Landesentwicklung: Kulmbach nicht abhängen

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Kreisausschuss will nicht, dass Kulmbach abgehängt wird: Mit einer Schreiben, das der Kreistag noch billigen muss, will der Landkreis auf die Mittelzentrums-Vorhaben in Kulmbach nachdrücklich hinweisen. Auch Stadtsteinach und Thurnau sollen als Mittelzentren anerkannt werden. Himmelkron gehört bereits zum Dreier-Zentrum mit Gefrees und Bad Berneck, beides im Landkreis Bayreuth. Foto: Udo Meixner Foto: red

Sieben Briefe hat Landrat Klaus Peter Söllner bereits zum Thema nach München geschickt. Sieben Briefe, die bislang keine Wirkung zeigten. Die Schreiben handeln vom Landesentwicklungsprogramm. Und davon, dass der Landkreis mehr Mittelzentren brauche. Jetzt beschloss der Kreisausschuss einstimmig, noch einen weiteren Vorstoß zu wagen.

 
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Der Beschluss dient zugleich als Empfehlung an den Kreistag. Das Problem:  Himmelkron, Bad Berneck und Gefrees wissen bereits, dass sie dabei sind und Mittelzentrum werden. Weitere Kommunen im Landkreis außer Himmelkron kommen jedoch nach den bisherigen Plänen des bayerischen Finanzministeriums nicht zum Zuge. „Wir sollten deshalb noch einmal für Thurnau und Stadtsteinach den Hut in den Ring werfen“, sagte Landrat Söllner (FW) am Montag. Auch Wirsberg, Neuenmarkt und Marktschorgast,  ursprünglich Partner von Himmelkron und Bad Berneck, sollten Söllner zufolge nicht leer ausgehen.

"Für Landkreis nicht von Vorteil"

Kreisrat Hermann Anselstetter (SPD), zugleich Sprecher der Fünfergruppe, die gemeinsam Mittelzentrum werden wollte, warnte: „Die Entwicklung wird für unseren Landkreis nicht von Vorteil sein.“  Der Landkreis Kulmbach fasere an den Rändern aus. Die Konstellation Himmelkron, Gefrees und Bad Berneck sei vor allem günstig für den Landkreis Bayreuth. Doch Neuenmarkt oder Marktschorgast hätten genauso eine Infrastruktur, die von der Autobahn abhängig sei und die es zu schützen gelte. „Wir setzen nach wie vor auf ein mittelständisches Entwicklungsband auf beiden Seiten der A 9“, sagte der Wirsberger Bürgermeister. Davon profitiere der gesamte Frankenwald. Um die Ausfahrten an den Autobahnen 9 und 70 sollten Entwicklungszentren entstehen, die für alle vorteilhaft seien. Die Universität Bayreuth erarbeite derzeit ein Gutachten, das die Verantwortlichen umstimmen soll.

"Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen"

„Himmelkron hat nicht vor, den Landkreis Kulmbach zu verlassen“, beruhigte Kreisrat Gerhard Schneider (CSU). Er wolle die übrigen drei Mitstreiter weiterunterstützen, so der Himmelkroner Bürgermeister. „Wir haben das gemeinsam auf den Weg gebracht und es sollte noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.“ Im Parlament werde es noch eine Anhörung geben, bevor die Abgeordneten entscheiden.

Marktleugast, Untersteinach und Stadtsteinach wollen ebenfalls noch nicht aufgeben.  „Wir haben gute Gründe und historische Verbindungen zueinander“, sagte Kreisrat Roland Wolfrum (SPD). Der Stadtsteinacher Bürgermeister sagte, es gelte zum Beispiel den Bestand des Forstamts zu sichern. Die Stadt werde ihre Argumente noch einmal auflisten und vor dem Anhörungsverfahren an das Ministerium schicken. Dabei sei auch die Unterstützung des Landkreises wichtig: „Wir dürfen nicht von vornherein klein beigeben.“

Mittelzentrum im südlichen Landkreis

Kreisrat Martin Bernreuther (CSU) warb ebenfalls für eine Aufwertung Thurnaus zum Mittelzentrum. Die Gemeinde verfüge über eine Anbindung an die A 70 und sei mit zwei Instituten der Universitäten in Bamberg und in Bayreuth verknüpft. Thurnau will gemeinsam mit Neudrossenfeld und Kasendorf Mittelzentrum werden. Was Thurnau bereits geschafft hat, daran arbeitet die Stadt Kulmbach noch immer: ein Hochschulstandort zu werden. Ob Oberzentrum oder Mittelzentrum – Worte allein nutzten nichts, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). „Wir sind seit einiger Zeit Oberzentrum, leichter ist es dadurch nicht geworden.“ Eine Hochschuleinrichtung sei hingegen etwas, wovon der ganze Landkreis profitieren könnte. Substanzielle Hilfe sei endlich nötig.

Kulmbach könnte nachhaltig geschwächt werden

Veit Pöhlmann, FDP-Kreisrat, war der Ansicht, dass der Landkreis mehrere Entwicklungszentren brauche. „Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen“, sagte er zu Schramms Hochschulidee. Pöhlmann fürchtet, die Einteilungen im Landesentwicklungsprogramm würden über Generationen hinweg festzementiert werden. „Es geht um den ganzen Landkreis“, sagte Pöhlmann. „Das ist mehr als das Oberzentrum Kulmbach und das Teil-Mittelzentrum Himmelkron.“ Das neue Dreierzentrum müsse Entwicklungsziele definieren: „Die Mehrzahl davon wird Bayreuth betreffen und das schwächt den Landkreis Kulmbach.“ Für Pöhlmann steht das LEP nicht für die Entwicklung des ländlichen Raums, sondern für seine Schwächung, weil es auf Zentralisierung setze.

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