Schachblume contra Bau-Projekt

Von Kerstin Fritzsche

Kann eine seltene Blume ein Bau-Projekt verhindern? Die Spedition Steinbach möchte, wie bereits bekannt, in Aichig eine neue Lagerhalle bauen, 35 Meter vom Wohngebiet entfernt. Lärmbelästigung ist die eine Sache, die die Anwohner umtreibt. Die andere ist weiß oder violett, trägt ein Schachbrettmuster, hängt ihren Kopf in den Wind und ist eine bedrohte Art: die Schachblume.

 
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Die Schachblume (oder auch: Schachbrettblume, Kiebitzei) kommt dort auf der angrenzenden Feuchtwiese vor. Eine Interessengemeinschaft Schachblume, die sich erst Ende Dezember gegen den Bau gründete, befürchtet, dass die unter Schutz stehende Lilien-Art durch das Bau-Projekt vertrieben würde und hat deswegen Unterschriften gegen den Bau der Lagerhalle gesammelt. Diese insgesamt 350 Unterschriften wurden am Montagmorgen Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) übergeben.

Entscheidung im Stadtrat fiel vor Weihnachten

Der Unterschriften-Sammlung war ein Offener Brief von Manfred Bühl, dem Distriktvorsteher Grunau/Aichig, an die Oberbürgermeisterin im Januar vorausgegangen, nachdem der Stadtrat in seiner Sitzung vor Weihnachten gegen die Stimmen der Grünen für den Bau der Lagerhalle gestimmt hatte. Geplant ist von der Firma Steinbach eine Erweiterung ihres Geländes in Aichig nach Osten; die Lagerhalle soll auf 7400 Quadratmetern entstehen. Die Fläche, auf der sie entstehen soll, ist im Flächennutzungsplan teilweise für Landwirtschaft vorgesehen. Sie muss in ein Industriegebiet umgewandelt werden. Derzeit befinden sich dort ein Teil des Lastwagen-Parkplatzes, ein Biotop und ein Feld.

"Die Schachblume wächst nur 30, 40 Meter vom Baugrundstück entfernt", sagt Bühl. "Die Stadt steht in der Verantwortung für den besonderen Schutz der Blume, denn sie ist in der  Bundesartenschutzverordnung aufgenommen." Daher solle nun ein hydro-geologisches Gutachten erstellt werden, bevor gebaut beziehungsweise die Fläche als Industriegebiet erschlossen werde, so Bühl. Auch müsse gewährleistet werden, dass der Wassergraben, der die Wiese feucht hält, weiter besteht.

Neu pflanzen nicht möglich

Das fordert auch die Interessengemeinschaft (IG) Schachblume. Eine Umsiedlung der Pflanzen, so wie sie ein Stadtrat im Dezember vorgeschlagen hatte, sei nicht möglich, sagt Torsten Kühlmann von der IG. "Auch neu pflanzen geht nicht. Es braucht ein entsprechendes Fundament. Die etwa ein Meter tiefe wasserundurchlässige Schicht vor Ort ist überlebenswichtig für die Blume."

Die Schachblume wächst außer in Bayreuth nur noch im Spessart, vereinzelt im bayerisch-hessischen Grenzgebiet und nahe Hamburg. Sie ist eine der meist bedrohten Pflanzen in Deutschland, so der Bund Naturschutz, und in Mitteleuropa nahezu ausgestorben. Aber die Aichiger Bürger machen sich auch noch ganz andere Sorgen: "Die geplante Halle geht bis zu 35 Meter ans Wohngebiet heran, und sie soll zehn Meter hoch sein. Da ist der Abstandserlass zu beachten. Außerdem wissen wir schon aus Gesprächen mit Steinbach, dass auch außerhalb der normalen Geschäftsöffnungszeiten gearbeitet werden soll, das bedeutet erhöhte Lärmbelästigung", erklärt Bühl.

Stadtbaureferat will Lärmschutz-Gutachten

Der gerade ausgeschiedene Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl hatte im Januar gesagt, dass laut einer Einschätzung des Umweltamts die Schachblume in Aichig nicht gefährdet sei, dies sei aber genauer zu prüfen. Für ihn ist ein Lärmschutzgutachten zum Bauprojekt absolute Bedingung. Mit den Eingaben der Anwohner, die die ausgelegten Unterlagen jetzt einen Monat im Rathaus studieren konnten, und der Unterschriften-Sammlung wird die Situation jetzt neu bewertet. Das Ergebnis wird wieder einen Monat ausliegen.

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