großen Teil selbst produzieren. „In Wunsiedel wird die bedeutendste und größte Anlage in Europa gebaut.“ Auch diese unterstütze der Freistaat gerne. „Zur Einweihung komme ich gerne wieder. Allein schon um zu zeigen, dass ganz Bayern auf Wunsiedel blickt.“

Ansage aus München

Angesichts Söders weitreichender Versprechen strahlten Bürgermeister Nicolas Lahovnik, SWW-Chef Marco Krasser, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel und die weiteren Anwesenden. „Er hat sich ganz klar zum Technologie-Campus bekannt und nicht nur zu einem kleinen Labor. Das ist eine Ansage“, raunte Marco Krasser.

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