Serie: „Mein Verein“ DLRG Marktredwitz bietet sogar PCR-Tests an

Im Kampf gegen Corona ist die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft aktuell aktiver als im Wasser. Als Einzige im Landkreis Wunsiedel übernehmen die ehrenamtlichen Mitglieder kostenpflichtige PCR-Tests.

 
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Marktredwitz - Jeder kennt die rot-gelbe Einsatzkleidung der Lebensretter: Normalerweise passen DLRG-Mitglieder in Schwimmbädern und an Badeseen auf, dass keiner untergeht. Außerdem geben sie Schwimmkurse, trainieren Kinder und Jugendliche und bilden Rettungsschwimmer aus. Bekanntlich ist die DLRG die größte freiwillige Wasserrettungs-Organisation der Welt. Ihre Mission: Ertrinken verhindern. Doch die Ehrenamtlichen verstehen sich auch als Nothilfeorganisation – schließlich heißt ihr Verein Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Deshalb engagieren sich etliche Ortsvereine bei der Pandemie-Bekämpfung und bieten Tests an, auch im Fichtelgebirge. Die DLRG-Mitglieder sind dafür gut gerüstet, zumal viele Rettungsschwimmer nicht nur über eine Erste-Hilfe-Ausbildung verfügen, sondern sich auch zu Sanitätern weiterqualifiziert haben.

Dreimal pro Woche im KEC

Eine herausragende Rolle hat im Fichtelgebirge die DLRG Marktredwitz übernommen: Bis heute testen die Ehrenamtlichen dreimal pro Woche im KEC auf Corona. Angeboten werden am Montag, Mittwoch und Samstag neben den Schnelltests sogar die aufwendigen kostenpflichtigen PCR-Tests, die sonst keiner im Landkreis Wunsiedel macht. Das Besondere daran: Alle Helfer in der Teststelle arbeiteten ehrenamtlich, sagt Vorsitzender Achim Trager. „Sie verzichten sogar auf die Aufwandsentschädigung, damit auch dieses Geld dem Verein zugute kommt.“

Schon 330 Mitglieder

Der Zusammenhalt ist groß bei dieser jungen Truppe, die Trager 2006 gegründet hat. Er wuchs in Wunsiedel auf und war dort schon DLRG-Mitglied. Als er nach Marktredwitz umzog und hier arbeitete, ärgerte es ihn, dass die größte Stadt des Landkreises keinen eigenen Ortsverein hatte. Also gründete Trager mit 20 Interessierten selbst die DLRG Marktredwitz, die heute 330 Mitglieder zählt. „Sogar im Pandemie-Jahr haben wir 40 Neue dazugewonnen“, freut sich der 42 Jahre alte Vorsitzende, der beruflich als Gebietsdirektor für die Sparkassen-Filialen in Selb, Schönwald, Marktleuthen, Kirchenlamitz und Röslau verantwortlich ist.

Jugend-Vorstand mit Finanzbudget

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Besuch eines DLRG- Schwimmkurses ist nicht an eine Vereins-Mitgliedschaft gekoppelt. Ursache für den großen Zulauf sieht Trager in der „sehr, sehr guten Jugendarbeit des Vereins“: Der Anteil an Kindern und Jugendlichen liege bei 72 Prozent. Die Mitglieder des Jugend-Vorstands seien zwischen 12 und 26 Jahre alt und verfügten über ein eigenes finanzielles Budget. Jeden Monat gebe es Aktionen außerhalb des Schwimmtrainings wie Zeltlager, Kino, Basteln oder eine Weihnachtsfeier. Angebote für Kinder ab vier, fünf Jahren fänden sich ebenso darunter wie solche für Jugendliche.

Training mit Spaß statt Druck

Im Schwimmtraining sei jeder willkommen, der ohne Druck Bewegung machen und Spaß haben möchte.

Wer mehr leisten will, wird auf Wettkämpfe vorbereitet. Einige Mitglieder schwimmen sehr weit vorne mit, zum Beispiel der Selber Markus Rausch. Für die DLRG Marktredwitz tritt bei Wettbewerben auch Ann-Sophie Meier aus Mittelfranken an, die in Mannheim Medizin studiert und im Bayern-Kader schwimmt.

Sanitäter-Ausbildung genutzt

Da während der Pandemie Schwimmkurse sowie Teile des Trainings wegfielen, etliche DLRG-Mitglider aber über eine Sanitäter-Ausbildung verfügen, entschloss man sich, Tests anzubieten – erstmals Weihnachten 2020 mit dem BRK, damit Angehörige in Pflegeheimen besucht werden konnten. Als sich im Frühjahr 2021 abzeichnete, „dass Corona so schnell kein Ende nimmt“, entschlossen sich die Vereinsmitglieder, dauerhaft bei der Bekämpfung de Pandemie mitzuhelfen.

Rekord: 847 Tests an einem Nachmittag

Seit April 2021 bietet die DLRG regelmäßig Tests in Marktredwitz an, zunächst im Kino, heute im KEC. Rekordwerte erzielten die Helfer an den Test-Wochenenden für Schüler. „Einmal schafften wir 847 Tests an einen einzigen Nachmittag“, erzählt Trager. Sechs Teststellen liefen parallel: Niemand musste länger als vier Minuten warten, um dranzukommen.

Bis zu 35 Helfer

Normalerweise bestehe das Test-Team aus zehn bis fünfzehn Vereinsmitgliedern, in Hochzeiten werde auf 30 bis 35 Helfer aufgestockt. Nicht jeder müsse medizinisches Wissen besitzen, es brauche auch Kräfte „für den Schreibkram und die Anmeldung“, sagt der Vorsitzende. Manchmal böten Eltern von Vereinsmitgliedern Unterstützung an, um sich ebenfalls bei der Corona-Bekämpfung nützlich zu machen.

Beratungsbedarf macht Telefondienst nötig

Seite Ende vergangenen Jahres können Selbstzahler im KEC sogar PCR-Tests machen. Dieses Angebot gibt es landkreisweit nur bei der DLRG Marktredwitz. Die Ehrenamtlichen fahren die Abstriche nach Hof in ein Labor. Diese kostenpflichtigen PCR-Tests seien besonders bei Urlaubern begehrt, erklärt Vorsitzender Achim Trager. Außerdem gebe es so viel Beratungsbedarf, dass immer ein Team-Mitglied Telefondienst schiebe, um alle Fragen der Anrufer zu beantworten.

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