Kreis kritisiert Landesentwicklungsplan

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Das Himmelkroner Gewerbegebiet ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Folgerichtig ist die Gemeinde jetzt zum Mittelzentrum geworden - gemeinsam mit Bad Berneck und Gefrees. Ein weiteres Mittelzentrum im Landkreis Kulmbach ist laut dem neuen Landesentwicklungsprogramm nicht vorgesehen. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Der Landkreis Kulmbach soll künftig nach den Plänen der Landesregierung nur ein Mittelzentrum bekommen. Und zwar nur mit einer Kommune als Partner von zwei anderen im Landkreis Bayreuth. Das gefällt dem Kreisausschuss nicht.

 
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Denn bisher ist im neuen Landesentwicklungsprogramm (LEP) nur Himmelkron als künftiges Mittelzentrum berücksichtigt worden. Und dass nur als Teil eines Mehrfachzentrums, das über die Landkreisgrenze hinausreicht. Lediglich im Verbund mit Bad Berneck und Gefrees würde Himmelkron zum einzigen Mittelzentrum im gesamten Landkreis werden.

Stadtsteinach als einziger ehemaliger Landkreis außen vor

Doch der Landkreis wolle nicht nur im östlichen Landkreis ein Mittelzentrum, betonte Landrat Klaus Peter Söllner (FW). Im nördlichen Teil des Kreisgebiets soll ein Mittelzentrum um Stadtsteinach entstehen, zusammen mit Untersteinach und Marktleugast. Und im südlichen Landkreis eines um Thurnau mit Neudrossenfeld und Kasendorf. „Stadtsteinach ist übrigens der einzige ehemalige Landkreis in ganz Bayern, der bisher kein Mittelzentrum wurde“, stellte Söllner fest. Um das Oberzentrum Kulmbach sollten sich im Landkreis mehrere Mittelzentren verteilen.

Weil das Anhörungsverfahren zum überarbeiteten Landesentwicklungsprogramm noch bis 15. November läuft, hat der Landkreis eine erneute Stellungnahme zu den Plänen verfasst. Neben den weiteren Mittelzentren sollen Marktschorgast, Neuenmarkt und Wirsberg zu dem Himmelkroner Bündnis dazustoßen. In Mittelzentren können größere Einzelhandelsflächen ausgewiesen und zum Beispiel Möbel- und Baumärkte leichter angesiedelt werden.

"Hälfte des Landkreises plötzlich Mittelzentrum"

Kritisch äußerten die Kreisräte Veit Pöhlmann (FDP) und Dr. Claus Gumprecht (Grüne). Sie halten Mehrfachzentren nicht für den richtigen Weg. „Wir werden damit keinen Erfolg haben, wenn plötzlich die Hälfte des Landkreises Mittelzentrum ist“, sagte Pöhlmann. „Stadtsteinach allein ja, aber nicht die ganze Region.“ Für die Kreisentwicklung sei es viel besser, sich auf einzelne zentrale Orte zu konzentrieren. Gumprecht teilte die Bedenken, jedoch aus einem anderen Grund: „Ich fürchte, künftig ist dann alles unter Beton, weil wir nur noch Baugebiete, Industrie und Umgehungen haben.“ Ein Zentrum sei eine gewachsene Gemeinde und „kein Konglomerat aus vielen Dörfern“.

"Lieber an gewachsene Strukturen halten"

Mehrfachzentren in der Fläche werde er nicht zustimmen, kündigte Pöhlmann an. „Wenn wir die Befindlichkeiten eines jeden Bürgermeisters berücksichtigen, werden wir am Ende überhaupt keinen Erfolg haben.“ Die Funktionen eines Zentrums seien von alleine gewachsen oder es sei eben keines. „Wer ist bei so vielen Mittelzentren im Landkreis überhaupt nicht mehr mit drin?“, fragte sich Klaus Förster (FW). Söllner entgegnete: „Es wäre nicht fair, die anderen Kommunen zum jetzigen Zeitpunkt hinauszukegeln.“ In anderen Regionen Bayerns seien eben jene Mehrfachzentren mit bis zu vier Kommunen gebildet worden. Selbstverständlich seien Stadtsteinach und Thurnau alleine als Mittelzentrum denkbar. Wenn das so nicht zu erreichen sei, dann vielleicht gemeinsam mit Nachbargemeinden.

Ministerialrätin: Mehrfachzentren nur bedingt sinnvoll

Wie Tina Dangl, Ministerialrätin und Pressesprecherin im Staatsministerium für Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat auf Kurier-Anfrage mitteilte, sollen vor allem Versorgungseinrichtungen in zentralen Orten vorgehalten werden. „Mehrfach- und Doppelzentren kommen dann in Betracht, wenn sich kein geeigneter Einzelort anbietet und ansonsten die flächendeckende Versorgung mit zentralörtlichen Einrichtungen nicht sichergestellt wäre. Dabei sollen sich die Teilorte in ihren Versorgungsfunktionen ergänzen.“

Außerdem wird der Landkreis im LEP als „Raum mit besonderem Handlungsbedarf“ gesehen. Staatliche Förderprogramme sollten aber zielgerichtet in strukturschwachen Kommunen und Kreisen eingesetzt werden. Auch die geplante Lockerung des Anbindegebots von Gewerbe- und Industriegebieten an vorhandene Siedlungseinheiten lehnt der Landkreis ab. Ebenso ist er gegen die „wahllose Aufstufung“ zu zentralen Orten. Der Kreisausschuss stimmte dem Positionspapier einstimmig zu - bis auf Veit Pöhlmann: Während der Abstimmung verließ er den Raum.

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