Stenglein sticht spät ins Spargelfeld

Von Stefan Linß
Das Schälen geht den Mitarbeiterinnen im Hofladen schnell von der Hand. Foto: Stefan Linß Foto: red

Der Hofladen in Rothwind bei Mainleus hat geöffnet, und auch die Gastronomen in der Region werden endlich mit frischem Spargel aus heimischem Anbau beliefert. "Ich bin dankbar, dass unsere Stammmannschaft heuer wieder mit dabei ist", sagt Matthias Stenglein im Gespräch mit dem Kurier. Die gut 30 Saisonarbeiter aus Polen sind ein eingespieltes Team und bilden die Grundlage für den Betrieb. In Zukunft werde es immer schwieriger werden, die guten Spargelstecher in ausreichender Zahl zu bekommen, befürchtet der Landwirt. Das sei eine noch größere Herausforderung als die Wetterkapriolen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Spargel aus dem Maintal sprießt im Vergleich zum vergangenen Jahr fast drei Wochen später. 2017 hatte das Stangengemüse aber auch einen extremen Frühstart hingelegt. Schon Ende März konnte Familie Stenglein damals den ersten Spargel verkaufen.

Spargel konnte sich im Winter ausruhen

"In diesem Winter gab es krasse Fröste", sagt der Landwirt. Temperaturen von minus 15 bis minus 20 Grad wurden gemessen. "Das war gut, weil die Pflanzen in einen Winterschlaf gefallen sind", erklärt Matthias Stenglein. Der Spargel habe sich lange ausgeruht und nun ist es endlich soweit. Mit voller Kraft schießen aktuell die Triebe nach oben. 

Die Sonne ist heiß, die Temperaturen steigen auf bis zu 26 Grad. Eigentlich gab es diesmal gar keinen Frühling, stellt der Landwirt fest. Der Winter ist fast nahtlos in den Sommer übergegangen. Das lässt den Spargel immer weiter sprießen. Die frühen Sorten zeigen jetzt ihren Erstaustrieb, die späteren Sorten sind etwa Mitte Mai dran.

Zu viel Wärme verkürzt die Spargelsaison

Doch zu viel Sonne ist gar nicht besonders gut, sagt der Landwirt. Höchsttemperaturen um die 15 Grad, wie sie für April und Mai normal wären, genügen völlig. Wenn es so weitergeht mit dem Wetter, könne es nämlich sein, dass der Spargel wesentlich schneller wächst als sonst. Das würde wiederum bedeuten, dass sich die diesjährige Spargelsaison verkürzt. Für alle Feinschmecker, die ohnehin schon so lange auf den Genuss gewartet haben, ist das keine gute Nachricht. Doch für eine Prognose, wie die Ernte in diesem Jahr verlaufen wird, ist es noch viel zu früh.

Normalerweise endet die Saison am 24. Juni, dem Johannistag. Allerdings halte sich die Pflanze nicht zwangsläufig an den Kalender, sondern wächst dann, wenn die Bedingungen passen. 

"Wenn wir keinen Spargel haben, dann gibt es auch keinen."

Familie Stenglein hat nach mehr als zwei Jahrzehnten genug Erfahrung mit dem Anbau gesammelt und kann abschätzen, wie viele Stangen aus dem lockeren Sandboden gegraben werden dürfen. Wenn sie genug geerntet haben, dann hören die Helfer mit dem Stechen auf. Denn die Pflanze braucht eine Reserve, um mit den Nährstoffen gut durch den nächsten Winter zu kommen und im nächsten Jahr wieder kräftig austreiben zu können. 

"Wir wissen, wie viel wir ernten dürfen", sagt Matthias Stenglein. "Wenn wir keinen Spargel haben, dann gibt es auch keinen." Der Zukauf vom Großmarkt kommt für den Rothwinder nicht infrage. "Ich verkaufe nur meinen eigenen Spargel", sagt er. In den vergangenen Wochen habe es zahlreiche Kundenanfragen gegeben, wann es denn endlich losgeht.

Die guten Leute werden langsam knapp

Auch auf die Spargelstecher wirkt sich das Wetter aus. In der prallen Sonne ist die ohnehin schon mühsame Arbeit umso beschwerlicher. Matthias Stenglein versucht, den Saisonkräften das Drumherum so angenehm wie möglich zu machen. Es gibt Grillfeste, jeden Tag freie Getränke und bessere Unterkünfte. "Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass sie im nächsten Jahr alle wiederkommen", sagt der Rothwinder Spargelbauer. 

Der Arbeitskräftemangel verschärft sich und die guten Leute werden langsam knapp. Der Lebensstandard in Polen steigt. Und damit sinkt der Anreiz, im Nachbarland Spargel zu stechen. In Osteuropa finden die Menschen zunehmend gut bezahlte Jobs. "Manche erhalten nicht so lange Urlaub", stellt Matthias Stenglein fest. Einfach für mehrere Wochen nach Deutschland zu kommen, sei für sie dann nicht mehr so einfach möglich. 

Der Spargelhof

Auf 15 Hektar Fläche baut Matthias Stenglein mit seiner Familie rund um den Rothwinder Spargelhof das edle Stangengemüse an. Den größten Teil der Ernte verkauft er im eigenen Hofladen, etwa ein Drittel geht an die heimische Gastronomie sowie an ausgewählte Supermärkte in der Region. Gut 30 Erntehelfer aus Polen sind auf den Feldern unterwegs, um den Spargel zu stechen. Im Hofladen arbeiten weitere Kräfte, die sich um das Schälen und den Verkauf kümmern. Die frühesten Spargelsorten treiben rund um Rothwind derzeit aus. Bis der erste grüne Spargel auf den Tisch kommt, wird es noch ein paar Tage länger dauern. ,

Bilder